Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
besonders für Geschichte, fragte sich aber, ob die Landung hier ein böses Omen war. Er hatte gehört, dass die meisten Bürgerkriege der Menschen als Kämpfe zwischen griechischen und römischen Halbgöttern angefangen hatten. Jetzt standen sie am Schauplatz einer solchen Schlacht. Die Stadt unter ihnen war auf Befehl eines Kindes des Ares dem Erdboden gleichgemacht worden.
Percy konnte sich vorstellen, dass einige der Jugendlichen aus Camp Half-Blood so einen Befehl erteilen würden. Clarisse La Rue zum Beispiel würde nicht zögern. Aber von Frank konnte er sich das nicht vorstellen.
»Egal«, sagte Percy. »Lasst uns versuchen, die Stadt diesmal nicht abzufackeln.«
Trainer Hedge machte ein enttäuschtes Gesicht. »Na gut. Aber wohin jetzt?«
Percy zeigte in Richtung Innenstadt. »Im Zweifel immer in der Mitte anfangen.«
Es war leichter, mitgenommen zu werden, als sie gedacht hatten. Sie gingen zur Präsidentenbibliothek – die sich als Carter-Center entpuppte – und fragten an der Rezeption, ob ihnen jemand ein Taxi rufen oder den Weg zur nächsten Bushaltestelle erklären könnte. Percy hätte Blackjack rufen können, aber er wollte den Pegasus so kurz nach der letzten Katastrophe nicht schon wieder um Hilfe bitten. Frank wollte sich in nichts verwandeln. Und außerdem wollte Percy zur Abwechslung gern mal wie ein gewöhnlicher Sterblicher reisen.
Eine Bibliothekarin, die Esther hieß, bestand darauf, sie zu fahren. Sie war so nett, dass Percy sie für ein verkleidetes Monster hielt; aber Hedge nahm ihn beiseite und versicherte ihm, dass Esther wie ein normaler Mensch roch.
»Mit einem interessanten Parfüm«, sagte er. »Nelken. Rosenblätter. Geschmackvoll.«
Sie stiegen in Esthers großen schwarzen Cadillac und fuhren auf die Stadt zu. Esther war so klein, sie konnte gerade über das Steuerrad hinwegblicken, aber das schien ihr nichts auszumachen. Sie lenkte ihren Wagen energisch durch den Verkehr und unterhielt sie mit Geschichten über die verrückten Familien von Atlanta – die alten Plantagenbesitzer, die Gründer von Coca-Cola, die Sportstars und die CNN-Leute. Sie schien so viel zu wissen, dass Percy beschloss, sein Glück zu versuchen.
»Äh, also, Esther«, sagte er. »Das ist sicher eine schwierige Frage. Meerwasser in Atlanta. Was fällt Ihnen dazu als Erstes ein?«
Die alte Dame kicherte. »Ach, mein Süßer. Das ist einfach. Walhaie.«
Frank und Percy wechselten einen Blick.
»Walhaie?«, fragte Frank nervös. »Haben Sie welche in Atlanta?«
»Im Aquarium, mein Süßer«, sagte Esther. »Sehr berühmt. Mitten in der Stadt. Wollt ihr dahin?«
Ein Aquarium. Percy überlegte. Er wusste nicht, was ein alter griechischer Meeresgott in einem Aquarium in Georgia zu suchen haben könnte, aber ihm fiel nichts Besseres ein.
»Ja«, sagte Percy. »Da wollen wir hin.«
Esther setzte sie vor dem Haupteingang ab, wo sich bereits eine Warteschlange bildete. Sie bestand darauf, ihnen für den Notfall ihre Mobilnummer zu geben und ein Glas selbst eingekochte Pfirsichmarmelade, das sie aus irgendeinem Grund im Kofferraum liegen hatte. Frank steckte das Glas in den Rucksack und bedankte sich bei Esther, die ihn schon nicht mehr »mein Süßer« nannte, sondern »mein Sohn«.
Als sie wegfuhr, fragte Frank: »Ob wohl alle Leute in Atlanta so nett sind?«
Hedge grunzte. »Ich hoffe nicht. Ich kann ja nicht mit ihnen kämpfen, wenn sie nett sind. Also lasst uns ein paar Walhaie zusammenschlagen. Die klingen gefährlich!«
Percy hatte gar nicht daran gedacht, dass sie Eintritt zahlen oder sich hinter allerlei Familien und Kindern aus Sommerlagern anstellen müssten.
Als er sich die Grundschüler in ihren bunten T-Shirts aus allerlei Feriencamps ansah, war Percy für einen Moment traurig. Er sollte jetzt eigentlich in Camp Half-Blood sein, sich für den Sommer in seiner Hütte einrichten, in der Arena Schwertunterricht geben und den anderen Betreuern Streiche spielen. Diese Kinder hatten doch keine Ahnung, wie verrückt Ferien in einem Sommerlager sein konnten.
Er seufzte. »Ja, da müssen wir uns wohl anstellen. Hat hier irgendwer Geld?«
Frank durchsuchte seine Taschen. »Drei Denarii aus Camp Jupiter, fünf kanadische Dollars.«
Hedge klopfte seine Laufshorts ab und zog heraus, was er finden konnte. »Drei Vierteldollar, zwei Zehncentstücke, ein Gummiband und – hurra! Ein Stück Sellerie!«
Er stopfte sich den Sellerie in den Mund und musterte das Kleingeld und das Gummiband, als
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