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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wieso du ihn plötzlich ebenfalls willst.«
    »Wieso ich ihn will?«, brüllte Dow und machte einen Satz auf ihn zu wie ein Hund, der Witterung aufgenommen hat. » Will ?« Er kam noch näher und drängte Kropf gegen die Wand. »Wenn ich bekäme, was ich wollte, dann würde ich die ganzen verdammten Unionisten aufhängen und das Tal mit dem Rauch ihres verkohlenden Fleisches ersticken, bevor ich Angland, Midderland und ihre ganzen anderen Scheißländer im Meeresrund versenkte! Na, wie friedliebend klingt das?«
    »Schon gut.« Kropf räusperte sich und wünschte von ganzem Herzen, diese Frage nie gestellt zu haben. »Ist ja schon gut.«
    »Aber ich bin nun mal Häuptling, oder nicht?«, spuckte Dow ihm ins Gesicht. »Und da gibt es eine verdammte scheißlange Liste von Dingen, die man nicht machen will! Hätte ich gewusst, was dieser Posten bedeutet, hätte ich die Kette nicht genommen, sondern mit dem Blutigen Neuner zusammen in den Fluss geschmissen! Dreibaum hat mich gewarnt, aber ich habe nicht auf ihn gehört. Es gibt keinen schlimmeren Fluch, als das zu bekommen, was man will.«
    Kropf verzog das Gesicht. »Also … warum denn dann?«
    »Bei den Toten, ich bin wirklich alles andere als ein Freund des Friedens, aber ich bin auch kein Idiot. Dein kleiner Kumpel Calder mag ein windelweicher Feigling sein, aber er hat nicht Unrecht. Wer sein Leben riskiert, um etwas zu bekommen, um das er eigentlich nur zu fragen braucht, ist ein Narr. Nicht jeder hat so viel Lust zum Kampf wie ich. Die Männer werden müde, die Unionisten sind zu zahlreich, um sie wirklich zu schlagen, und falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, wir stehen mit runtergelassenen Hosen in einer Schlangengrube. Eisenkopf? Golding? Fremder-der-rumtönt? Diesen Arschlöchern traue ich nicht einmal so weit, wie ich freihändig pissen kann. Da ist es besser, wir ziehen hier einen Strich, solange wir alle noch gewinnen können.«
    »Da ist was dran«, krächzte Kropf.
    »Wenn ich mich durchsetzen würde, dann gäbe es überhaupt keine Scheiß-Verhandlungen.« Dows Gesicht zuckte, und er sah zu Ischri hinüber, die in den Schatten an der Wand verharrte, das Gesicht eine ausdruckslose, schwarze Maske. Er bewegte die Zunge in seinem gehässig verzogenen Mund hin und her und spuckte aus. »Aber ruhigere Köpfe haben sich durchgesetzt. Wir werden einmal in den Frieden hineinschlüpfen und schauen, ob er nicht drückt und zwickt. Und jetzt bring diese kleine Schlampe zu ihrem Vater, bevor ich es mir anders überlege und ihr nur zur Übung das Blutkreuz in den Bauch ritze.«
    Kropf bewegte sich wie ein Krebs zur Seite. »Bin schon unterwegs, Häuptling.«

HERZ UND VERSTAND
    W ie lange sollten wir denn hier draußen unterwegs sein, Korporal?«
    »So kurz wie irgend möglich, Dotter.«
    »Wie lange ist das?«
    »Bis es so dunkel wird, dass ich Ihr glubschäugiges Gesicht nicht mehr sehen kann, zum Beispiel.«
    »Und wir patrouillieren, nicht wahr?«
    »Nein, Dotter, wir gehen ein paar Dutzend Schritte und setzen uns eine Weile irgendwo hin.«
    »Wo finden wir denn einen Platz, der nicht so nass ist wie ein Otterarsch.«
    »Pssst«, zischte Tunny und bedeutete Dotter mit einer Handbewegung, sich zu ducken. Unter den Bäumen auf der anderen Seite der Anhöhe waren Leute unterwegs. Drei Männer, und zwei von ihnen trugen Unionsuniformen. »Puh.« Einer von ihnen war Hauptgefreiter Häcke. Ein schielendes, gehässiges Rattengesicht, der schon seit drei Jahren beim Ersten Regiment diente und sich für einen bösen Buben hielt, dabei aber lediglich ein gemeiner Idiot war. Ein schlechter Soldat, der den richtig schlechten Soldaten den Ruf versaute. Seinen schlaksigen Begleiter kannte Tunny nicht; wahrscheinlich handelte es sich um einen neuen Rekruten, der bei Häcke dem entsprach, was Dotter für Tunny war, und das war wirklich eine höchst beunruhigende Vorstellung.
    Sie hatten beide ihre Säbel gezogen und bedrohten damit einen Nordmann, aber Tunny sah sofort, dass das kein Krieger war. Er trug einen dreckigen Mantel, um den er einen Gürtel geschlungen hatte, einen Bogen über der Schulter und einen Köcher auf dem Rücken; ansonsten war keine Waffe zu sehen. Ein Jäger vielleicht oder ein Fallensteller; jedenfalls wirkte er verblüfft und ein bisschen verängstigt. Um all das herauszufinden, musste man kein Genie sein.
    »Na, Hauptgefreiter Häcke!« Tunny grinste breit, als er sich erhob und den Hang hinunterschlenderte, die Hand lose auf den Griff seines

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