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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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noch bessere Vorschläge?« Dow bedachte alle Anwesenden mit seinem Grinsen. Kropf hatte sich nie weniger bemüßigt gefühlt, das Wort zu ergreifen, und es war unwahrscheinlich, dass sich irgendjemand anders zum Narren machen wollte …
    »Ich habe eine.« Calder, stets bereit, sich in den Vordergrund zu spielen, hob einen Finger.
    Dow kniff die Augen zusammen. »Welch eine Überraschung. Und wie lautet deine Strategie, Prinz Calder?«
    »Der Union den Rücken zuwenden und abhauen?«, fragte Eisenkopf, gefolgt von einer Welle glucksenden Gelächters.
    »Der Union den Rücken zuwenden und sich nach vorn beugen vielleicht?«, fragte Zehnweg, und wieder wurde gejohlt. Calder lächelte bei all dem, wartete, bis das Lachen verebbte und wieder Stille eintrat.
    »Frieden«, sagte er.
    Kropf zuckte zusammen. Es war, als ob man in einem Bordell auf einen Tisch stieg und lauthals Keuschheit forderte. Ihn überkam das starke Bedürfnis, von Calder abzurücken, wie von einem Mann, der mit Öl begossen worden und von lodernden Flammen umgeben ist. Aber welcher Mann wendet sich von einem Freund ab, nur weil er gerade nicht so beliebt ist? Selbst wenn die Gefahr besteht, dass er sich in einen Feuerball verwandelt? Also blieb Kropf an seiner Seite, fragte sich, welches Spielchen Calder hier spielen wollte, denn dass er einen Plan hatte, das stand fest. Das ungläubige Schweigen hielt eine Weile an, bis ein Windstoß aufkam, in die Mäntel fuhr und die Flammen der Fackeln tanzen ließ, deren wildes Licht nun über die grimmigen Gesichter ringsum zuckte.
    »Was soll das, du verdammter, feiger Wichser?!« Das schorfige Gesicht von Brodd Zehnweg war vor Verachtung so verzerrt, als wollte es auseinanderbrechen.
    »Du nennst meinen Bruder einen Feigling?«, brüllte Scale, dem die Augen aus dem Kopf quollen. »Ich dreh dir den verdammten, eitrigen Hals um!«
    »Aber, aber.« Dow hob die Hand. »Wenn hier irgendwelche Hälse umgedreht werden, dann bestimme ich, welche das sind. Prinz Calder ist dafür bekannt, dass er seine Worte gut zu wählen versteht. Ich habe ihn hierher gebracht, damit wir hören können, was er zu sagen hat, oder nicht? Also, lass hören, Calder. Wieso Frieden?«
    »Vorsichtig, Calder«, raunte Kropf und versuchte, dabei seine Lippen so wenig wie möglich zu bewegen. »Ganz vorsichtig.«
    Falls Calder die Warnung gehört hatte, dann schiss er darauf. »Weil Krieg reine Verschwendung ist, von Zeit, von Geld und von Leben.«
    »Verdammter Feigling !«, brüllte Zehnweg erneut, und diesmal widersprach nicht einmal Scale, der seinen Bruder lediglich anstarrte. Überall wurde Ablehnung laut, es wurde geflucht und ausgespuckt, fast ebenso entschieden wie bei den Beifallsrufen für Dow. Doch je lauter es wurde, desto mehr lächelte Calder. Als ob er auf ihrem Hass gedieh wie eine Blume auf Dung.
    »Der Krieg ist ein Mittel, um Dinge zu bekommen«, sagte er. »Wenn man dadurch nichts gewinnt, was hat er dann für einen Sinn? Wie lange sind wir denn hier schon durch die Gegend marschiert?«
    »Du hattest doch zwischendurch einen schönen Aufenthalt zu Hause, du Wichser«, rief jemand.
    »Joh, und den hat dir genau dieses Geschwätz über Frieden eingetragen«, ergänzte Eisenkopf.
    »Na schön, also, wie lange bist du schon hier draußen?« Calder deutete nun direkt auf Eisenkopf. »Oder du?« Auf Golding. »Oder er?« Nun wies er mit dem Daumen seitlich zu Kropf. Der verzog das Gesicht und wünschte, Calder würde ihn aus dem Spiel lassen. »Monate? Jahre? Marschieren, reiten, sich sorgen und draußen unter freiem Himmel liegen, krank und verwundet. Im Wind und in der Kälte, während eure Felder, eure Herden, eure Werkstätten und eure Frauen von niemandem versorgt werden. Und wofür? Na? Für Beute, oder für Ruhm und Ehre? Wenn in dieser Schar hier mehr als zweihundert Männer sind, die diese ganze Geschichte reicher gemacht hat, als sie vorher waren, dann fresse ich meinen eigenen Schwanz.«
    »Verdammtes Feiglingsgeschwätz!«, fauchte Zehnweg und wandte sich ab. »Das hör ich mir nicht an!«
    »Feiglinge rennen vor Dingen weg, die ihnen Angst machen. Fürchtest du dich vor Worten, Zehnweg? Was bist du doch für ein Held.« Calder erntete sogar vereinzeltes Gelächter für diese Bemerkung, und das sorgte immerhin dafür, dass Zehnweg stehen blieb und sich zornig umwandte. »Wir haben heute einen Sieg errungen! Jeder hier wurde zur Legende!« Damit schlug Calder gegen seinen Schwertgriff. »Aber es war nur ein

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