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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hinter ihr die Garben einsammeln …« Und bei den Toten, wie sehr wünschte er sich, bei ihnen zu sein. Am liebsten hätte er gleichzeitig gelacht und geweint, und er traute sich nicht, mehr zu sagen, weil er Angst hatte, beides tatsächlich zu tun.
    »Ich habe sieben Schwestern«, erwiderte Drofd, »und ich bin der Jüngste. Das war, als ob acht Mütter dauernd um dich herum sind und den ganzen Tag an dir rumnörgeln, eine mit einer schärferen Zunge als die andere. Kein Mann im Haus, und nie wurde über Männerangelegenheiten gesprochen. Zuhause war für mich eine ganz besondere Art der Hölle, das kann ich dir sagen.«
    Ein warmes Haus mit acht Frauen und ohne Schwerter hörte sich gar nicht mal so übel an. Beck hatte auch einmal geglaubt, dass sein Zuhause eine besondere Art der Hölle war. Inzwischen hatte er allerdings eine andere Vorstellung davon, wie die Hölle aussah.
    Drofd quasselte weiter.
    »Aber ich habe jetzt eine neue Familie. Kropf und Herrlich und Yon Fröhlich und die anderen. Gute Kämpfer. Gute Namen. Die halten zusammen, weißte, die kümmern sich um ihre Truppe. In den letzten Tagen haben wir ein paar Leute verloren. Ein paar gute, aber …« Offenbar gingen ihm kurzzeitig die Worte aus. Allerdings brauchte er nicht allzu lange, um wieder in Fahrt zu kommen. »Kropf war der Stellvertreter vom alten Dreibaum, musst du wissen, ganz früher. Seitdem ist er bei jeder großen Schlacht dabei gewesen. Der macht noch alles auf die alte Art. Ist eine ehrliche Haut. Du bist echt weich gefallen, dass du bei dieser Truppe gelandet bist, denk ich mal.«
    »Joh.« Beck hatte nicht gerade das Gefühl, weich gefallen zu sein. Er fühlte sich vielmehr, als sei er immer noch im freien Fall, und früher oder später – vermutlich eher früher – würde ihm ein harter Aufprall das Hirn zertrümmern.
    »Wo hast du das Schwert her?«
    Beck folgte seinem Blick zum Griff der Waffe, und er war beinahe überrascht, sie immer noch an seiner Seite zu sehen. »Es hat meinem Vater gehört.«
    »Dein Vater war ein Kämpfer?«
    »Ein namhafter Mann. Auch wohl berühmt.« Wie gern hatte er früher damit angegeben. Jetzt brannte ihm der Name beinahe im Mund. »Schama Ohnherz.«
    »Was? Der in einem Duell gegen den Blutigen Neuner antrat? Und der dann …«
    Verlor. »Joh. Der Blutige Neuner nahm eine Axt mit in den Kampf, und mein Vater diese Klinge. Dann drehten sie den Schild, der Blutige Neuner durfte die Waffen wählen, und er entschied sich für das Schwert.« Beck zog es aus der Scheide und fürchtete unsinnigerweise augenblicklich, dass er jemanden damit erstechen könnte, ohne es zu wollen. Jetzt fühlte er einen Respekt vor blanken Klingen, den er in der Nacht zuvor noch nicht gehabt hatte. »Sie kämpften, und der Blutige Neuner schlitzte meinem Vater den Bauch auf.« Es erschien ihm verrückt, dass er so begierig darauf gewesen war, in die Fußstapfen dieses Mannes zu treten. Eines Mannes, den er nie kennengelernt und dessen eigener Weg zu einem blutigen Ende mit einem aufgeschlitzten Bauch geführt hatte.
    »Du meinst … der Blutige Neuner hat einmal dieses Schwert in der Hand gehabt?«
    »Wahrscheinlich, ja.«
    »Darf ich mal?«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte Beck Drofd angeraunzt, er könne ihn am Arsch lecken, aber es hatte sich nicht als allzu klug erwiesen, den einsamen Wolf zu mimen. Dieses Mal wollte er versuchen, ein oder zwei Freundschaften zu schließen. Also reichte er Drofd die Klinge vorsichtig mit dem Knauf voran rüber.
    »Bei den Toten, das ist ein verdammt gutes Schwert.« Drofd starrte den Griff mit großen Augen an. »Da ist ja sogar noch Blut dran.«
    »Joh«, stieß Beck hervor.
    »Na, was sehe ich denn da?« Herrlich schlenderte heran, die Hände in die Hüften gestemmt, die Zungenspitze zwischen den Zähnen. »Zwei junge Burschen, die im Feuerschein ihre Klingen befummeln? Keine Sorge. Ich weiß, so was passiert. Ihr glaubt, dass keiner guckt, und es steht ja auch eine Schlacht bevor, und vielleicht habt ihr nie wieder die Gelegenheit dazu. Das ist die natürlichste Sache der Welt.«
    Drofd räusperte sich und reichte Beck das Schwert schnell zurück. »Wir haben nur … na ja, du weißt schon, über Namen geredet. Wie hast du eigentlich deinen bekommen?«
    »Meinen?«, raunzte Herrlich und sah die beiden mit zusammengekniffenen Augen an. Beck wusste eigentlich nicht so recht, was er von einer Frau halten sollte, die mit den Männern kämpfte, und schon gar nicht von einer, die

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