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Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Freundin. Am Grand Canyon war sie tapfer gewesen, als sie die Venti abgewehrt hatte, und als Jason sie im Sturz aufgefangen hatte und sie sich umarmt hatten, hatte er sich durchaus ein wenig versucht gefühlt, sie zu küssen, das konnte er nicht leugnen. Aber es war nicht richtig. Er kannte seine eigene Geschichte nicht. Da konnte er nicht mit ihren Gefühlen spielen.
    Drew verdrehte die Augen. »Ich kann dir bei der Entscheidung helfen, Süßer. Du hast etwas Besseres verdient. Ein Typ mit deinem Aussehen und deinem offenkundigen Talent!«
    Sie sah ihn allerdings nicht an. Sie starrte auf einen Punkt direkt über seinem Kopf.
    »Du wartest auf ein Zeichen«, tippte er. »Wie das, das über Leos Kopf aufgetaucht ist.«
    »Was? Nein! Na ja … schon. Ich meine, nach allem, was ich gehört habe, bist du ganz schön mächtig, oder? Du wirst hier im Camp eine wichtige Rolle spielen, da gehe ich doch davon aus, dass dein göttlicher Elternteil dich sofort anerkennen wird. Und das möchte ich zu gern sehen. Ich möchte auf Schritt und Tritt bei dir sein. Also, wer ist bei dir göttlich, dein Dad oder deine Mom? Bitte, sag, dass es nicht deine Mom ist. Ich würde es schrecklich finden, wenn du ein Kind der Aphrodite wärst.«
    »Warum?«
    »Dann wärst du mein Halbbruder, du Dussel. Du kannst kein Date mit jemandem aus deiner eigenen Hütte haben. Himmel!«
    »Aber sind nicht sowieso alle Götter miteinander verwandt?«, fragte Jason. »Und damit alle hier unsere Vettern oder Kusinen oder so?«
    »Ach, bist du niedlich! Süßer, die göttliche Seite deiner Familie gilt nur, was deinen Elternteil angeht. Alle aus anderen Hütten – da hast du freie Bahn. Also, wer ist nun dein göttlicher Elternteil – Mom oder Dad?«
    Wie üblich hatte Jason keine Antwort darauf. Er schaute auf, aber kein glühendes Zeichen erschien über seinem Kopf. Auf dem Hauptgebäude zeigte die Wetterfahne noch immer auf ihn und der Bronzeadler starrte ihn an, als wolle er sagen: Mach kehrt, Kleiner, solange du das noch kannst.
    Dann hörte er Schritte auf der Veranda vor dem Haus. Nein, keine Schritte: Hufschlag.
    »Chiron!«, rief Drew. »Das ist Jason. Er ist einfach umwerfend!«
    Jason wich so schnell zurück, dass er fast gestolpert wäre. Auf der Veranda bog ein Reiter um die Hausecke. Nur war er kein Reiter – er war ein Teil des Pferdes. Von der Hüfte nach oben sah er aus wie ein Mensch, mit braunen Locken und einem gepflegten Bart. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Bester Zentaur der Welt und hatte einen Köcher und einen Bogen umgeschnallt. Sein Kopf war so hoch oben, dass er ihn einziehen musste, um den Lampen an der Verandadecke auszuweichen, denn von der Hüfte abwärts war er ein weißer Hengst.
    Chiron wollte Jason schon anlächeln. Dann wich die Farbe aus seinem Gesicht.
    »Du …« Die Augen des Zentauren irrten umher wie die eines bedrohten Tieres. »Du müsstest tot sein.«
    Chiron befahl Jason – na ja, er lud ihn ein, aber es hörte sich an wie ein Befehl –, mit ins Haus zu kommen. Er schickte Drew zurück in ihre Hütte, und Drew sah darüber gar nicht glücklich aus.
    Dann trabte er zu dem leeren Rollstuhl. Er ließ Köcher und Bogen zu Boden fallen und schob sich rückwärts in den Stuhl, der sich wie ein Zauberkasten öffnete. Chiron trat mit seinen Hinterbeinen geschickt hinein und verstaute sich darin, obwohl er viel zu klein für ihn sein müsste. Jason stellte sich dazu die Geräusche vor, die ein Lastwagen im Rückwärtsgang macht, als die untere Hälfte des Zentauren verschwand, der Stuhl sich schloss und zwei künstliche Menschenbeine, die in eine Decke gewickelt waren, ausfuhr, so dass Chiron aussah wie ein ganz normaler Sterblicher in einem Rollstuhl.
    »Mir nach«, befahl er. »Jetzt gibt’s Limonade.«
    Das Wohnzimmer sah aus wie von einem Regenwald verschlungen. Schlingpflanzen wucherten an den Wänden und an der Decke, worüber Jason sich ein wenig wunderte. Er hätte nicht gedacht, dass im Haus Weinranken wuchsen, schon gar nicht im Winter, aber diese hier waren von üppigem Grün und bedeckt mit roten Traubendolden.
    Gegenüber von einem steinernen Kamin mit einem knisternden Feuer standen mehrere Ledersofas. In eine Ecke war ein piepender und blinkender altmodischer Pac-Man-Spielautomat eingeklemmt. An der Wand hing eine Sammlung von Masken – lächelnde und stirnrunzelnde griechische Theatermasken, gefiederte Mardi-Gras-Masken, Karnevalsmasken aus Venedig mit riesigen schnabelähnlichen

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