Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
lassen wird. Euer kleiner Einsatz macht sie im Thronsaal nicht gerade zu einem willkommenen Gast. Und die anderen Gottheiten sind auch nicht gut drauf, so hin- und hergerissen zwischen Griechen und Römern. Einige mehr als andere.« Aphrodite richtete ihren Blick auf Annabeth. »Ich nehme an, du hast deinen Freundinnen schon von dem Zerwürfnis mit deiner Mutter erzählt?«
Annabeths Wangen wurden heiß. Hazel und Piper sahen sie neugierig an.
»Zerwürfnis?«, fragte Hazel.
»Eine Meinungsverschiedenheit«, sagte Annabeth. »Nicht weiter wichtig.«
»Nicht weiter wichtig?«, wiederholte die Göttin. »Da bin ich mir aber nicht so sicher. Athene war die griechischste von allen Göttinnen. Als die Römer die Herrschaft an sich gerissen haben … na ja, da haben sie Athene schon irgendwie übernommen. Sie wurde Minerva, die Göttin des Handwerks und der Klugheit. Aber für den Krieg hatten die Römer bereits Gottheiten, die mehr nach ihrem Geschmack waren, zuverlässiger römisch … wie Bellona.«
»Reynas Mom«, murmelte Piper.
»Ja, richtig«, sagte die Göttin. »Ich hatte vor einiger Zeit einen reizenden Plausch mit Reyna, auch hier im Park. Und natürlich hatten die Römer Mars. Und später dann Mithras – der war nicht mal richtig griechisch oder römisch, aber die Legionäre waren verrückt nach seinem Kult. Ich fand ihn immer ungehobelt und schrecklich neugöttisch. Jedenfalls haben die Römer die arme Athene ziemlich kaltgestellt. Sie haben ihr fast ihre ganze militärische Bedeutung genommen. Die Griechen haben den Römern diese Beleidigung nie verziehen. Und Athene auch nicht.«
In Annabeths Ohren klingelte es.
»Das Zeichen der Athene«, sagte sie. »Das führt zu einer Statue, oder? Es führt zu … der Statue.«
Aphrodite lächelte. »Du bist klug, wie deine Mutter. Du musst aber wissen, dass deine Geschwister, die Kinder der Athene, seit Jahrhunderten nach dieser Statue suchen. Bisher hat niemand sie ausfindig machen können. Derweil haben sie die griechische Fehde mit den Römern am Leben erhalten. Jeder Bürgerkrieg – so viel Blutvergießen und gebrochene Herzen – wurde vor allem von den Kindern der Athene inszeniert.«
»Das ist …«, Annabeth wollte schon unmöglich sagen, aber dann dachte sie an Athenes bittere Worte in der Grand Central Station, an den lodernden Hass in ihren Augen.
»Romantisch?«, schlug Aphrodite vor. »Ja, ich glaube schon.«
»Aber …«, Annabeth versuchte, den Nebel aus ihrem Gehirn zu vertreiben. »Das Zeichen der Athene, wie funktioniert das? Ist das eine Serie von Hinweisen oder eine von Athene gelegte Fährte …«
»Hmmm.« Aphrodite sah höflich gelangweilt aus. »Das weiß ich wirklich nicht. Ich glaube nicht, dass Athene das Zeichen bewusst hergestellt hat. Wenn sie wüsste, wo ihre Statue sich befindet, würde sie es dir ganz einfach sagen. Nein … ich nehme an, es ist eher eine geistige Spur aus Brotkrümeln. Es ist eine Verbindung zwischen der Statue und den Kindern der Göttin. Die Statue will gefunden werden, verstehst du, aber nur von jemandem, der das wirklich verdient hat.«
»Und seit Jahrtausenden«, sagte Annabeth, »ist das niemandem gelungen.«
»Moment mal«, sagte Piper. »Von welcher Statue reden wir hier eigentlich?«
Die Göttin lachte. »Ach, ich bin sicher, das kann euch Annabeth sagen. Jedenfalls, der Hinweis, den ihr braucht, ist ganz in der Nähe: eine Art Landkarte, die die Kinder der Athene 1861 hier hinterlassen haben – ein Erinnerungsstück, das euch auf den Weg bringen wird, wenn ihr erst in Rom seid. Aber wie du gesagt hast, Annabeth Chase, bisher hat noch niemals jemand das Zeichen der Athene bis zum Ende verfolgen können. Dort wirst du deiner schlimmsten Angst gegenüberstehen – der Angst eines jeden Kindes der Athene. Und selbst wenn du überlebst – wie willst du deine Belohnung nutzen? Für Krieg oder für Frieden?«
Annabeth war dankbar für die Tischdecke, denn darunter zitterten ihre Beine. »Diese Karte«, sagte sie. »Wo ist die?«
»Leute!« Hazel zeigte zum Himmel.
Über den Palmen kreisten zwei große Adler. Darüber erschien ein fliegender, von Pegasi gezogener Wagen, der sich rasch dem Boden näherte. Offenbar hatte Leos Ablenkung durch Buford den Beistelltisch nicht funktioniert – jedenfalls nicht lange genug.
Aphrodite strich Butter auf einen Muffin, als ob sie alle Zeit der Welt hätte. »Die Karte liegt natürlich in Fort Sumter.« Sie zeigte mit dem Buttermesser auf die
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