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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Ich hoffe, dieser Zombie weiß, was er da tut«, murmelte sie.
    »Das hoffe ich auch«, flüsterte Ivy. »Ich mag diese Zahlen nicht!«
    Tatsächlich griffen die Zahlen nun auch sie an. Sie umsummten die beiden wie aufgestachelte Bienen – und fuhren durch ihr Fleisch hindurch, ohne dass sie es spürten.
    Chex lachte. »Das müssen imaginäre Zahlen sein!«
    »Was?« fragte Ivy.
    »Zahlen, die man in der Mathematik benutzt und die nicht wirklich sind«, erklärte Chex. »Aber manchmal ist es trotzdem notwendig, sie zu verwenden.«
    »Das verstehe ich nicht«, knurrte Ivy.
    »Das glaube ich dir gern! Doch das hier muss die Heimat dieser Zahlen sein. Sie sind wahrscheinlich die Alpträume von Mathematikern.«
    Horace legte seinen humanoiden Torso zurück und schlief ein.
    Chex zögerte. Wusste der Zombie wirklich, was er tat, oder hatte er einfach nur aufgegeben? Durfte sie es dann riskieren, seinem Beispiel zu folgen? Zweifellos lauerten hier Gefahren, und immerhin befanden sie sich im Kürbis; möglicherweise steckten sie schon in schlimmen Schwierigkeiten, wenn…
    »Ich glaube, wir haben keine andere Wahl«, meinte Ivy, die ausnahmsweise einmal nicht begeistert klang.
    »Sieht so aus, Liebes«, stimmte Chex ihr zu. Also lehnten sich beide zurück und schlossen die Augen. Zu ihrer Überraschung schliefen sie sofort ein.
    Chex öffnete die Augen. Es war Tag, und sie lag an einem Strand. Über das Wasser hinweg sah sie in der Ferne die Umrisse einer großen Insel.
    Sie blinzelte. »Kann das die Zentaureninsel sein?« fragte sie laut.
    »Ja«, sagte Horace hinter ihr.
    Ivy erwachte. »Wir sind da!« rief sie. »Aber wie sind wir hierher gekommen?«
    »Wir haben uns im Kürbis schlafen gelegt«, sagte Chex und traute ihren eigenen Worten nicht. »Ich kann nur vermuten, dass das Einschlafen im Reich der Träume bedeutet, dass wir im Reich des Normalbewusstseins aufwachen.«
    »Ich schätze, wir haben wohl wirklich einen Führer gebraucht«, meinte das kleine Mädchen.
    »Wahrscheinlich schon.« Chex stand auf. »Ist das dort wirklich die Zentaureninsel?« fragte sie Horace, »oder nur ein Traum?«
    »Das ischt sie wirklisch«, versicherte er ihr. »Abkürzung.«
    Also doch. Chex beschloss, die Dinge so hinzunehmen, wie sie zu sein schienen, und ihre Mission fortzusetzen.
    Ivy glitt von ihrem Rücken. »Muss mal festen Boden unter den Füßen fühlen«, sagte sie. Das konnte Chex verstehen. Das Erlebnis im Kürbis war selbst für eine kleine Zauberin recht verwirrend gewesen.
    Nun musste sie das Wasser überqueren, um zur Insel zu gelangen. Dort, wo der Pfad anfing, müsste es eigentlich eine Fähre geben. »Ich suche mal nach der Kreuzung«, verkündete Chex.
    »Ich ruhe mich hier aus«, sagte Ivy. »Das ist schon sicher, Horace ist ja dabei. Und außerdem hat Mami mir einen Schutzzauber mitgegeben.«
    Chex ging auf Nummer Sicher. »Wirst du hier auf mich warten?« fragte sie Horace.
    »Ja«, erwiderte er.
    Also trabte sie den Strand entlang nach Osten, weil die Küste der Insel dort am nächsten zu sein schien. Schon bald bestätigte sich ihre Einschätzung: Dort lag ein Floß mit einem Segel vor einer Landebrücke.
    Sie trabte zu ihm hin. »Hallooo!« rief sie.
    Ein Zentaur mittleren Alters trat aus einem Schuppen hervor. »Überfahrt?« fragte er.
    »Ja. Ich muss auf die Zentaureninsel und danach wieder zurück…« Sie brach ab, weil der andere ihre Flügel anstarrte.
    »Ach so, ein Mischling«, sagte er voller Ekel. »Vergiss es.«
    »Aber ich muss doch mit den Zentaurenältesten sprechen, wegen…«
    »Wir sprechen nicht mit Mischlingen«, sagte er barsch. »Und nun verschwinde, bevor dich jemand sieht.«
    »Aber…«
    Er griff nach seinem Bogen.
    »Also hör mal!« protestierte sie. »Ich habe ja wohl das Recht, angehört zu werden!«
    Nun hielt er den Bogen in den Händen. »Mischlinge haben nicht einmal das Recht zu existieren«, erwiderte er. »Es wird niemand mit dir sprechen. Man wird dich ohne Gerichtsverhandlung hinrichten, wenn du auch nur einen Fuß auf die Insel setzt. Und jetzt flieg davon, bevor ich mir auch noch die Mühe machen muss, deinen Kadaver zu beerdigen.«
    Entsetzt begriff Chex, dass er es ernst meinte. Die Einstellung ihrer Großmutter spiegelte lediglich das Vorurteil der meisten Zentauren wider. Sie waren unfähig, jede Abweichung von ihrer eigenen Norm zu tolerieren.
    Einen Augenblick war sie versucht, stehen zu bleiben und ihm doch die Mühe zu machen, sie zu begraben. Doch sie

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