Helden-Maus
Haufen Kissen und legte sich bequem zur Ruhe.
Am Morgen hatten sie es nicht eilig. Zentauren waren zwar integre Wesen, doch irgendwie hatten die drei nicht die Absicht, möglichst schnell zum Schloss zurückzustürmen. Tatsächlich gab es dafür ja auch keinen Grund; König Dor und Königin Irene wurden erst am nächsten Tag zurückerwartet, Chester und Cherie beaufsichtigten in Abwesenheit des Königspaars den Haushalt und behielten zudem ein Auge auf Ivys kleinen Bruder, Prinz Dolph. Das war schon Aufgabe genug, wie Chet bemerkte, denn der kleine Dolph konnte sich auf der Stelle in alles Mögliche verwandeln und liebte es, zu einer Maus zu werden und hinauszuhuschen, wenn er doch eigentlich die langweilige Geschichte Xanths lernen sollte.
Da sie aber nun einmal Zentauren waren, vergeudeten sie auch nicht mehr Zeit als nötig. Und so trafen sie zu Mittag auf Schloss Roogna ein.
Esk war beeindruckt. Seitdem er das Schloss des Guten Magiers gesehen hatte, wusste er ungefähr, wie solche Bauwerke aussahen, doch Schloss Roogna war noch weitaus größer.
Seine Mauern ragten hoch über den Graben hinaus, welcher nicht nur eins, sondern gleich mehrere monströse Monster enthielt. Die Schlossländereien waren von einem Obsthain umringt, in dem alle Arten exotischer Bäume wuchsen, und dahinter waren rauflustige Bäume zu sehen, die ihre Äste so bewegen konnten, dass sie unwillkommenen Eindringlingen den Weg versperrten. Auf einer Seite lag der Friedhof der Zombies, dessen Bewohner sich in ihrer fauligen Schaurigkeit erheben konnten, sobald das Schloss ihres Schutzes bedurfte. Es gab sogar, versicherte ihm Chet, mehrere Gespenster im Schloss, obwohl sie relativ harmlos waren und lediglich darauf warteten, dass man ihre Geschichte erzählte.
An der Zugbrücke stand eine winzige Menschengestalt. »Ein Pferdehintern mit Flügeln!« rief die Gestalt. »Na, wenn das die Hauswarte sehen!«
»Dann geh doch und erzähl es ihnen, Grundy!« rief Ivy fröhlich. Sie wusste nichts vom Ernst der Lage.
Schnell huschte der Golem ins Schloss zurück. Schon einen Augenblick später erschien ein älteres Zentaurenpaar. Beide entdeckten sie Chex zur gleichen Zeit.
»Großartig!« rief der Zentaurenmann.
»Widerlich!« hauchte die Zentaurin.
»Vater, Mutter, das hier ist mein Fohlen«, sagte Chem und zeigte auf Chex, die dastand, als rechnete sie damit, geschlagen zu werden.
»Und sie kann auch schon fast fliegen!« warf Ivy ein.
Chex' Großmutter sagte kein weiteres Wort. Sie machte auf der Stelle kehrt und verschwand im Schloss.
Ihr Großvater zögerte. »Das wird wohl noch eine Weile dauern«, meinte er, dann eilte er ihr nach.
Mit gleichermaßen gekränkter Miene drehten sich die drei Zentauren um und schritten vom Schloss fort.
Ivy sah Esk an. »Verstehst du das?«
»Ungern«, erwiderte er.
»Ich hätte gedacht, dass Cherie froh sein würde, ihre Enkelin kennen zu lernen!«
»Soviel ich weiß, haben Zentauren etwas gegen Artenkreuzung.«
»Ach, bäh! In Xanth kreuzt sich doch alles!«
Esk zuckte die Schultern. »Ich fürchte, Cherie Zentaur sieht das nicht so.«
»Die mag die Magie nicht sehr, zumindest nicht bei Zentauren«, sagte Ivy nachdenklich, »Chester ist da schon besser. Er besitzt ein Talent, und Chet hat auch eins.«
Chet fand eine Stelle, wo Chem und Chex übernachten konnten, und Esk und Volney gesellten sich zu ihnen. Keiner der drei sagte etwas über den Vorfall, doch die Niedergeschlagenheit war beinahe greifbar. Esk begriff, dass sie wirklich gehofft hatten, Cherie würde die Situation akzeptieren. Doch Zentauren, dies begann Esk nun zu erfahren, waren starrsinniger als alle anderen Geschöpfe.
Am nächsten Tag kehrten König Dor und Königin Irene zurück, und gegen Nachmittag gewährten sie den drei Reisenden eine Audienz. Offensichtlich hegten sie keinerlei Vorurteile gegen Mischlinge, sie bewunderten sogar unverhohlen Chex' Flügel. Ivy kam, in den Kleidern der kleinen Prinzessin, die sie ja war, ebenso ihr kleiner, sechsjähriger Bruder, Prinz Dolph.
Ernst hörten sie sich Esks Bericht über das mysteriöse Verschwinden des Magiers an. Dann lauschten sie Volneys Bericht über das Tal der Wühlmäuse. Es war offensichtlich, dass sie über beide Angelegenheiten schon etwas wussten und bereits vor der Audienz zu einer Entscheidung gelangt waren.
»Gewöhnlich würden wir unser Bestes tun, um den Wühlmäusen zu helfen«, sagte König Dor. »Aber da diese Angelegenheit ausgerechnet in einer Zeit
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