Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Federbusch.
Hazel kochte noch immer vor Wut über seinen Erpressungsversuch von vorhin. Dieser blöde Augur mit seiner Gabe der Weissagung – wenn schon irgendwer im Camp hinter ihre Geheimnisse hatte kommen müssen, warum dann unbedingt er? Sie war sicher, er hätte sie schon vor Wochen verraten, nur waren ihre Geheimnisse als Druckmittel mehr wert für ihn. Sie wünschte, sie hätte den Goldbarren behalten, um ihn Octavian ins Gesicht zu knallen.
Sie lief vorbei an Reyna, die auf ihrem Pegasus Scipio hin und her trabte – der Pegasus wurde meistens Skippy genannt, weil er die Farbe von Erdnussbutter hatte. Die Metallhunde Aurum und Argentum trotteten neben ihr her und ihr lilafarbener Offiziersumhang blähte sich hinter ihr.
»Hazel Levesque«, rief sie. »Wie schön, dass du dich uns anschließen kannst.«
Hazel war nicht so dumm, darauf zu antworten. Ihr fehlte fast die gesamte Ausrüstung, aber sie lief zu ihrem Platz neben Frank und stand hab acht. Der Oberzenturio, ein großer siebzehnjähriger Bursche namens Dakota, rief gerade ihren Namen – den letzten auf der Liste.
»Anwesend«, quiekte sie.
Den Göttern sei Dank. Technisch gesehen war sie nicht zu spät.
Nico ging zu Percy Jackson, der mit ein paar Wachen abseits stand. Percys Haare waren noch feucht vom Bad. Er hatte neue Kleidung angezogen, schien sich aber noch immer unwohl zu fühlen. Hazel konnte ihm da keine Vorwürfe machen. Er würde gleich zweihundert schwer bewaffneten Jugendlichen vorgestellt werden.
Die Laren schlossen sich dem Appell als Letzte an. Ihre lila Gestalten flackerten, als sie auf ihre Plätze rannten. Sie hatten die nervige Angewohnheit, halb in den Lebenden zu stehen, und deshalb sahen die Reihen aus wie eine verschwommene Fotografie, aber schließlich konnten die Zenturionen Ordnung herstellen.
Octavian brüllte: »Flaggen!«
Die Standartenträger traten vor. Sie hatten Umhänge aus Löwenfell und trugen Stangen, die mit dem Symbol ihrer Kohorte verziert waren. Der Letzte, der seine Standarte präsentierte, war Jacob, der Adlerträger der Legion. Dieses Amt galt als große Ehre, aber Jacob hasste es ganz offensichtlich. Er trug eine lange Stange, die von rein gar nichts gekrönt war. Obwohl Reyna darauf bestand, sich an die Tradition zu halten, spürte Hazel, wie jedes Mal, wenn die adlerlose Stange hochgehoben wurde, sich alle in der Legion vor Verlegenheit wanden.
Reyna brachte ihren Pegasus zum Stehen.
»Römerinnen und Römer«, rief sie. »Ihr habt sicher gehört, was heute passiert ist. Zwei Gorgonen wurden von diesem Neuling, Percy Jackson, in den Fluss gefegt. Juno selbst hat ihn hergeführt und ihn als Sohn des Neptun vorgestellt.«
Die Leute in den hinteren Reihen reckten die Hälse, um Percy zu sehen. Er hob die Hand und sagte: »Hallo.«
»Er möchte der Legion beitreten«, sagte Reyna jetzt. »Was sagen die Augurien?«
»Ich habe im Gedärm gelesen!«, verkündete Octavian, als ob er mit bloßen Händen einen Löwen getötet hätte, statt ein ausgestopftes Pandakissen zu zerfetzen. »Die Augurien sind positiv. Er darf also dienen.«
Die Camper brüllten: »Ave! Heil!«
Frank war ein wenig zu spät mit seinem »Ave« und es klang wie ein schrilles Echo. Die anderen Legionäre kicherten.
Reyna winkte die kommandierenden Offiziere herbei – einen aus jeder Kohorte. Octavian, der oberste Zenturio, wandte sich an Percy.
»Rekrut«, sagte er. »Hast du Zeugnisse? Empfehlungsschreiben?«
Hazel erinnerte sich von ihrer eigenen Ankunft her daran. Viele brachten Briefe von älteren Halbgöttern aus der Welt draußen mit, von Erwachsenen, die früher im Camp gewesen waren. Einige Rekruten hatten reiche und berühmte Gönner. Andere waren Camper in der dritten oder vierten Generation. Ein guter Brief konnte einem eine Stelle in den besseren Kohorten sichern, manchmal sogar besondere Posten wie den des Legionsboten, was einem die harte Arbeit wie Gruben ausheben oder lateinische Verben konjugieren ersparte.
Percy trat von einem Fuß auf den anderen. »Briefe? Äh, nein.«
Octavian rümpfte die Nase.
Unfair! , hätte Hazel gern gerufen. Percy hatte eine Göttin ins Camp getragen. Eine bessere Empfehlung konnte ja wohl niemand verlangen! Aber Octavians Familie schickte seit über hundert Jahren Kinder ins Camp. Er erinnerte die Rekruten gern daran, dass sie nicht so wichtig waren wie er.
»Keine Briefe«, sagte Octavian bedauernd. »Kann irgendein Legionär für ihn bürgen?«
»Ich!« Frank trat
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