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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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wusste, dass sie damit nichts erreichen würde; an der Meinung der Zentauren würde es nichts ändern. Wie Ivy schon gesagt hatte, Zentauren waren sehr stur.
    Sie machte kehrt und trabte fort, frustriert und angewidert. Nun verstand sie, weshalb ihre Mutter sie weitgehend isoliert von ihrer eigenen Art aufgezogen hatte. Onkel Chet war zwar oft da gewesen und hatte ihr seine Magie mit den Felsbrocken und Kieselsteinen vorgeführt, und gelegentlich war auch einer der einsiedlerähnlichen Waldzentauren zu Besuch gekommen, doch niemals Zentauren aus dem Dorf nördlich der Spalte oder von der Insel. Angeblich sollten Zentauren die intelligentesten und integersten Wesen Xanths sein, doch ihr Glaube daran war erschüttert.
    Wie konnte eine Art, die so offensichtlich eine Kreuzung zwischen Menschen und Pferden war, derart streng jede weitere Rassenvermischung ablehnen?
    Doch als sie eingehender darüber nachdachte, wurde es ihr klar. Wenn die Zentauren freie Kreuzungen zuließen, wie es die Pferdewesen getan hatten, würden sie sich irgendwann als Spezies zersplittern, wie es auch bei den Pferden der Fall gewesen war. In Xanth gab es keine echten Pferde mehr, nur in Mundania, wo sie sich mit anderen Arten kreuzen konnten. In Xanth gab es Nachtmähren und Pookas und Werpferde und Seepferde und Hippogryphe und Zentauren und Einhörner und Flugpferde, während die Urform durch Kreuzungen ausgestorben war. Nun bemühten sich die Zentauren, ihre eigene Variante als lebensfähige Spezies zu retten, und taten, was dazu erforderlich war.
    Dennoch: Es gab noch viel mehr Kreuzungen zwischen Menschen und anderen Wesen als pferdische Mischformen; das Spektrum reichte von Elfen über Oger bis zu den Sphinxen, und doch hatte die ursprüngliche Spezies überlebt. Zwar neigten die Menschen durchaus dazu, Kreuzungen nicht eben zu ermutigen, waren aber einigermaßen tolerant, wenn sie doch vorkamen. Deshalb waren Zentauren auch auf Schloss Roogna ebenso willkommen wie die anderen Mischformen, etwa der Golem und der eine oder andere Oger. Solche Restriktionen brauchten also nicht absolut gehandhabt zu werden.
    Andererseits, so sagte sie sich in ihrem Bemühen um zentaurische Objektivität, besaßen die Menschen auch eine gewaltige Quelle der Erneuerung: Mundania. Es hatte viele Kolonisierungswellen aus Mundania gegeben, durch die die menschliche Urbevölkerung Xanths stets vergrößert worden war. Zentauren hingegen besaßen keine solche Möglichkeit der Erneuerung, weil es sie nur in Xanth gab. Daher waren die Voraussetzungen nicht die gleichen.
    All dies trug allerdings nicht dazu bei, ihre Laune zu heben. Sie verstand die Situation der Zentauren, ohne sie zu billigen. Was sie wirklich brauchte, war eine eigene Spezies.
    Sie lachte etwas verbittert. So weit sie wusste, war sie das einzige Exemplar ihrer Art in ganz Xanth. Welch eine Spezies!
    Sie kehrte zu der Stelle zurück, wo Ivy und Horace auf sie warteten. »Glück gehabt?« fragte das kleine Mädchen fröhlich.
    »Kein Glück«, erwiderte Chex schleppend. »Sie wollen nicht einmal mit mir reden, weil ich ein Mischling bin.«
    Ivy schürzte die Lippen. »So wie Cherie?«
    »Ja.«
    »Vielleicht könnte ich es tun…«
    Chex überlegte. Ivy war zwar ein Kind, aber sie war auch die Tochter des Königs und eine Zauberin. Ihr würden die Zentauren vielleicht eine Audienz gewähren. Doch dann müsste sie allein auf die Zentaureninsel, und Chex würde ihr Versprechen brechen, auf sie aufzupassen. Und wenn die Zentauren schon nicht mit einer Abart ihrer eigenen Spezies zu reden bereit waren, konnte man dann erwarten, dass sie einer gänzlich anderen Spezies wie den Wühlmäusen Hilfe leisten würden? Das war äußerst zweifelhaft.
    »Ich schätze, wir müssen die Sache wohl als misslungen abschreiben, meine Liebe«, sagte sie. »Ich habe den Widerstand der Zentauren gegen unsere Bemühungen unterschätzt.«
    Ivy zuckte die Schultern. »Na schön. Vielleicht können wir ja Hilfe von den Leuten deines Vaters bekommen.«
    »Von den Flügelungeheuern?« Chex überlegte, diese Alternative erschien ihr nun interessanter, da ihre größte Hoffnung zerstört worden war. »Gewiss, ich könnte meinen Vater aufsuchen und ihn fragen. Aber der wohnt schon eher in Richtung Zentral-Xanth; wir müssen zuerst zurück auf Schloss Roogna, damit ich mich mit Esk und Volney beraten kann. Vielleicht hat ja einer von ihnen bereits Hilfe auf getrieben.«
    »Hmpf«, meinte Ivy und musterte sie erwartungsvoll.
    Chex

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