Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
auf.
»Alles in Ordnung?« Nico kniete neben ihr nieder und griff nach dem Goldbarren.
»Nicht!«, warnte Hazel.
Nico erstarrte. »Richtig. Tut mir leid. Es war nur … meine Güte, ist der aber riesig!«
Er zog eine Flasche Nektar aus seiner Fliegerjacke und goss ein wenig davon auf Hazels Hände. Sofort fingen die Schrammen an zu verheilen. »Kannst du aufstehen?«
Er half ihr auf die Füße. Beide starrten den Goldbarren an. Er war so groß wie ein Brot und wies eine Seriennummer und die Wörter U.S. Treasury auf.
Nico schüttelte den Kopf. »Wie um alles im Tartarus …«
»Ich weiß nicht«, sagte Hazel unglücklich. »Der kann vor hundert Jahren von Dieben hier vergraben worden oder von einem Wagen gefallen sein. Vielleicht stammt er auch aus dem nächstgelegenen Banksafe. Was immer im Boden ist, irgendwo in meiner Nähe – es springt einfach heraus. Und je wertvoller es ist …«
»Umso gefährlicher ist es.« Nico runzelte die Stirn. »Sollten wir ihn wieder zudecken? Wenn die Faune ihn finden …«
Hazel stellte sich einen Atompilz vor, der sich über der Straße aufblähte, während gegrillte Faune in alle Richtungen geschleudert wurden. Die Vorstellung war einfach zu entsetzlich. »Er müsste eigentlich wieder im Boden versinken, wenn ich weg bin, aber sicherheitshalber …«
Sie hatte diesen Trick geübt, wenn auch niemals mit einem so schweren und kompakten Gegenstand. Sie zeigte auf den Goldbarren und versuchte, sich zu konzentrieren.
Das Gold hob vom Boden ab. Hazel richtete ihren Zorn darauf, was nicht schwer war – sie hasste dieses Gold, sie hasste ihren Fluch, sie hasste es, an ihre Vergangenheit und ihr ewiges Versagen denken zu müssen. Ihre Finger prickelten. Der Goldbarren glühte auf.
Nico schluckte. »Äh, Hazel, bist du sicher …?«
Sie ballte eine Faust. Das Gold verformte sich wie Knetgummi und Hazel zwang es, sich zu einem riesigen klobigen Ring zu verdrehen. Dann zeigte sie zu Boden. Ihr Millionen-Donut versank im Boden. Er versank so tief, das nur noch etwas frische Erde zu sehen war.
Nico machte große Augen. »Das war … umwerfend.«
Hazel fand es nicht sonderlich beeindruckend, verglichen mit den Fähigkeiten eines Jungen, der Skelette wiederbeleben und Menschen von den Toten zurückbringen konnte, aber es war ein gutes Gefühl, ausnahmsweise einmal ihm imponieren zu können.
Im Camp wurden abermals die Hörner geblasen. Die Kohorte würde gleich mit dem Appell anfangen und Hazel hatte nicht die geringste Lust, in einen Sack voller Wiesel eingenäht zu werden.
»Beeil dich«, sagte sie zu Nico und sie stürzten auf die Tore zu.
Als Hazel die Legion zum ersten Mal beim Appell erlebt hatte, war sie so eingeschüchtert gewesen, dass sie sich fast zu den Kasernen zurückgeschlichen und versteckt hätte. Und auch nach neun Monaten im Camp fand sie den Anblick noch immer beeindruckend.
Die ersten vier Kohorten, jede aus vierzig Jugendlichen gebildet, standen in Reihen auf beiden Seiten der Via Praetoria vor ihren Kasernen. Die Fünfte Kohorte versammelte sich ganz am Ende vor der Principia , da ihre Kaserne in der hintersten Ecke des Lagers lag, gleich bei den Ställen und Latrinen. Hazel musste mitten durch die Legion rennen, um an ihren Platz zu gelangen.
Die Camper waren für den Krieg gekleidet. Ihre polierten Kettenhemden und Beinschienen leuchteten über lila T-Shirts und Jeans. Ihre Helme waren mit Schwertern und Totenköpfen geschmückt. Sogar ihre ledernen Kampfstiefel sahen gefährlich aus mit ihren Eisenklammern, sie waren dafür gemacht, durch Lehm zu marschieren oder Gesichter zu zertrampeln.
Vor den Legionären standen wie eine Reihe von riesigen Dominosteinen die roten und goldenen Schilde, jedes von der Größe einer Kühlschranktür. Jeder Legionär hatte einen harpunenähnlichen Speer namens Pilum , ein Gladius , einen Dolch und an die hundert Pfund übriger Ausrüstung. Sollte man nicht in Form sein, wenn man zur Legion stieß, so blieb das nicht lange so. Allein ein Spaziergang in Rüstung war das pure Krafttraining.
Hazel und Nico liefen die Straße hinab, als gerade alle hab acht standen, deshalb war ihr Auftritt nicht zu übersehen. Ihre Schritte hallten auf den Steinen wider. Hazel versuchte, Blickkontakt zu vermeiden, aber sie sah, dass Octavian an der Spitze der Ersten Kohorte sie spöttisch anblickte. Er hatte sich ein Dutzend Orden an die Brust geheftet und sah sehr selbstzufrieden aus unter seinem Zenturionenhelm mit dem
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