Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
bin sowohl Aphrodite als auch Venus. Anders als viele meiner Olympgenossen habe ich mich von einem Zeitalter zum anderen kaum verändert. Ich glaube sogar, ich bin kein bisschen gealtert!« Ihre Finger flatterten zufrieden um ihr Gesicht. »Liebe ist schließlich Liebe, bei Griechen wie bei Römern. Dieser Bürgerkrieg wird mich nicht so treffen wie die anderen.«
Wunderbar, dachte Annabeth. Ihre eigene Mutter, die vernünftigste vom ganzen Olymp, war zu einem geifernden boshaften Wirrkopf in einer U-Bahnstation verkommen. Und von allen Gottheiten, die ihnen helfen könnten, schienen nur Aphrodite, Nemesis und Dionysos von der griechisch-römischen Spaltung nicht beeinflusst zu sein. Liebe, Rache, Wein. Sehr hilfreich.
Hazel knabberte an einem Plätzchen. »Wir sind nicht im Krieg.«
»Ach, liebe Hazel.« Aphrodite faltete ihren Fächer zusammen. »Was für ein Optimismus, und dabei liegen herzzerreißende Tage vor dir. Natürlich kommt der Krieg. Liebe und Krieg gehören immer zusammen. Sie sind die Gipfel der menschlichen Empfindungen. Gut und Böse, Schönheit und Hässlichkeit.«
Sie lächelte Annabeth an, als wüsste sie, was diese vorhin über den alten Süden gedacht hatte.
Hazel legte ihr Plätzchen weg. Sie hatte noch einige Krümel am Kinn, und Annabeth gefiel es, dass sie das entweder nicht wusste oder dass es ihr egal war.
»Wie meint Ihr das?«, fragte Hazel. »Herzzerreißende Tage?«
Die Göttin lachte, als ob Hazel ein niedliches Hundebaby wäre. »Na, davon kann Annabeth dir vielleicht eine Vorstellung machen. Ich habe einmal versprochen, ihr Liebesleben interessant werden zu lassen. Und, habe ich das etwa nicht getan?«
Annabeth hätte fast den Henkel von ihrer Teetasse abgebrochen. Jahrelang war ihr Herz zerrissen gewesen. Zuerst war da Luke Castellan gewesen, ihr erster Schwarm, der sie nur als kleine Schwester betrachtet hatte, dann war er zur bösen Seite gewechselt und hatte beschlossen, sie doch zu lieben – unmittelbar vor seinem Tod. Danach kam Percy, der nervig gewesen war, aber reizend, und doch hatte er sich offenbar in eine gewisse Rachel verliebt, und dann wäre er fast gestorben, mehrmals sogar. Dann hatte Annabeth Percy endlich für sich gehabt, woraufhin er für sechs Monate verschwand und das Gedächtnis verlor.
»Interessant«, sagte Annabeth, »ist ja wohl untertrieben.«
»Na ja, nicht alle deine Probleme sind mein Verdienst«, sagte die Göttin. »Aber ich liebe Verwicklungen in Liebesgeschichten. Ach, ihr seid alle so interessante Geschichten – ich meine Mädchen. Ich bin stolz auf euch!«
»Mutter«, fragte Piper. »Bist du deshalb gekommen?«
»Hmmm? Ach, du meinst, außer zum Tee? Ich komme oft her. Ich liebe die Aussicht, das Essen, die Atmosphäre – hier kann man Romanzen und gebrochene Herzen doch geradezu in der Luft riechen, oder? Jahrhunderte davon.«
Sie zeigte auf eine Villa in der Nähe. »Seht ihr den Balkon da oben? Da hatten wir an dem Abend eine Party, als der Amerikanische Bürgerkrieg losgegangen ist. Als Fort Sumter beschossen wurde.«
»Genau.« Jetzt wusste Annabeth es wieder. »Die Insel im Hafen. Da haben die ersten Kämpfe des Bürgerkriegs stattgefunden. Die Südstaatenarmee hat die Nordstaatensoldaten beschossen und das Fort erobert.«
»Ach, was für eine Party!«, sagte Aphrodite. »Ein Streichquartett, und alle Männer in ihren eleganten neuen Uniformen. Die Kleider der Frauen – die hättet ihr mal sehen sollen! Ich habe mit Ares getanzt – oder war es Mars? Ich fürchte, ich war ein wenig beschwipst. Und die wunderschönen Blitze über dem Hafen, das Dröhnen der Kanonen, das den Männern einen Grund gab, die Arme um ihre verängstigten Angebeteten zu legen!«
Annabeths Tee war kalt geworden. Sie hatte nichts gegessen, hätte sich aber gern übergeben. »Ihr redet vom Beginn des blutigsten Krieges in der Geschichte der USA. Über sechshunderttausend Menschen sind damals ums Leben gekommen – mehr Amerikaner als in beiden Weltkriegen zusammen.«
»Und die Erfrischungen«, schwärmte Aphrodite ungerührt. »Ach, die waren göttlich. General Beauregard schaute ebenfalls vorbei. Was für ein Schurke. Er hatte gerade seine zweite Frau geheiratet, aber ihr hättet mal sehen sollen, wie er Lisbeth Cooper angestarrt hat …«
»Mutter!« Piper warf ihren Scone den Tauben hin.
»Ja, entschuldige«, sagte die Göttin. »Um es kurz zu machen, ich bin gekommen, um euch zu helfen. Ich glaube nicht, dass Hera sich oft sehen
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