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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zusammen, fester und stärker, je länger sie miteinander redeten. Wenn Reden denn überhaupt der richtige Ausdruck war.
    »Äh«, brachte er heraus. Ich habe in einem Bach herumgeplanscht und sieben Männer getötet, soweit ich das mit Sicherheit sagen kann, aber zweifelsohne habe ich noch einige mehr schwer verstümmelt. Ich habe sie in der Hoffnung in Stücke gehackt, dass unser wankelmütiger Monarch davon erfährt und daraufhin mein unverdientes Untodesurteil revidiert. Ich habe mich des Massenmordes schuldig gemacht, damit man mich nicht länger der Inkompetenz beschuldigt. Manchmal werden Männer für solche Taten gehängt, manchmal werden sie dafür gefeiert. »Ich habe Glück … dass ich noch lebe.«
    Sie kam näher, und er fühlte, wie das Blut wild in seinen Adern rauschte und sein Kopf so leicht wurde, als sei er ernstlich krank. »Ich habe das Gefühl, wir können uns alle glücklich schätzen, dass Sie noch am Leben sind.«
    Es rührt sich was in meinen Hosen. Richtig glücklich schätzen würde ich mich, wenn du jetzt deine Hand dort hineinschieben würdest. Wäre das zu viel verlangt? Nachdem ich doch das ganze Heer gerettet habe und so? »Ich …« Es tut mir so leid. Ich liebe dich. Wieso tut es mir leid? Ich habe nichts gesagt. Muss ein Mann sich auch für Dinge entschuldigen, die er nur gedacht hat? Wahrscheinlich.
    Sie war bereits weitergegangen und unterhielt sich mit ihrem Vater, und er konnte ihr das kaum verübeln. Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich mich überhaupt nicht ansehen, und ich würde mir schon gar nicht dabei zuhören, wie ich quietschend und mit vielen Unterbrechungen eine einzige Zeile geistlosen Geschwätzes herausbringe. Und trotzdem tut es weh. Es tut so weh, wenn sie geht. Er schlurfte zur Tür.
    Scheiße, ich bin so lächerlich.
    Calder verließ klammheimlich Dows Versammlung, bevor er sich vor seinem Bruder hätte rechtfertigen müssen. Er ging eilig zwischen den Feuern hindurch und überhörte die unterdrückten Flüche der Männer, die sich darum geschart hatten. Schließlich fand er einen Weg zwischen zweien der fackelerleuchteten Helden, sah weiter unten Gold aufblitzen und holte dessen Besitzer ein, der zornbebend den Hang hinunterstapfte.
    »Golding! Golding, ich muss mit dir reden.«
    Golding warf einen wütenden Blick über seine Schulter. Vermutlich wollte er einen aufgebrachten, wilden Eindruck machen, aber durch die Schwellungen im Gesicht wirkte es eher so, als habe er etwas im Mund, dessen Geschmack ihm nicht behagte. Calder musste ein Auflachen unterdrücken. Das zerschlagene Gesicht bot ihm jedoch eine gute Gelegenheit, die er nicht verstreichen lassen wollte.
    »Was ffollte ich ffon mit dir reden wollen, Calder?«, fauchte Golding. Drei seiner namhaften Männer richteten sich hinter ihm auf und fassten nach ihren vielen Waffen.
    »Leise, wir werden beobachtet!« Calder kam näher und neigte den Kopf, als wollte er ein Geheimnis verraten. Eine Haltung, die Männer häufig dazu bringt, sie sofort zu erwidern, auch wenn sie es eigentlich gar nicht wollen; das hatte Calder oft beobachtet. »Ich dachte, wir könnten uns gegenseitig unterstützen, da wir uns schon in derselben Lage befinden …«
    »Derffelben Lage?« Goldings geschwollenes, verfärbtes und blutunterlaufenes Gesicht kam nun ganz nahe. Calder wich scheinbar erschreckt und überrascht zurück, dabei lächelte er innerlich wie ein Angler, dem ein erstes Zucken der Leine verrät, dass ein Fisch angebissen hat. Reden, das war seine Kampfdisziplin, von der die meisten dieser Narren so wenig verstanden wie er vom eigentlichen Schlachtfeld. »Wie könnten wir wohl in derffelben ffein, Friedenfftifter ?«
    »Der Schwarze Dow hat seine Schätzchen, nicht wahr? Und wir anderen müssen uns mit den Brosamen zufriedengeben.«
    » FF ätffchen?« Goldings zerschlagener Mund ließ ihn lispeln, und jedes Nuscheln, das er hervorstieß, schien ihn noch wütender zu machen.
    »Du hast heute den Angriff angeführt, während andere im Hintergrund blieben. Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt und wurdest dabei verwundet, als du Dows Schlacht geschlagen hast. Und jetzt bekommen andere den Ehrenplatz, an vorderster Front, während du hinten drin hocken sollst? Und darauf warten musst, dass du gebraucht wirst?« Calder beugte sich noch näher. »Mein Vater hat dich immer bewundert. Hat mir immer gesagt, dass du klug bist, rechtschaffen, ein Mann, auf den man sich verlassen kann.« Es ist faszinierend, wie leicht

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