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Helden-Maus

Titel: Helden-Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
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vielmehr fürchtete er sich davor, dass sie eben das tun würde, was sie androhte, und dass es ihm gefallen würde. Er traute solchen Dämonstrationen nicht.
    Sie musterte ihn vielsagend. »Wie alt bist du, Esk?«
    »Sechzehn.«
    »Und ich bin einhundertsechzehn, aber wer zählt schon die Jahre? Nach den Maßstäben der Sterblichen bist du alt genug, und ich bin nach den Maßstäben der Unsterblichen jung genug. Warum verkaufst du mir diese Höhle nicht, ich kann sie doch mit Erfahrung bezahlen? Ich kann dir alles ganz genau zeigen, dann brauchst du dich bei einem sterblichen Mädchen nie wieder zu genieren, weil du so tollpatschig bist.«
    Esk schoss an ihr vorbei, stürzte aus der Tür und rannte in Richtung Zuhause davon. Erst als er sein Versteck schon ein gutes Stück hinter sich gebracht hatte, fragte er sich, warum er so hastig geflohen war. Befürchtete er, dass sie ihn irgendwie in eine noch schlimmere, peinlichere Lage bringen würde, als er sich vorstellen konnte? Oder glaubte er, dass das, was sie ihm anbot, schlichtweg Unrecht war? Aber war es denn Unrecht? Er war sich nicht sicher!
    Er überlegte, ob er seine Eltern wegen dieser Sache zu Rate ziehen sollte. Doch dann würde er ihnen von seinem Versteck erzählen müssen, und das wollte er nicht. Außerdem hegte er den Verdacht, dass sie ihn einfach nicht verstehen würden. Seine Mutter hatte nie viel darüber erzählt, aber er hatte erfahren, dass sich ihr einmal ein männlicher Dämon genähert hatte und dass sie darüber entsetzt gewesen war. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie auf die Nachricht reagieren würde, dass eine Dämonin bei ihrem Sohn einen Annäherungsversuch unternommen hatte. Möglicherweise würde sie ihm sogar einen ihr Wutkoller entgegenschleudern, und das würde weh tun. Sein Vater liebte diese Wutkoller zwar, weil sie ihn an Ogerohrfeigen erinnerten, doch eine Ogerohrfeige konnte einen ausgewachsenen Baum umhauen oder einem Felsbrocken ein paar mächtige Risse bescheren.
    Daher schwieg er. Vielleicht würde Metria seines Verstecks müde werden und fortgehen. Schließlich wusste man von Dämonen ja, wie launenhaft sie waren.
    Einige Tage später wagte er sich wieder zu seinem Versteck. Vorsichtig trat er ein. Von der Dämonin war nichts zu sehen. Doch er wusste, dass sie sich beliebig tarnen konnte; es würde sich erst im Laufe der Zeit herausstellen, ob sie tatsächlich fort war.
    Er setzte sich auf die Kissen, und nichts schrie auf. Er schüttelte seine Decke aus, ohne dass ein Protest ertönte. Er entdeckte ein Stück Brotbeerenpastete und aß sie ohne jeden Zwischenfall auf. Er begann zu hoffen.
    Es war überraschend, wie schnell die Langeweile kam. An seiner Erfahrung mit Metria war auch etwas Gutes gewesen: Sie war interessant, auf verschiedenste Weise. Jetzt, da es zu spät war, fragte er sich, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte, als er ihr Angebot ausschlug. Sie hätte ihm ein phänomenales Erlebnis bescheren können!
    Er holte sein Murmelspiel hervor. Seine Steinsammlung hatte ihm in früheren Zeiten immer gute Dienste geleistet, wenn es darum ging, ein paar langweilige Stunden totzuschlagen. Die Steine besaßen verschiedene Farben, und er hatte selbst ein Spiel entwickelt, das darin bestand, immer einen Stein aus dem Beutel zu holen und auf dem Boden damit Muster auszulegen. Jeder Stein musste neben einen anderen gleicher Farbe gelegt werden, wodurch sich eine Linie oder Kurve ergab. Ziel war es, dafür zu sorgen, dass eine Farbe von der anderen umzingelt wurde. Manchmal zog er mehrere rote Steine hintereinander, ohne sie anzuschauen, bevor sie den Beutel verlassen hatten, dann bekam Rot gegenüber Weiß einen Vorteil; danach zog er vielleicht mehrere weiße Steine, was das Verhältnis wieder umkehrte. Auch Blau und Grün und Grau kämpften mit. Manchmal verbündeten sich die Farben miteinander und gegeneinander. Das Spiel konnte recht aufregend werden, wenn er sich die Persönlichkeit der jeweiligen Farbe im Geiste vorstellte. Und die Muster wurden oft ziemlich verworren.
    Er holte den ersten Stein heraus. Der glitzerte schwarz. Er legte ihn auf den Boden und begann mit dem Spiel.
    »He, du Missgeburt, was glaubst du, was du da tust?« fragte der Stein.
    Er grabschte ihn und warf ihn zurück in den Beutel, dann drehte er die Öffnung herum und versuchte den Stein einzuschließen. Doch schon drang der Rauch durch den Stoff und wirbelte vor ihm, und bald stand Metria da. »Ich dachte, du hättest aufgegeben und mir

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