Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Wildnis gehetzt zu werden. Ich habe neue Freunde gefunden. Vielleicht können wir ja zusammen die Lage für die Fünfte Kohorte umkehren!«
Am anderen Ende der Halle wurde ins Horn gestoßen. Die Offiziere am Prätoren-Tisch sprangen auf; sogar Dakota, mit vom Himbeersirup vampirrotem Mund.
»Die Spiele beginnen!«, verkündete Reyna. Die Camper jubelten und stürzten los, um aus den Regalen an der Wand ihre Ausrüstung zu holen.
»Wir sind also die Angreifenden?«, fragte Percy durch den ganzen Lärm. »Ist das gut?«
Hazel zuckte mit den Schultern. »Die gute Nachricht: Wir kriegen den Elefanten. Die schlechte Nachricht …«
»Lass mich raten«, sagte Percy. »Die Fünfte Kohorte verliert immer.«
Frank schlug Percy auf die Schulter. »Ach, der Typ ist wunderbar. Na los, neuer Freund. Holen wir meine dreizehnte Niederlage am Stück ein.«
IX
Frank
Auf dem Weg ging Frank den Tag in Gedanken noch einmal durch. Es war kaum zu fassen, wie nah er dem Tod gewesen war.
An diesem Morgen hätte Frank beim Wachestehen, ehe Percy aufgetaucht war, Hazel fast sein Geheimnis erzählt. Sie standen schon seit Stunden im kalten Nebel und sahen dem Pendlerverkehr auf dem Highway 24 zu. Hazel klagte über die Kälte.
»Ich würde alles darum geben, es warm zu haben«, sagte sie mit klappernden Zähnen. »Ich wünschte, wir hätten ein Feuer.«
Sogar in der Rüstung sah sie wunderbar aus. Frank fand es so schön, wie ihre zimttoastfarbenen Haare sich unter den Kanten des Helms lockten und wie ihr Kinn ein Grübchen warf, wenn sie die Stirn runzelte. Neben Frank war sie winzig und er kam sich dann vor wie ein großer unbeholfener Ochse. Er hätte gern die Arme um sie gelegt, aber das würde er niemals wagen. Vermutlich würde sie ihm eine scheuern und dann hätte er seine einzige Freundin im Camp verloren.
Ich könnte ein wirklich beeindruckendes Feuer machen, dachte er. Natürlich würde es nur ein paar Minuten lang brennen und dann würde ich sterben …
Es war unheimlich, dass er das überhaupt in Betracht zog. Hazel hatte immer diese Wirkung auf ihn. Wenn sie etwas wollte, hatte er den irrationalen Drang, ihr den Wunsch zu erfüllen. Er wäre gern ein altmodischer Ritter gewesen, der zu ihrer Rettung eilte, was blöd war, da sie alles besser konnte als er.
Er stellte sich vor, was seine Großmutter sagen würde: »Frank Zhang eilt jemandem zu Hilfe? Ha! Der würde doch vom Pferd fallen und sich das Genick brechen!«
Es war schwer zu glauben, dass es erst sechs Wochen waren, seit er das Haus seiner Großmutter verloren hatte – sechs Wochen seit der Beerdigung seiner Mutter.
Seither war so viel passiert. Wölfe hatten vor der Tür seiner Großmutter gestanden, er war zum Camp Jupiter gewandert, hatte die letzten Wochen in der Fünften Kohorte mit dem Versuch verbracht, keine totale Katastrophe zu sein. Und bei allem hatte er das angekokelte Holzscheit in ein Stück Stoff gewickelt in der Jackentasche gehabt.
»Behalte es dicht bei dir«, hatte seine Großmutter ihm eingeschärft. »Wenn ihm nichts passiert, kann auch dir nichts passieren.«
Das Problem war, dass es so leicht brannte. Er dachte an die Reise aus Vancouver nach Süden. Als es beim Mount Hood unter null gewesen war, hatte Frank das Holzstück hervorgeholt und in den Händen gehalten und sich vorgestellt, wie schön jetzt ein Feuer wäre. Sofort waren am versengten Ende gelbe Flammen aufgelodert. Die Flammen leuchteten in der Nacht und wärmten Frank bis auf die Knochen, aber er konnte spüren, wie sein Leben verrann, so als ob er es war, der verbrannte, und nicht das Holz. Er hatte die Flammen in eine Schneewehe geschleudert. Einen entsetzlichen Moment lang hatten sie weitergebrannt. Als sie dann endlich erloschen, konnte Frank seine Panik unter Kontrolle bringen. Er wickelte das Holzstück wieder ein und steckte es in seine Jackentasche, fest entschlossen, es nie wieder hervorzuholen. Aber er konnte es nicht vergessen.
Es war, als ob jemand gesagt hätte: »Egal, was du tust, denk nicht daran, wie dieses Stück Holz in Flammen aufgeht.«
Und natürlich dachte er dauernd daran.
Wenn er mit Hazel Wache stand, versuchte er, nicht daran zu denken. Er war so gern mit ihr zusammen. Er fragte sie nach ihrer Kindheit in New Orleans, aber seine Fragen ließen sie gereizt werden, und deshalb redeten sie über Belanglosigkeiten. Nur aus Jux versuchten sie, miteinander Französisch zu sprechen. Hazel hatte von ihrer Mutter her kreolisches Blut und Frank
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