Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Beste hoffen müssen.
Endlich schoss Arion zwischen zwei Bergen in ein Tal voller Eis und Felsen, wie eine riesige Schüssel voller gefrorener Milch mit einzelnen Schokopops. Die goldene Haut des Riesen verblasste, als ob sie sich in Messing verwandelte. Frank spürte in seinem Körper ein leises Vibrieren, als ob eine Stimmgabel gegen sein Brustbein gepresst würde. Er wusste, dass er auf freundliches Territorium übergewechselt war, auf heimatliches Territorium.
»Hier!«, brüllte Frank.
Arion legte sich in die Kurve. Hazel kappte das Seil und Alkyoneus rutschte an ihnen vorüber. Frank sprang ab, ehe der Riese gegen einen Felsquader knallte.
Alkyoneus kam sofort auf die Füße. »Was? Wo? Wer?«
Seine Nase war in eine seltsame Richtung verdreht und seine Wunden waren verheilt, wenn seine goldene Haut auch etwas von ihrem Glanz eingebüßt hatte. Er hielt Ausschau nach seiner Eisenstange, die aber noch auf dem Hubbard-Gletscher lag. Schließlich gab er auf und hämmerte den nächstbesten Steinquader mit seinen Fäusten in Stücke.
»Du wagst es, mit mir Schlitten zu fahren?« Er erstarrte und schnupperte in der Luft herum. »Dieser Gestank … wie ausgelöschte Seelen. Thanatos ist frei, was? Bah! Auch egal. Gaia hat noch immer die Tore des Todes in ihrer Macht. Und warum hast du mich hierhergebracht, Sohn des Mars?«
»Um dich zu töten«, sagte Frank. »Noch Fragen?«
Der Riese kniff die Augen zusammen. »Ich habe noch nie ein Kind des Mars gekannt, das seine Gestalt ändern konnte, aber das heißt noch lange nicht, dass du mich besiegen kannst. Glaubst du wirklich, dein blöder Soldatenvater hat dir die Kraft vererbt, mir im Zweikampf gegenüberzutreten?«
Hazel zog ihr Schwert. »Wie wäre es mit einem Dreikampf?«
Der Riese knurrte und wollte Hazel angreifen, aber Arion wich geschickt aus. Hazel zog ihr Schwert über die hintere Seite der Wade des Riesen. Schwarzes Öl schoss aus der Wunde.
Alkyoneus stolperte. »Ihr könnt mich nicht töten, Thanatos hin oder her!«
Hazel machte mit ihrer freien Hand eine Greifbewegung. Eine unsichtbare Macht riss die mit Juwelen durchsetzten Haare des Riesen nach hinten. Hazel stürzte vor, hieb in sein anderes Bein und war wieder außer Reichweite, ehe er sein Gleichgewicht zurückgewinnen konnte.
»Aufhören!«, brüllte Alkyoneus. »Wir sind in Alaska. In meinem eigenen Land bin ich unsterblich!«
»Na ja«, sagt Frank. »Da hab ich eine schlechte Nachricht für dich. Mein Dad hat mir mehr vererbt als nur Kraft.«
Der Riese fauchte. »Worüber redest du da, Kriegsbrut?«
»Taktik«, sagte Frank. »Das ist mein Geschenk von Mars. Eine Schlacht kann erst gewonnen werden, wenn sie auf dem richtigen Boden ausgefochten wird.« Er zeigte über seine Schulter nach hinten. »Vor ein paar Hundert Metern haben wir die Grenze überquert. Du bist nicht mehr in Alaska. Spürst du das nicht, Al? Wenn du nach Alaska willst, dann nur über meine Leiche.«
Langsam schien der Riese zu begreifen. Er starrte ungläubig seine verwundeten Beine an. Noch immer lief Öl aus seinen Waden und färbte das Eis schwarz.
»Unmöglich!«, brüllte der Riese. »Ich werde … Gah!«
Er stürzte auf Frank zu, wild entschlossen, die Landesgrenze zu erreichen. Für den Bruchteil einer Sekunde zweifelte Frank an seinem Plan. Wenn er seine Gabe nicht wieder einsetzen könnte, wäre er tot. Dann fielen ihm die Anweisungen seiner Großmutter ein.
Es hilft, wenn du das Wesen gut kennst.
Mal überlegen.
Es hilft auch, wenn du dich in einer Auf-Leben-und-Tod-Situation befindest, wie im Kampf.
Noch mal überlegen.
Der Riese kam immer näher. Zwanzig Meter. Zehn Meter.
»Frank?«, rief Hazel nervös.
Frank rührte sich nicht. »Ich hab das im Griff.«
Einen Moment, ehe Alkyoneus gegen ihn geprallt wäre, verwandelte sich Frank. Er hatte sich immer zu groß und unbeholfen gefühlt und jetzt nutzte er dieses Gefühl aus. Sein Körper schwoll auf gewaltige Größe an. Seine Haut wurde dicker. Seine Arme verwandelten sich in kräftige Vorderbeine. Aus seinem Mund wuchsen Stoßzähne und seine Nase wurde lang. Er wurde das Tier, das er am besten kannte – das er im Camp Jupiter versorgt, gefüttert, gebadet und dem er sogar den Magen verdorben hatte.
Alkyoneus rannte gegen einen ausgewachsenen, zehn Tonnen schweren Elefanten.
Der Riese taumelte zur Seite. Er schrie vor Frust und knallte wieder gegen Frank, aber Alkyoneus war weit außerhalb seiner Gewichtsklasse. Frank versetzte ihm mit
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