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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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widmen, meinem Altersruhesitz weit abseits der anstrengenden Politik. Doch da dieser Krieg gewissermaßen vor meiner Haustür stattfindet, dachte ich, es wäre nachlässig, wenn ich nicht einmal vorbeischauen wollte. Auch habe ich Geld mitgebracht, da ich erfuhr, dass die Soldzahlungen etwas im Rückstand sind.«
    »Ein wenig«, räumte Kroy ein.
    »Ein wenig mehr, und das könnte unsere Soldaten die dünne Schicht von Ehrbarkeit und Gehorsam vergessen lassen, die sie überhaupt besitzen, nicht wahr, meine Herren? Ohne den goldenen Schmierstoff würde die große Maschinerie des Heeres Seiner Majestät wohl schon bald zum Stillstand kommen, wie es ja bei so vielen Dingen im Leben der Fall ist, oder?«
    »Die Sorge um das Wohlergehen unserer Männer steht für uns alle stets an erster Stelle«, erklärte der Marschall leicht verunsichert.
    »Und auch für mich!«, erwiderte Bayaz. »Ich kam nur, um zu helfen. Um die Räder gut geschmiert zu halten, wenn Sie so wollen. Um zu beobachten, und, falls sich die Gelegenheit ergeben sollte, vielleicht auch einmal einen klitzekleinen Rat zu geben. Aber natürlich liegt das Kommando ganz bei Ihnen, Herr Marschall.«
    »Natürlich«, echote Kroy, aber niemand glaubte das. Immerhin war der Mann, der vor ihnen stand, der Erste der Magi. Ein Mann, angeblich schon viele hundert Jahre alt und mit magischen Kräften, der angeblich die Union geschmiedet, den König auf den Thron gebracht, die Gurkhisen vertrieben und dabei einen großen Teil Aduas in Schutt und Asche gelegt hatte. Angeblich. Und der wohl kaum für seine Zurückhaltung bekannt ist, wenn es darum geht, sich irgendwo einzumischen. »Äh … darf ich Ihnen General Mitterick vorstellen, den Befehlshaber der zweiten Division Seiner Majestät?«
    »General Mitterick, selbst in meiner Abgeschiedenheit inmitten meiner Bücher habe ich von Ihrer Tapferkeit berichten hören. Es ist mir eine Ehre.«
    Der General plusterte sich begeistert auf. »Nein, nein! Die Ehre ist ganz auf meiner Seite!«
    »In der Tat«, erwiderte Bayaz mit nebensächlicher Grobheit.
    Kroy nahm es auf sich, das Schweigen zu unterbrechen, das sich daraufhin ausbreitete. »Dies ist mein Stabschef, Oberst Felnigg, und hier der Anführer jener Nordmänner, die dem Schwarzen Dow widerstehen und auf unserer Seite kämpfen, der Hundsmann.«
    »Aber ja!« Bayaz hob die Augenbrauen. »Ich glaube, wir hatten einst einen gemeinsamen Freund, Neunfinger-Logen.«
    Der Hundsmann erwiderte den Blick gelassen und war damit der Einzige im ganzen Raum, der nicht den Eindruck machte, von Ehrfurcht überwältigt zu sein. »Ich bin noch längst nicht davon überzeugt, dass er tot ist.«
    »Wenn jemand den großen Gleichmacher überlisten kann, dann war – oder ist – er es. So oder so ist es bedauerlich, dass er dem Norden verlorenging. Der ganzen Welt. Ein großer Mann, den wir alle sehr vermissen.«
    »Ein Mann jedenfalls. Wie die meisten hatte er Gutes und Böses in sich. Was das Vermissen betrifft, so hängt es wohl davon ab, wen man fragt, nicht wahr?«
    »Ja, in der Tat.« Bayaz lächelte bedauernd und fuhr in fließendem Nordisch fort: »Da muss man realistisch sein.«
    »Das stimmt«, antwortete der Hundsmann. Gorst fragte sich, ob sonst noch irgendjemand unter den Anwesenden ihren kleinen Wortwechsel verstanden hatte. Er selbst war sich auch nicht ganz sicher, obwohl er die Sprache recht gut beherrschte.
    Kroy versuchte, die Dinge voranzutreiben. »Und das hier ist …«
    »Bremer dan Gorst natürlich!« Bayaz erschreckte Gorst zutiefst, als er ihm wärmstens die Hand schüttelte. Für einen Mann seiner Jahre hatte er einen erstaunlich festen Griff. »Ich habe damals gesehen, wie Sie gegen den König fochten – wie lange ist das jetzt her? Vier Jahre? Fünf?«
    Gorst hätte die Stunden zählen können, die seitdem vergangen waren. Und es sagt wohl eine Menge über mein schattenhaftes Dasein aus, dass der stolzeste Augenblick meines Lebens jener ist, in dem ich bei einem Fechtduell erniedrigt wurde. »Acht.«
    »Acht, das stelle man sich einmal vor! Die Jahre fliegen vorüber wie Blätter im Wind. Niemand hatte den Titel mehr verdient als Sie.«
    »Ich wurde fair geschlagen.«
    Bayaz beugte sich nahe zu ihm. »Sie wurden jedenfalls geschlagen, und das ist doch alles, was wirklich zählt, nicht wahr?« Damit klopfte er Gorst auf den Arm, als hätten sie gerade über einen Witz gelacht, dessen Pointe allen anderen verborgen blieb, wobei in diesem Fall wohl nur Bayaz

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