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Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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einer Art grausigem Hurrikan erfasst und in die Wiesen gezogen.

XIX
    Hazel
    Hazel war eine Expertin für Bizarres. Sie hatte gesehen, wie ihre Mutter von einer Erdgöttin besessen gewesen war. Sie hatte aus Gold einen Giganten erschaffen. Sie hatte eine Insel zerstört, war gestorben und aus der Unterwelt zurückgekehrt.
    Aber von einer Wiese entführt zu werden? Das war neu.
    Sie hatte das Gefühl, in eine Windhose aus Pflanzen eingewickelt zu sein. Sie hatte von modernen Sängern gehört, die von der Bühne in die Menge sprangen und von Tausenden von Händen weitergereicht wurden. Sie stellte sich vor, dass das ähnlich sein müsste – nur bewegte sie sich tausendmal schneller und die Grashalme waren keine Fans.
    Sie konnte sich nicht aufsetzen. Sie konnte den Boden nicht berühren. Ihr Schwert steckte zwar noch in ihrem Schlafsack, den sie auf den Rücken geschnallt hatte, aber sie konnte es nicht erreichen. Die Pflanzen brachten sie immer wieder aus dem Gleichgewicht, stießen sie umher, schlitzten ihr Gesicht und Arme auf. Durch das Gewirr aus Grün, Gelb und Schwarz konnte sie nur mit Mühe die Sterne sehen.
    Franks Rufe verhallten in der Ferne.
    Es fiel ihr schwer, klar zu denken, aber eins wusste Hazel: Sie bewegte sich schnell. Wo immer sie hingebracht wurde, bald würde sie so weit weg sein, dass ihre Freunde sie nicht finden könnten.
    Sie schloss die Augen und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie umhergeworfen und -gestoßen wurde. Sie schickte ihre Gedanken in die Erde unter ihr. Gold, Silber – sie würde sich mit allem zufrieden geben, das ihre Entführer störte.
    Sie spürte nichts. Keine Reichtümer unter der Erde – nix.
    Sie war kurz vor der Verzweiflung, als sie spürte, dass sie über eine riesige kalte Stelle streifte. Sie konzentrierte sich mit aller Kraft darauf und ließ einen mentalen Anker fallen. Plötzlich grollte der Boden. Die wirbelnden Pflanzen ließen sie los und sie wurde nach oben geschleudert wie eine Kugel von einem Katapult.
    In dem Moment der Schwerelosigkeit öffnete sie die Augen und drehte sich mitten in der Luft herum. Der Boden war vielleicht sieben Meter unter ihr. Dann fiel sie. Jetzt kam ihr ihr Kampftraining zugute: Sie hatte geübt, von riesigen Adlern zu fallen. Hazel rollte sich zusammen, verwandelte den Aufprall in einen Purzelbaum und kam auf die Beine.
    Sie ließ ihren Schlafsack fallen und zog das Schwert. Einige Meter zu ihrer Linken ragte ein Felsen von der Größe einer Garage aus dem Meer aus Gras. Hazel ging auf, dass das ihr Anker war. Sie hatte den Felsen auftauchen lassen.
    Um ihn herum kräuselte sich das Gras. Wütende Stimmen zischten frustriert los, weil dieser riesige Stein sie aufgehalten hatte. Ehe sie sich neu zusammenschließen konnten, rannte Hazel zu dem Felsen und kletterte darauf.
    Das Gras wogte und raschelte um sie herum wie die Tentakel einer riesigen Untersee-Anemone. Hazel konnte die Frustration ihrer Entführer spüren.
    »Darauf könnt ihr nicht wachsen, was?«, schrie sie. »Haut ab, ihr blödes Unkraut. Lasst mich in Ruhe!«
    »Schist«, sagte eine wütende Stimme aus dem Gras.
    Hazel hob die Augenbrauen. »Entschuldigung?«
    »Schist. Großer Haufen Schist.«
    Eine Nonne in der St.-Agnes-Akademie hatte Hazel einmal den Mund mit Lauge ausgewaschen, weil sie etwas Ähnliches gesagt hatte, deshalb wusste sie nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte. Dann tauchten um ihre Felseninsel herum die Entführer aus dem Gras auf. Auf den ersten Blick sahen sie aus wie Engel von Valentinskarten – ein Dutzend mollige, babygesichtige Amorgestalten. Als sie näher kamen, merkte Hazel, dass sie weder niedlich noch engelhaft waren.
    Sie waren so groß wie zweijährige Kinder, mit Wülsten aus Babyspeck, aber ihre Haut hatte eine seltsame grünliche Färbung, als ob durch ihre Adern Chlorophyll floss. Sie hatten trockene brüchige Flügel wie Maishülsen und Büschel von weißen Haaren wie Maisgrannen. Ihre Gesichter waren hager und durchsetzt mit Getreidekörnern, ihre Augen tiefgrün und ihre Zähne Hundefangzähne.
    Das größte dieser Wesen trat vor. Es trug einen gelben Lendenschurz und hatte Stachelhaare, wie die Grannen einer Getreideähre. Der Wicht fauchte Hazel an und watschelte so rasch hin und her, dass sie fürchtete, er könnte den Lendenschurz verlieren.
    »Hasse diesen Schist!«, klagte das Wesen. »Weizen kann nicht wachsen.«
    »Hirse kann nicht wachsen«, jammerte ein anderer.
    »Gerste!«, schrie ein

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