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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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unerschrocken. »Er schlägt in keiner Hinsicht nach seinem Vater.«
    »Gut.« Bayaz lächelte immer noch, aber seine Augen waren hart wie Feuersteine. »Ich würde Ihnen ungern dadurch Schmerz bereiten, dass ich ihn eines Tages aufknüpfen lassen müsste.«
    Unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Finree sah zu Oberst Brint, dann zu Lord Statthalter Meed hinüber und fragte sich, ob einer von beiden Hal im Gegenzug für seine unverbrüchliche Treue unterstützen würde. Brint hatte zumindest so viel Anstand, schuldbewusst dreinzublicken. Meed hingegen sah geradezu erfreut aus. »Sie werden im ganzen Heer Seiner Majestät keinen loyaleren Mann finden«, stieß sie schließlich hervor.
    »Ich bin ganz und gar entzückt. Loyalität ist beim Heer stets willkommen. Siege allerdings noch mehr.« Bayaz sah grimmig zu den versammelten Offizieren. »Es sind nicht die besten Zeiten, meine Herren. Ganz und gar nicht.«
    »General Jalenhorm ist über sein Ziel hinausgeschossen«, erklärte Mitterick, wie üblich ohne jegliches Einfühlungsvermögen, obwohl es gar nicht an ihm gewesen wäre, das Wort zu ergreifen. »Er hätte überhaupt nicht so weit vorrücken soll…«
    »General Jalenhorm handelte auf meinen Befehl«, unterbrach ihn Marschall Kroy kurz angebunden, woraufhin Mitterick übellaunig den Mund wieder zuklappte. »Wir sind übers Ziel hinausgeschossen, das stimmt, und die Nordmänner haben uns überrascht …«
    »Ihr Tee.« Ein Becher wurde Finree in die Hand gedrückt, und ihr Blick kreuzte den von Bayaz’ Diener. Er hatte seltsame Augen, eins blau, das andere grün. »Ich bin sicher, dass Ihr Ehemann so treu, ehrlich und fleißig ist, wie ein Mann es überhaupt nur sein kann«, raunte er ihr zu, und ein überhaupt nicht unterwürfiges Lächeln kräuselte seine Mundwinkel, als hätten sie gerade über einen Witz gelacht, den nur sie beide verstanden. Sie wusste nicht, worin ein solches Einvernehmen bestanden haben sollte, aber der Mann war bereits wieder zu seinem Meister zurückgekehrt, noch immer die Teekanne in der Hand, um Bayaz’ Becher zu füllen. Finree verzog die Lippen, achtete sorgfältig darauf, dass niemand sie beobachtete, und schüttete den Inhalt ihres Bechers gegen die Wand.
    » … unsere Möglichkeiten waren äußerst beschränkt«, sagte ihr Vater gerade, »angesichts der Eile, zu der uns der Geschlossene Rat so sehr gedrängt ha…«
    Bayaz schnitt ihm das Wort ab. »Der Drang zur Eile ist in dieser Situation ein Fakt, Marschall Kroy, ein Fakt, der zwar nicht umständehalber, sondern politisch bedingt ist, was ihn aber keinesfalls weniger zwingend macht.« Er schlürfte mit gespitzten Lippen seinen Tee, aber währenddessen war es im Raum so still, dass man einen Floh hätte husten hören können. Finree wünschte, sie würde diesen Trick ebenfalls beherrschen und könnte sich darauf verlassen, dass jede ihrer Äußerungen, ganz gleich wie belanglos, sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog, anstatt wie üblich abgewürgt, allenfalls toleriert oder überhört zu werden. »Wenn ein Baumeister eine Mauer auf einem Abhang baut und sie zusammenbricht, dann kann er sich kaum darauf berufen, dass sie sicherlich tausend Jahre überdauert hätte, wenn er einen ebenen Bauplatz zur Verfügung gehabt hätte.« Bayaz schlürfte erneut, und wieder herrschte währenddessen vollkommenes Schweigen. »Im Krieg gibt es keine ebenen Bauplätze.«
    Finree fühlte einen beinahe körperlichen Drang, ihrem Vater unterstützend beizuspringen. Es war, als summte eine Wespe hinter ihrem Rücken, die totgeschlagen werden musste. Aber sie biss sich auf die Zunge. Meed herauszufordern war eine Sache. Sich gegen den Ersten der Magi zu stellen aber eine andere, eine völlig andere.
    »Es war nicht meine Absicht, eine Entschuldigung anzuführen«, erklärte ihr Vater steif. »Für unser Scheitern übernehme ich vollständig die Verantwortung, und für unsere Verluste kommt die Schuld allein mir zu.«
    »Ihre Bereitschaft, die Schuld zu übernehmen, ehrt Sie, bringt uns allerdings nicht unbedingt weiter.« Bayaz seufzte, als müsse er seinem unartigen Enkel einen Rüffel erteilen. »Aber lassen Sie uns alle aus den Geschehnissen lernen, meine Herren. Wir wollen die gestrige Niederlage hinter uns lassen und uns dem morgigen Sieg zuwenden.« Alle nickten, als hätten sie nie etwas Tiefgründigeres gehört. Hier zeigte sich wahre Macht.
    Sie konnte sich nicht erinnern, jemals einen Menschen in so kurzer Zeit so sehr

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