Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
ihn zwei Zoll nach links.«
Hazel gehorchte und sie gingen weiter die Straße entlang. Terminus brüllte ihnen noch immer Befehle zu, während Julia im Gras Räder schlug.
»Ist der immer so?«, fragte Percy.
»Nein«, gab Hazel zu. »Heute war er noch locker. Meistens ist er noch viel zwanghafter.«
»Er bewohnt jeden Grenzstein entlang des Stadtrands«, sagte Frank. »Sozusagen unsere letzte Verteidigungslinie, falls die Stadt angegriffen wird.«
»Terminus ist gar nicht so übel«, fügte Hazel hinzu. »Pass nur auf, dass er nicht wütend wird, sonst musst du jeden Grashalm im Tal messen.«
Percy speicherte diese Information. »Und die Kleine? Julia?«
Hazel grinste. »Ja, die ist süß. Ihre Eltern wohnen in der Stadt. Na los. Wir sollten die Senatoren einholen.«
Als sie sich dem Forum näherten, staunte Percy über die Menschenmengen. Jugendliche im College-Alter lungerten am Springbrunnen herum. Einige winkten den Senatoren zu, als die vorübergingen. Ein Typ von Ende zwanzig stand hinter einem Bäckereitresen und flirtete mit einer jungen Frau, die sich einen Kaffee kaufte. Ein älteres Paar sah einem kleinen Jungen zu, der in Windeln und einem winzigen Camp-Jupiter-T-Shirt hinter Möwen herlief. Kaufleute öffneten ihre Läden und hängten Schilder auf Latein auf, die Töpferwaren, Schmuck und verbilligte Eintrittskarten für das Wagenrennen anboten.
»Sind das alles Halbgötter?«, fragte Percy.
»Oder Nachkommen von Halbgöttern«, sagte Hazel. »Wie gesagt, es ist ein guter Ort, um das College zu besuchen oder eine Familie zu gründen, ohne sich jeden Tag vor Monsterangriffen fürchten zu müssen. Hier wohnen vielleicht zwei-, dreihundert Menschen. Die Veteranen fungieren sozusagen als Berater und Reservetruppen im Notfall, aber vor allem sind sie einfach Bürger, die ihr Leben leben.«
Percy stellte sich vor, wie das wohl wäre: sich in dieser winzigen Kopie Roms eine Wohnung zu nehmen und von der Legion und Terminus, dem Grenzgott mit der Zwangsneurose, beschützt zu werden. Er stellte sich vor, wie er mit Annabeth in einem Café Händchen hielt. Wenn sie älter wären, könnten sie vielleicht zusehen, wie ihr eigenes Kind Möwen über das Forum jagte …
Percy schüttelte sich diese Idee aus dem Kopf. Er konnte es sich nicht leisten, sich solchen Gedanken hinzugeben. Fast alle seine Erinnerungen waren verschwunden, aber er wusste, dass er hier nicht zu Hause war. Er gehörte an einen anderen Ort, zu seinen anderen Freunden.
Außerdem schwebte Camp Jupiter in Gefahr. Wenn Juno Recht hatte, würde in weniger als fünf Tagen ein Angriff erfolgen. Percy stellte sich vor, wie sich das Gesicht dieser schlafenden Frau – das Gesicht Gaias – in den Hügeln oberhalb des Camps formte. Er stellte sich Horden von Monstern vor, die ins Tal herunterkamen.
Wenn ihr keinen Erfolg habt, hatte Mars gewarnt, wird es kein Camp mehr geben, in das ihr zurückkehren könnt. Rom wird überrannt werden, sein Erbe auf ewig verloren sein. Er dachte an die kleine Julia, an die Familien mit Kindern, an seine neuen Freunde aus der Fünften Kohorte, sogar an die albernen Faune. Er mochte nicht daran denken, was aus ihnen werden sollte, wenn diese Stadt zerstört würde.
Die Senatoren schritten nun in ein Gebäude mit einer riesigen weißen Kuppel, das an der Westseite des Forums lag. Percy blieb in der Tür stehen und versuchte, nicht an Julius Caesar zu denken, der bei einer Senatssitzung erstochen worden war. Dann holte er tief Luft und folgte Hazel und Frank hinein.
XIV
Percy
Von innen sah das Senatsgebäude aus wie ein Hörsaal an der Uni: Ein Halbkreis aus aufsteigenden Sitzreihen, eine Bühne mit einem Rednerpult und zwei Stühlen. Die Stühle waren leer, aber bei einem lag auf dem Sitz ein kleines Samtpäckchen.
Percy, Hazel und Frank setzten sich auf die linke Seite des Halbkreises. Die zehn Senatoren und Nico di Angelo belegten den Rest der ersten Reihe. Die oberen Reihen waren mit mehreren Dutzend Geistern und einigen wenigen älteren Veteranen aus der Stadt gefüllt, alle feierlich in Toga. Octavian stand mit einem Messer und einem Stofflöwen vorn, für den Fall, dass irgendwer den Gott der niedlichen Sammlerstücke um Rat fragen wollte. Reyna ging zum Rednerpult und hob die Hand, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
»Also, das hier ist eine Krisensitzung«, sagte sie. »Wir beharren heute nicht auf Formalitäten.«
»Ich schwärme für Formalitäten,«, beschwerte sich ein Geist.
Reyna
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