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Helden

Helden

Titel: Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Richter
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Schuhspitzen.
    Herr Brüning räuspert sich.
    »Dumm gelaufen«, sagt er dann. »Ganz dumm gelaufen. Besonders die Sache mit der Zeitung. Aber das ist typisch Ulrike Fontana. Besser eine Halbwahrheit als gar keine Wahrheit. Tja, Herrschaften, wenn ihr mich fragt, ihr steckt bis zum Hals in der Scheiße.«
    Wir starren ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Da zuckt es plötzlich um Herrn Brünings Mundwinkel, und dann fängt er an schallend zu lachen.
    »Feuerteufel!«, prustet er. »Feuerteufel ist gut! Nun lasst mal die Köpfe nicht hängen, Kinder. Ich hab schon ganz andere Rollen gespielt. Feuerteufel ist eine meiner leichtesten Übungen. Und wenn die Trietschtratsche ihre Freude dran hat ... nur zu, nur zu. Aber das bleibt unter uns, verstanden? Wir haben von jetzt an ein Geheimnis. Abgemacht, Kinder?«
    Herr Brüning streckt seine Hand aus.
    »Abgemacht«, grinst Felix und schlägt ein.

STRASSENFEST
    Und dann waren die Sommerferien plötzlich fast vorbei. Noch zweimal schlafen und die Schule würde wieder anfangen und das frühe Aufstehen und überhaupt alles. Die Schulbücher rochen ganz neu, sie lagen auf meinem Schreibtisch neben den neuen Heften, den neuen Buntstiften und dem Zirkelkasten. Mama hatte mir Turnschuhe gekauft und einen Trainingsanzug für den Sportunterricht.
    Sie hatten auf ihrer Sitzung ein Nachbarschaftsfest zum Sommerende beschlossen, und jeder sollte mithelfen.
    Am letzten Feriensamstag stand meine Mutter in der Küche am Herd und kochte Nudeln für den Nudelsalat. Das Küchenfenster war weit offen, damit der Wasserdampf abziehen konnte. Papa stellte draußen auf der Straße mit Herrn Trietsch die Tische und Bänke auf.
    »So ein Nachbarschaftsfest, das ist gut für die Gemeinschaft«, hatte Mama gesagt. »Jeder trägt dazu bei, und wir alle haben einen schönen Abend!«
    Ich wusste genau, dass Papa die Sache anders sah.
    »Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt«, hatte er gebrummt.
    »Gisbert, das Kind«, hatte Mama geflüstert.
    »Mia, dein Vater freut sich drauf«, sagte sie laut zu mir. »Er kann es nur nicht so zeigen.«
    Felix’ Mutter freute sich nicht. Er wüsste noch nicht, ob sie mitfeiern würde, aber den Apfelsaft und die Papierservietten würde sie bezahlen, hatte Felix gemeint.
    Corinnas Mutter war für den Kuchen zuständig.
    »Kirschkuchen«, sagte Corinna. »Schmeckt wirklich saugut.«
    Um sechs sollte das Fest beginnen.
    Die Rostbratwürstchen waren selbstverständlich eine Spende der Familie Trietsch.
    Deshalb musste Lukas Trietsch auch den Grill aufstellen. Er schleppte eine schwere Gasflasche aus dem Keller, und wir sahen zu, wie er schwitzte.
    »Du bist aber ein hilfsbereiter Junge«, zirpte Fräulein Fontana. Sie streichelte Lukas über den Kopf, so wie man einen Hund streichelt. Felix und ich mussten lachen.
    Fräulein Fontana stellte den Korb mit dem selbst gebackenen Brot auf einen Tisch. Herr Pohling trat aus der Haustür und legte den Arm um ihre Schulter.
    Die Kirchturmuhr schlug sechs.
    »Na, dann woll’n wir mal anfangen«, sagte Frau Trietsch.
    »Wird auch höchste Zeit«, sagte Herr Brüning. »Wo ist denn der Flaschenöffner?«
    Frau Trietsch warf ihm einen strafenden Blick zu.
    »Liebe Nachbarn«, sagte sie, »ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid. Ein ereignisreicher Sommer liegt hinter uns, und deshalb wollen wir heute feiern und dem Frohsinn Tür und Tore öffnen. Auch wenn die eine oder der andere nicht an diesem Fest teilnehmen können, wollen wir doch ...«
    Genau in diesem Augenblick öffnete sich unsere Haustür. Felix Vorhelm hielt die Hand seiner Mutter und führte sie an unseren Tisch. Frau Vorhelm sah wunderschön aus. Sie trug ein rotes Sommerkleid mit großen Blumen, und ihr weißblondes Haar leuchtete im Abendlicht.
    »Guten Abend«, sagte sie. »Ich hoffe, wir kommen nicht zu spät.«
    Frau Trietsch war das Wort im Halse stecken geblieben. Sie schnappte nach Luft.
    »Gnädige Frau«, rief Benno Brüning. »Nehmen Sie doch Platz! Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen? Ein Glas Rotwein vielleicht ...«
    Frau Vorhelm lächelte wie eine Königin. »Gern, Herr Brüning«, sagte sie. »Danke.«
    Ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden, und plötzlich verstand ich, warum Felix in keinem Kinderheim der Welt bleiben wollte.
    Lukas Trietsch stand hinter dem Grill und drehte die Würstchen um.
    Ich sah, wie Corinna Thiemann ihrer Mutter etwas ins Ohr flüsterte. Dann nahm sie die

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