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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Augenbraue erhoben. »Die Union wird keinen neuen Angriff wagen, jetzt, wo ihr wieder bei uns seid.«
    »Wir hätten ihnen ja keine Chance lassen wollen, aber ich musste unbedingt mal pinkeln.«
    »Das dritte Mal diese Nacht?«, fragte Yon.
    Flut wandte den Blick zum Himmel. »Das vierte, glaube ich.«
    »Deswegen nennen wir ihn Flut«, raunte Herrlich leise. »Falls ihr euch das schon gefragt habt.«
    »Auf dem Weg habe ich Zehenspitzen-Scorry getroffen.« Flut deutete mit dem Daumen auf den hageren Mann an seiner Seite.
    Zehenspitz nahm sich Zeit, seine Worte sorgsam zu wählen, und sagte dann ruhig: »Ich habe mich ein wenig umgesehen.«
    »Was rausgefunden?«, fragte Herrlich.
    Er nickte sehr langsam, als habe er den Sinn des Lebens entdeckt. »Es ist eine Schlacht im Gange.« Er ließ sich im Schneidersitz neben Beck nieder und streckte ihm die Hand hin. »Zehenspitzen-Scorry.«
    »Weil er einen so sanften Schritt hat«, sagte Drofd. »Er übernimmt viele Kundschaftergänge. Und steht sonst mit seinem Speer in der hinteren Reihe.«
    Beck schüttelte die dargebotene Hand schlaff. »Beck.«
    »Der Rote Beck«, verbesserte Drofd. »So heißt er. Hat gestern seinen Namen bekommen. Von Reichel, nach dem Kampf in Osrung. Jetzt ist er … bei uns … weißt du ja …« Er verstummte, während Beck und Scorry ihn beide grimmig ansahen, dann rollte er sich in seine Decke.
    »Kropf hat dir den Vortrag gehalten?«, fragte Scorry.
    »Welchen Vortrag?«
    »Darüber, dass man das Rechte tun muss und so.«
    »Hat er erwähnt.«
    »Würde ich nicht allzu ernst nehmen.«
    »Nein?«
    Scorry zuckte die Achseln. »Das Rechte, das ist für jeden was anderes.« Damit zog er ein Messer nach dem anderen hervor und legte sie vor sich auf den Boden, angefangen mit einem riesigen Ding mit einem beinernen Griff, das beinahe als kleines Schwert hätte durchgehen können, bis zu einem kleinen gebogenen, das nicht einmal einen Griff hatte, sondern nur zwei Ringe, durch die man die Finger stecken konnte.
    »Ist das zum Äpfelschälen?«, fragte Beck.
    Herrlich fuhr sich mit dem Finger über ihren sehnigen Hals. »Zum Kehlendurchschneiden.«
    Beck dachte, dass sie sich mit ihm einen Scherz erlaubte, aber dann spuckte Scorry auf einen Wetzstein, die kleine Klinge blitzte im Feuerschein auf, und plötzlich war er sich nicht mehr ganz so sicher. Scorry fuhr mit ihr über den Stein, einmal in jede Richtung, ratsch, ratsch, und plötzlich wurden überall um sie herum die Decken beiseitegeworfen.
    »Stahl!« Whirrun sprang auf, das Schwert inmitten seiner Laken. »Ich höre Stahl!«
    »Halt die Klappe!«, rief jemand.
    Whirrun befreite den Vater der Schwerter aus dem Bettzeug und schob sich mit einem Ruck die Kapuze aus den Augen. »Ich bin wach! Ist es schon Morgen?« Offenbar waren die Geschichten über Whirrun von Blei, laut denen er allzeit bereit war, doch ein wenig übertrieben. Er ließ die Klinge sinken und schielte zum dunklen Himmel empor, an dem ein paar Sterne zwischen den Wolken hervorsahen. »Wieso ist es noch dunkel? Habt keine Angst, meine Kinder, Whirrun ist unter euch und bereit zu kämpfen!«
    »Den Toten sei Dank«, bemerkte Herrlich kühl. »Wir sind gerettet.«
    »Das seid ihr, Weib!« Whirrun nahm die Kapuze ab, fuhr sich durchs Haar, das auf einer Seite flach am Kopf anlag und auf der anderen Seite wie eine Distel abstand. Er sah sich mit wildem Blick zwischen den Helden um, und als er nichts weiter entdecken konnte als blakende Feuer, schlafende Männer und dieselben Steine wie eh und je, kroch er etwas näher an die Flammen und gähnte. »Gerettet vor langweiliger Unterhaltung. Habe ich von Namen sprechen hören?«
    »Joh«, raunte Beck, der sich nicht traute, mehr zu sagen. Es war, als spräche man mit Skarling persönlich. Er war mit den Geschichten über die großen Taten von Whirrun von Blei aufgewachsen. Hatte immer zugehört, wenn der alte, betrunkene Scavi sie erzählte, und immer um mehr gebettelt. Davon geträumt, als Ebenbürtiger neben dem großen Helden zu stehen und sich einen Platz in seinen Liedern zu erkämpfen. Und nun saß er da, ein Betrüger, ein Feigling, ein Freundestöter. Er zog sich den Mantel seiner Mutter eng um den Körper und fühlte etwas Hartes unter seinen Fingern. Merkte, dass der Stoff steif war von Refts Blut, und er konnte ein Schaudern kaum unterdrücken. Der Rote Beck. Er hatte Blut an seinen Händen, so viel war richtig. Aber es fühlte sich nicht so an, wie er es sich immer erträumt

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