Held zum Verlieben
Ärmel, wollte ihre Aufmerksamkeit. All das Geschrei und die Spannungen machten ihn nervös.
„Tante Judy, Tante Judy, ich muss zur Toilette.“
„Ich gehe mit ihm“, sagte Jack. „Komm, Kumpel, ich zeig dir, wo’s ist.“
„Danke“, sagte Judith. Dann sorgte sie dafür, dass Davie sie ansah. „Vergiss nicht, die Hände zu waschen, wenn du fertig bist. Und dann kommst du gleich wieder her.“
„Ja, Ma’am.“
„Ist meine Tante Judy böse auf mich“, wollte Davie wissen, als er fertig war.
Jack schüttelte den Kopf. „Nein, Davie. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, dass sie auf sich selbst böse ist.“
Sie waren schon fast wieder in Wades Büro angelangt, als Victor Shuler durch die Eingangstür hereinstürzte. Sein Gesicht war rot vor Zorn und er brüllte bereits, bevor seine Frau Betty die Tür hinter sich zugemacht hatte. „Stimmt das?“, tobte er. „Ist Judith Dandridge verantwortlich für meine Entführung?“
Jack versuchte noch, ihn aufzuhalten, bevor er in Wades Büro stürzte, aber es war zu spät.
„Verschwinden Sie, Shuler“, sagte Wade. „Sie haben hier nichts zu suchen.“
„Im Gegenteil“, sagte Judith. „Lassen Sie ihn bleiben. Mich stört seine Anwesenheit nicht.“
Victor starrte sie hasserfüllt an. „Du bist ja verrückt! Du gehörst in eine Anstalt! Genau wie dieser dumme Affe“, brüllte er und wedelte dann mit dem Spazierstock in Davies Richtung, der verstört den Schutz seiner Tante suchte. „Kein Wunder, dass er so geworden ist, wie er ist.“
Judith zuckte zwar zusammen, aber sie zeigte keine Furcht.
Betty Shuler fing an zu weinen. „Judith, ich verstehe das einfach nicht. Ich dachte, wir sind Freunde. Wie konntest du Victor etwas so Schlimmes antun?“
Judith machte sich nicht die Mühe zu antworten. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Davie, der angefangen hatte zu weinen.
„Hören Sie, Shuler“, sagte Jack. „Sie haben die Wahl. Entweder setzen Sie sich und halten den Mund, oder Sie werden wegen Hausfriedensbruchs verhaftet.“
Betty setzte sich auf einen der Stühle und zog Victor neben sich. Er tat, wie ihm geheißen, wenn auch widerwillig.
Wade rollte entnervt mit den Augen. „Dies ist das seltsamste Verhör, das ich je geführt habe. Nun gut machen wir weiter. Judith, was hat Sie veranlasst, Victor Shuler zu entführen?“
Judith drehte sich um und musterte den Banker mit einem Ausdruck, der Jack fast das Fürchten lehrte. „Er hat seinen eigenen Sohn misshandelt.“
Empört warf Victor die Hände hoch. „Ich habe es Ihnen doch gesagt, Wade. Sie ist verrückt. Alle wissen, dass Betty und ich keine Kinder haben.“
„Ich spreche nicht von dir und Betty“, sagte Judith mit eisiger Stimme. „Ich spreche von dem Baby, das ich auf die Welt gebracht habe, nachdem du mich vergewaltigt hattest.“
Victor stöhnte laut. Betty schnappte nach Luft. Und Wade und Jack sahen sich an und dann Davie. Was Jack besonders interessant fand, war die Tatsache, dass Shuler sich nicht einmal die Mühe machte, die Vergewaltigung abzustreiten. Die Schuld stand ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Das „V“ auf seiner Hüfte stand nicht für „Victor“ oder für „Vergeltung“, sondern für „Vergewaltiger“.
Wade berührte Judith leicht an der Schulter und wartete geduldig, bis sie ihn wieder ansah.
„Bitte fangen Sie ganz am Anfang an.“
Judith seufzte. „Es ist schon so lange her.“
Ihre Augen wurden leer, und Jack merkte, dass sie gar nicht mehr im Hier und Jetzt war, sondern in der Vergangenheit, als sie noch lächeln konnte. „Jeder in der Schule wusste, dass Vico Shuler immer seinen Willen durchsetzte. So nannten wir ihn damals, Vico. Er wurde erst zu Victor, als er in der Bank arbeitete. Wie dem auch sei, er hat mich mehrfach gebeten, mit ihm auszugehen, aber ich war einfach nicht interessiert.“
„Ich erinnere mich an keine Vergewaltigung“, murmelte Victor.
„Das glaube ich gern“, sagte Judith. „Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten. Es war zwei Monate vor unserem Highschool-Abschluss. In jener Nacht warst du total betrunken und sauer, weil ich mit Ted Miles ging, statt mit dir.“
Sie hielt kurz inne und sah Wade an. „Ted stammte aus Cheyenne. Er kam hin und wieder her, um mit mir auszugehen. Wir wollten zusammen auf die Uni gehen.“
Wieder wurde ihr Blick leer. Jack beobachtete sie. Ihre Hände fingen an zu zittern.
„Ted und ich waren an jenem Tag im Kino gewesen.
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