Held zum Verlieben
wie sie in dem Drugstore verschwanden. Die Tatsache, dass Jack und Rachel sich so gut verstanden, wühlte ihre Gefühle noch mehr auf, als nur die bloße Tatsache, dass sie sich von Jack angezogen fühlte. Verzweifelt wehrte sie sich dagegen, diesen Mann zu begehren. Sie starrte auf die fast menschenleere Straße.
Diese Straße war ein Abbild ihres eigenen Lebens. Zugegeben, sie hatte Wade, der sie liebte und sich um sie kümmerte, und sie hatte ihr Kind. Sie liebte Rachel mehr als ihr Leben, aber dennoch fehlte etwas. Sie schlief allein ein, sie wachte allein auf, sie weinte allein … Sollte das wirklich schon alles gewesen sein, was das Leben ihr zu bieten hatte? Sie sehnte sich danach, in den Armen eines liebenden Mannes zu liegen.
Wenn Jack sich Charlies Gefühle bewusst gewesen wäre, wäre es anders um ihn bestellt gewesen. So aber konzentrierte er sich ganz auf das quirlige Bündel in seinen Armen, dessen kleine flinke Hände begeistert nach allem griffen, was interessant aussah.
Er ging schnell auf die Dame zu, die hinter dem Ladentisch stand. Laut Namensschild hieß sie Judith Dandridge. Sie war groß, fast so groß wie er, und obwohl sie nicht älter als ungefähr vierzig aussah, war ihr dickes glattes Haar schon völlig ergraut. Wenn da nicht die Verbitterung in ihrem Gesicht gewesen wäre, hätte Jack sie durchaus als attraktive Frau beschrieben. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass Judith Dandridge in ihrer Jugend eine sehr aparte Erscheinung gewesen war.
„Ma’am“, sagte er freundlich und reichte ihr das Rezept, „das ist für Charlotte Franklin.“
Die Frau nahm das Rezept entgegen, vergewisserte sich, dass Charlies Name darauf stand, blickte an Jack vorbei auf die Straße, wo Charlie im Wagen wartete und musterte Jack dann eingehend.
„Was fehlt Charlie denn?“, fragte sie. „Warum ist sie nicht mit reingekommen?“
„Sie hat sich den Knöchel verstaucht.“
Judith Dandridge machte sich daran, die Salbe zu holen. Und während sie warteten, tätschelte Rachel Jacks Wange und er knurrte die kleinen Finger gefährlich drohend an. Rachel kicherte entzückt. Judith drehte sich erstaunt um und ein leises Lächeln erschien auf ihrem ernsten Gesicht.
„Rachel ist ein zauberhaftes Engelchen, aber man hat alle Hände voll zu tun mit ihr.“
Jack nickte zustimmend. „Das wird mir auch allmählich klar.“
„Sind Sie ein Verwandter?“
„Nein, ich bin nur auf der Durchreise.“
Sofort verschwand das Lächeln. „Dazu scheinen Männer zu neigen.“
Jack war klug genug, darauf nicht zu antworten. Es war offensichtlich, dass diese Frau nicht gerade viel von Männern hielt.
Kurz darauf übergab sie ihm eine kleine Tüte mit der Salbe und Rachel schenkte sie einen Lolli, den die Kleine, plötzlich ganz schüchtern, entgegennahm, um dann ihr Gesichtchen an Jacks Hals zu verstecken.
Jack war richtiggehend gerührt und musste heftig schlucken, bevor er sich bedankte. „Danke, Ma’am.“
Rachel, den Lolli fest in der kleinen Faust, bedachte die Apothekerin mit einem scheuen Lächeln und piepste als Echo: „Danke, Ma’am.“
Jack schmunzelte und sah überrascht, dass Judith Dandridges Gesicht richtig weich wurde, als sie Rachel lächelnd ansah.
„Komm, Schatz, Mummy wartet.“
Charlie hatte gedacht, sich wieder im Griff zu haben, aber als sie die beiden aus dem Drugstore kommen sah, raubte es ihr fast den Atem. So ungern sie es sich auch eingestand, Jack Hanna verkörperte für sie den Traummann schlechthin. Groß, athletisch, beschützerisch. Und er hatte den sinnlichsten Mund, den sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Ob er wohl ebenso kraftvoll liebte, wie er durchs Leben schritt? Wahrscheinlich. Sie erschauerte bei dem Gedanken wohlig und rief sich streng zur Ordnung.
„Das war wirklich interessant“, hob Jack an. „Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, ich hätte mir die Kehle vor Judith Dandridge durchschneiden können, sie hätte nicht einen Finger gerührt, sondern danebengestanden und zugesehen, wie ich verblutete.“
„Ich verstehe nicht.“
„Ich wollte damit nur sagen, dass sie wirklich nicht viel von Männern zu halten scheint.“
„Nun, damit steht sie nicht allein.“
Jack blinzelte verwirrt, dann erinnerte er sich, dass Charlie auch nicht gerade gut auf Männer zu sprechen war, nach dem, was sie mit Rachels Vater erlebt hatte. Er beschloss, den Mund zu halten.
„Jack?“
„Ja?“
„Hat sie Ihnen irgendwelche Fragen gestellt, als Sie
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