Held von Garathorm
seine eigene innere Überzeugung, daß er tatsächlich recht hatte.
Hawkmoon warf einen schnellen Blick auf Katinka van Bak, um festzustellen, was sie davon hielt. Sie hob lediglich die Schultern. „Ich habe nichts dagegen, wenn wir noch eine gute Klinge bei uns haben."
Eines mißfälligen Kopfschüttelns konnte sie sich jedoch nicht enthalten, als sie das gelbe Pferd näher betrachtete. „Allerdings fürchte ich, daß wir uns Eurer Gegenwart nicht sehr lange erfreuen können."
„Das wird sich noch herausstellen", sagte Jhary-a-Conel grinsend. „Wohin gedenkt Ihr zu reiten?"
Hawkmoons Argwohn erwachte. Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß dieser Bursche ein Spion der Teufel sein mochte, die jetzt in den Bulgarbergen hausten.
„Weshalb fragt Ihr?" erkundigte er sich barsch.
Jhary zuckte die Schultern. „Mir fiel gerade ein, daß ich Unerfreuliches über eine wilde Bande in den Bergen östlich von hier gehört habe. Sie überfallen und vernichten alles in einem Blitzangriff und kehren dann in ihren Schlupfwinkel zurück."
„Mir kam Ähnliches zu Ohren", gestand Hawkmoon vorsichtig. „Wie erfuhrt Ihr davon?"
„Durch einen Reisenden, den ich unterwegs traf."
Endlich fand Hawkmoon Katinka van Baks Geschichte durch einen anderen bestätigt. Er war äußerst erleichtert, daß sie ihm keine Lügenmär aufgetischt hatte. „Wir reiten ungefähr in diese Richtung", erklärte er. „Vielleicht werden wir selbst etwas von diesen Banditen sehen."
„Das wäre sehr leicht möglich", warf Katinka van Bak mit grimmigem Lächeln ein.
Und nun waren sie zu dritt unterwegs zu den Bulgarbergen - ein seltsames Trio, wahrhaftig. Mehrere Tage ritten sie schon gemeinsam dahin, aber Jharys Gaul schien keine Schwierigkeiten zu haben, mit den beiden anderen Pferden Schritt zu halten.
Eines Tages wandte Hawkmoon sich an ihren neuen Gefährten und fragte ihn: „Seid Ihr je einem Mann namens Oladahn begegnet? Er war ziemlich klein, und am ganzen Leib mit pelzähnlichem rotem Haar bedeckt. Er behauptete, von den Riesen der Bulgarberge abzustammen (die, meines Wissens, noch nie jemandem untergekommen sind). Ein ausgezeichneter Bogenschütze war er."
„Ich lernte viele ausgezeichnete Bogenschützen kennen, unter ihnen Rackhir, den Roten, der vielleicht der beste Bogenschütze des ganzen Multiversums ist, doch nie einen namens Oladahn. War er ein guter Freund von Euch?"
„Lange Zeit mein engster."
„Vielleicht trug ich diesen Namen?" murmelte Jhary-a-Conel überlegend mit zusammengezogenen Brauen. „Ich nannte natürlich viele Namen mein eigen. Irgendwie ist mir, als müsse ich ihn kennen. Genau wie Euch zweifellos die Namen Corum oder Urlik vertraut sind."
„Urlik?" Hawkmoon spürte, wie er erblaßte. „Was wißt Ihr über diesen Namen?"
„Es ist Eurer. Das heißt, einer zumindest, genau wie Corum. Obgleich Corum der Rasse nach kein Mensch war und Ihr Euch deshalb vermutlich nicht so leicht an ihn erinnern könnt."
„Ihr sprecht so selbstverständlich von Inkarnationen! Wollt Ihr wahrhaftig behaupten, Ihr könnt Euch an vergangene Leben so leicht wie an vergangene Abenteuer erinnern?"
„An manche, doch durchaus nicht an alle. Und das ist auch gut so. In einer anderen Inkarnation entsinne ich mich möglicherweise gerade an diese nicht mehr. Obwohl, wie ich bemerke, sich in diesem Fall mein Name nicht geändert hat."
Er nickte und lachte. „Meine Erinnerungen kommen und gehen - nicht anders als Eure. Das ist unser Glück."
„Ihr sprecht in Rätseln, Freund Jhary."
„Das sagt Ihr oft." Wieder zuckte Jhary die Schultern. „Doch dieses gegenwärtige Abenteuer erscheint mir ein wenig anders zu sein, das muß ich zugeben. Ich befinde mich zur Zeit in einer recht ungewöhnlichen Lage. Ständig werde ich, scheinbar aufs Geratewohl, durch die Dimensionen gewirbelt. Das ist Rissen und Verzerrungen des Kontinuums zuzuschreiben, zweifellos herbeigeführt durch irgendeinen unüberlegten oder ungeschickten Zauber. Und dann kommt natürlich das Interesse ins Spiel, das die Chaoslords immer sofort zeigen, wenn sich ihnen solche Gelegenheiten bieten. Ich bin ziemlich überzeugt, daß sie auch hier mitmischen."
„Die Chaoslords? Wer sind sie?"
„Oh - das ist etwas, das Ihr selbst feststellen müßt, wenn Ihr es noch nicht wißt. Manche meinen, sie leben am Ende der Zeit, und ihre Versuche, das Universum nach ihren Vorstellungen zu manipulieren, seien der Tatsache zuzuschreiben, daß ihre eigene Welt dem Untergang nahe
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