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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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herumwuselte und vor allem zurückhielt. Jetzt machte ihn der Gedanke, dass der alte Knabe sie allein lassen wollte, plötzlich nervös.
    »In diesem Haus seid ihr fünf und noch fünf andere Jungs von der Heerschau. Zunächst haltet ihr die Stellung. Verbarrikadiert die Fenster im Erdgeschoss, so gut ihr könnt. Wer hat einen Bogen?«
    »Ich«, sagte Beck.
    »Und ich.« Reft hob seine Waffe.
    »Ich habe eine Schleuder«, fügte Colving hoffnungsvoll hinzu.
    »Kannst du auch damit umgehen?«, fragte Reft.
    Der Junge schüttelte traurig den Kopf. »Von einem Fenster aus kann man sie eh nicht benutzen.«
    »Wieso kommst du dann überhaupt damit?«, fauchte Beck und fingerte an seinem Bogen herum. Seine Handfläche war schweißnass.
    Flut ging zu einem der schmalen Fenster und deutete zum Fluss hinüber. »Vielleicht werden wir sie an der Palisade aufhalten können, aber falls nicht, werden wir an der Brücke einen Schildwall errichten. Und falls sie auch den überwinden, tja, dann schießt jeder, der einen Bogen hat. Aber vorsichtig, ja, macht ja nicht versehentlich einem unserer Jungs ein Loch in den Rücken, verstanden? Im Zweifelsfall lieber nicht schießen, als einen von uns zu gefährden, und wenn das Blut erst einmal fließt, dann ist es manchmal gar nicht so leicht, Freund und Feind zu unterscheiden. Die anderen gehen nach unten. Ihr werdet versuchen, den Feind am Betreten des Hauses zu hindern, falls er über den Fluss kommt.« Stodder kaute an seiner fleischigen Unterlippe. »Keine Sorge. Die Unionisten kommen nicht über den Fluss, und falls doch, werden sie in einer ziemlichen Klemme stecken. Reichel wird schon den Gegenschlag vorbereiten, darauf könnt ihr euch verlassen. Also, wenn jemand hier hinein will, haltet ihr ihn auf und haltet durch, bis Hilfe kommt.«
    »Wir halten sie auf«, piepste Brait, der fröhlich mit seinem Zahnstocher von einem Speer in die Luft stach. Er sah nicht einmal so aus, als könnte er eine Katze daran hindern, in einen Hühnerstall einzudringen.
    »Noch Fragen?« Beck hatte das Gefühl, überhaupt keine Ahnung zu haben, was er tun sollte, aber eine einzige Frage hätte diese große Lücke kaum schließen können, und so sagte er gar nichts. »Gut, dann ist ja alles in Ordnung. Ich werde nach euch sehen, wenn ich kann.« Flut humpelte zur Treppe und war verschwunden. Sie waren sich selbst überlassen. Beck ging wieder zum Fenster; immerhin war das besser, dachte er, als gar nichts zu tun. Aber draußen hatte sich, soweit er sehen konnte, nichts geändert.
    »Sind sie schon über die Palisade?« Brait hatte sich auf Zehenspitzen gestellt und versuchte, über Becks Schulter zu schielen. Er klang sehr aufgeregt; seine Augen glänzten, als wäre heute sein Geburtstag und er könnte es nicht erwarten, seine Geschenke auszupacken. Dabei klang er ungefähr so, wie Beck immer gedacht hätte, dass er sich selbst vor einer Schlacht fühlen würde. Er fühlte sich aber gar nicht so. Ihm war schlecht und viel zu warm, trotz der feuchten Brise auf seinem Gesicht.
    »Nein. Und solltest du nicht da unten sein?«
    »Doch erst, wenn sie kommen. So was bekommt man doch nicht jeden Tag zu sehen, oder?«
    Beck schubste ihn mit dem Ellenbogen weg. »Hau einfach ab! Von deinem Gestank wird mir übel!«
    »Ist ja gut, ist ja gut.« Brait trollte sich mit verletzter Miene, aber Beck konnte nicht viel Mitgefühl für ihn aufbringen. Er musste sich viel zu sehr darauf konzentrieren, das Frühstück, das er gar nicht gehabt hatte, nicht wieder von sich zu geben.
    Reft stand am anderen Fenster, den Bogen über die Schulter geschlungen. »Dachte, du wärst jetzt glücklich. Jetzt bekommst du ja wohl deine Chance, ein Held zu werden.«
    »Ich bin auch glücklich«, fauchte Beck. Er machte sich fast gar nicht in die Hosen.
    Meed hatte sein Hauptquartier im Speisesaal des Gasthofs aufgeschlagen, der für nördliche Verhältnisse schon beinahe einem Palast gleichkam; immerhin war er doppelt so hoch wie alle anderen Räume und besaß auf Höhe des ersten Stocks eine umlaufende Galerie. Über Nacht hatte man ihn auch wie einen Palast ausstaffiert, mit grellen Wandteppichen, Intarsienschränken, vergoldeten Kerzenleuchtern und allem übrigen überladenen Schnickschnack, den man im Anwesen eines Lord Statthalters erwarten konnte und der vermutlich zu unglaublichen Kosten durch den halben Norden geschleppt worden war. Ein paar Musiker hatten sich mit ihren Geigen in einer Ecke niedergelassen und warfen einander

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