Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
worden.
Jason und Leo kamen bei ihr an.
Leo fragte schon: »Alles okay?« Dann sah er ihren Fuß. »Nein, anscheinend nicht.«
»Danke für die Info«, stöhnte Piper.
»Das kommt schon in Ordnung«, sagte Jason, aber Piper konnte die Besorgnis in seiner Stimme hören. »Leo, hast du irgendwelche Erste-Hilfe-Sachen?«
»Ja, klar doch.« Leo suchte in seinem Werkzeuggürtel und zog Mullbinden und eine Rolle Isolierband heraus – beides schien viel zu groß für die Taschen im Gürtel zu sein. Piper war der Werkzeuggürtel schon am Morgen zuvor aufgefallen, aber sie war nicht auf die Idee gekommen, zu fragen. Der Gürtel sah ganz normal aus, so eine Art Lederschurz mit jeder Menge Taschen, wie ein Schmied oder Schreiner sie benutzte. Und er schien leer zu sein.
»Wie hast du …« Piper versuchte, sich aufzusetzen, und stöhnte. »Wie hast du diesen Kram aus einem leeren Gürtel geholt?«
»Magie«, sagte Leo. »Ich hab das noch nicht so ganz durchschaut, aber ich kann so ungefähr jedes normale Werkzeug aus diesen Taschen holen und dazu noch allerlei anderen nützlichen Kram.« Er griff in eine andere Tasche und fischte eine kleine Blechdose heraus. »Pfefferminz?«
Jason schnappte sich die Dose. »Großartig, Leo. Kannst du den Fuß nun heilen oder nicht?«
»Ich bin Mechaniker, Mann. Wenn sie ein Auto wäre, vielleicht …« Er schnippte mit den Fingern. »Moment, was war das noch für göttlicher Heilkram, den sie dir im Camp gegeben haben – dieser Rambofraß?«
»Ambrosia, du Dussel«, sagte Piper verbissen. »In meiner Tasche müsste welche sein, wenn sie nicht zerquetscht worden ist.«
Jason nahm ihr vorsichtig den Rucksack von den Schultern. Er durchwühlte die Vorräte, die die Aphrodite-Leute für Piper eingepackt hatten, und fand eine kleine Tüte voller zerbrochener Kekse. Er brach ein Stück ab und gab es ihr.
Es schmeckte ganz anders, als sie erwartet hatte. Es erinnerte sie an Dads Schwarze-Bohnen-Suppe aus ihrer Kindheit. Die hatte er ihr gekocht, wenn sie krank gewesen war. Bei dieser Erinnerung entspannte sie sich, obwohl sie sie traurig machte. Der Schmerz in ihrem Knöchel ließ nach.
»Mehr«, sagte sie.
Jason runzelte die Stirn. »Piper, das können wir nicht riskieren. Sie haben gesagt, zu viel könnte dich verbrennen. Ich finde, ich sollte versuchen, deinen Fuß zu richten.«
»Hast du das schon mal gemacht?«
»Ja … glaub schon.«
Leo fand ein altes Stück Holz und brach es in zwei Teile. Dann legte er Mullbinden und Pflaster bereit.
»Halt ihr Bein fest«, sagte Jason zu ihm. »Piper, das wird wehtun.«
Als Jason den Fuß richtete, erschrak Piper dermaßen, dass sie auf Leos Arm schlug, und er schrie fast so laut wie sie. Als sie wieder klar sehen und normal atmen konnte, stellte sie fest, dass ihr Fuß in die richtige Richtung zeigte und dass ihr Knöchel mit Sperrholz, Mull und Isolierband geschient war.
»Au«, sagte sie.
»Himmel, Schönheitskönigin«, Leo rieb sich den Arm. »Gut, dass das nicht mein Gesicht war.«
Piper drehte sich der Magen um.
»Tut mir leid«, sagte sie dann. »Und nenn mich nicht Schönheitskönigin, sonst schlage ich noch mal zu.«
»Ihr wart beide großartig.« Jason nahm einen Kanister aus Pipers Rucksack und gab ihr Wasser zu trinken. Nach einigen Minuten beruhigte ihr Magen sich wieder.
Jetzt, da sie nicht mehr vor Schmerz schrie, konnte sie draußen den Wind heulen hören. Schneeflocken fielen durch das Loch im Dach, und nach ihrer Begegnung mit Chione war Schnee das Letzte, was Piper sehen wollte.
»Was ist aus dem Drachen geworden?«, fragte sie. »Wo sind wir?«
Leo verzog unglücklich das Gesicht. »Ich begreife das nicht. Festus ist einfach zur Seite geschleudert worden, als ob er gegen eine unsichtbare Mauer geknallt wäre, und ist abgestürzt.«
Piper dachte an die Warnung des Enceladus: Ich werde dir zeigen, wie leicht dein rebellischer Geist auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden kann. Hatte er das aus solcher Entfernung geschafft? Es kam ihr unmöglich vor. Wenn er solche Macht hatte, warum sollte sie dann ihre Freunde verraten, statt dass er sie einfach selbst umbrachte? Und wie konnte sie der Riese über Tausende von Meilen durch einen Schneesturm beobachten?
Leo zeigte auf das Logo an der Wand. »Was unseren Landeplatz angeht …« Es war wegen der Graffiti schwer zu lesen, aber Piper konnte ein großes rotes Auge und die Wörter MONOCLE MOTORS, FABRIK 1 erkennen.
»Geschlossene Autofabrik«,
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