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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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dein Vater? Ist der größer als ich?«
    Sie wussten, wer sie war. Wer ihr Vater war. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das erfahren haben mochten, aber sie wussten es. Das war entweder eine gute oder aber eine sehr schlechte Sache. Sie sah den älteren Mann an, der ihr daraufhin ein ganz leises, entschuldigendes Lächeln zeigte und sofort das Gesicht verzog, weil diese Bewegung vermutlich an den Stichen und der Wunde zupfte. Sie spürte, dass der Metallaugenmann hinter ihr sein Gewicht verlagerte, und hörte ein Dielenbrett knarren. Es machte nicht den Eindruck, als ob sie von dieser Gesellschaft etwas Gutes würde erwarten können.
    »Mein Vater ist ungefähr genauso groß«, sagte sie schließlich, im Flüsterton.
    Dow grinste, aber ohne jeglichen Anflug von Humor. »Nun, das ist eine verdammt gute Größe.«
    »Wenn du glaubst, dass du ihn damit erpressen kannst, dass du mich in deiner Gewalt hast, wirst du enttäuscht werden.«
    »Werde ich das?«
    »Er ist durch nichts von der Erfüllung seiner Pflicht abzubringen.«
    »Und es würde ihm nicht leid tun, dich zu verlieren, was?«
    »Er würde es bedauern. Er würde euch danach nur noch entschlossener bekämpfen.«
    »Oh, ich bekomme langsam einen guten Eindruck von diesem Mann! Treu und stark und völlig von der eigenen Rechtschaffenheit überzeugt. Von außen eisenhart, aber …« Er schlug sich mit der Faust gegen die Brust und schob die Unterlippe vor. »Er fühlt es. Er fühlt es hier drin. Und wird in den stillen Augenblicken weinen.«
    Finree sah ihm direkt ins Gesicht. »Da hast du ihn gut erkannt.«
    Dow ließ sein Grinsen aufblitzen wie ein Mörder ein Messer. »Hört sich an, als wäre er mein verdammter Zwillingsbruder.« Der ältere Mann gab ein kurzes, schnaubendes Lachen von sich. Die Frau lächelte und zeigte dabei eine Reihe unglaublich perfekter, weißer Zähne. Der Metallaugenmann gab kein Geräusch von sich. »Gut, dass du dich nicht auf die gnädige Stimmung deines Vaters verlässt. Ich habe nämlich nicht die geringste Absicht, mit dir zu handeln oder dich zum Tausch anzubieten, ich überlege nicht einmal, deinen Kopf in einer Kiste über den Fluss zu senden. Obwohl … wir werden ja sehen, wie unsere Unterhaltung verläuft, vielleicht wirst du mich noch dazu bringen, meine Meinung diesbezüglich zu ändern.«
    Es folgte eine lange Pause, in der Dow sie beobachtete und sie ihn. Wie ein Angeklagter darauf wartet, dass die Geschworenen ihr Urteil verkünden.
    »Ich habe gute Lust, dich laufen zu lassen«, sagte Dow schließlich. »Ich möchte, dass du deinem Vater eine Nachricht überbringst. Du sollst ihn wissen lassen, dass ich keinen Sinn darin sehe, noch mehr Blut für dieses verdammte, wertlose Tal zu vergießen. Lass ihn wissen, dass ich zu Verhandlungen bereit bin.« Dow gab ein lautes Schniefen von sich und bewegte seine Kinnmuskeln, als habe er einen üblen Geschmack im Mund. »Dass ich reden will … über Frieden .«
    Finree blinzelte. »Reden.«
    »Genau.«
    »Über Frieden.«
    »Genau.«
    Ihr war schwindlig. Sie fühlte sich wie betrunken angesichts der Vorstellung, ihren Ehemann und ihren Vater wiedersehen zu können. Aber das musste sie beiseite schieben und weiter denken. Also atmete sie tief durch die Nase ein und richtete sich gerade auf. »Das wird nicht reichen.«
    Zufrieden stellte sie fest, dass der Schwarze Dow sie überrascht ansah. »Ach, wird es nicht?«
    »Nein.« Es war schwer, derart bestimmend aufzutreten, während sie so zerschlagen, dreckig, voller blauer Flecke und umgeben von ihren bedrohlichsten Feinden dastand, aber Finree gab ihr Bestes. Mit Bescheidenheit war hier nichts zu gewinnen. Der Schwarze Dow wollte mit einem mächtigen Gegner verhandeln. Das würde ihm das Gefühl geben, selbst mächtig zu sein. Je mächtiger sie sich selbst gab, desto sicherer würde sie sein. Also hob sie das Kinn und sah ihm direkt in die Augen. »Ihr werdet euren guten Willen unter Beweis stellen müssen. Eine Geste, die meinen Vater davon überzeugt, dass ihr es ernst meint. Dass ihr wirklich verhandeln wollt. Du musst beweisen, dass du ein vernünftiger Mann bist.«
    Der Schwarze Dow schnaubte. »Hörst du das, Kropf? Guter Wille. Ich.«
    Der ältere Mann zuckte die Achseln. »Zeig, dass du vernünftig bist.«
    »Was braucht er dafür noch mehr Beweise, als wenn ich seine Tochter ohne ein Loch im Kopf zu ihm zurückschicke?«, grollte Dow und musterte sie von oben bis unten. »Oder mit ihrem Kopf in ihrem Loch, was ja sicher

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