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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wenn er es erfahren hatte . Denn dass das geschehen würde, war lediglich eine Frage der Zeit. Oder nicht?
    »Diese neue Waffe, die sie haben.« Dow kniff die Augen zu tödlichen Schlitzen zusammen. »Was ist das?«
    »Bayaz.« Ischri zeigte nun ihrerseits ziemlich tödliche Schlitze. Kropf fragte sich, ob es auf der Welt überhaupt Leute gab, die tödlichere Blicke tauschen konnten als diese beiden. »Der Erste der Magi. Er ist bei ihnen. Und er hat etwas Neues.«
    »Mehr weißt du nicht?«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm herab. »Bayaz ist nicht der Einzige, der mit ein paar Überraschungen aufwarten kann. Ich habe im Laufe des Tages auch noch eine für ihn.«
    »Ich wusste, dass es einen Grund gab, weshalb ich dich unter meine Fittiche genommen habe«, sagte Dow.
    »Deine Fittiche überspannen den ganzen Norden, mächtiger Bewahrer.« Ischris Augen glitten langsam zur Decke. »Der Prophet stellt sich unter die schützenden Fittiche Gottes. Ich stelle mich unter die Fittiche des Propheten. Dieses Ding, das verhindert, dass es dir auf den Kopf regnet?« Damit streckte sie den Arm nach oben, die langen Finger wanden sich, knochenlos wie ein Glas mit Köderwürmern. Ihr Gesicht zeigte plötzlich ein Grinsen, viel zu breit und viel zu weiß. »Ob groß oder klein, wir alle brauchen Schutz.« Dows Fackel flackerte zischend, und kurz verschwand das Licht, dann war sie nicht mehr da.
    »Denke darüber nach«, sagte ihre Stimme direkt in Kropfs Ohr.

NAMEN
    B eck ließ die Schultern hängen und starrte ins Feuer, das nur noch aus ein paar geschwärzten Holzstücken bestand, in deren Mitte ein wenig Glut verblieben war und eine kleine Flammenzunge flackerte, die hilflos vom Wind gepeitscht, geduckt und hin und her gerissen wurde. Ausgebrannt. Beinahe so ausgebrannt, wie er sich fühlte. So lange hatte er sich an den Traum geklammert, ein Held zu werden, dass er nun, da dieser Traum zu Asche zerfallen war, nicht mehr wusste, was er wollte. Er saß unter den verblassenden Sternen, benannt nach großen Männern, großen Schlachten und großen Taten, und wusste nicht mehr, wer er war.
    »Kannst nicht schlafen, was?« Drofd rutschte in den Feuerschein, die Beine überkreuzt, eine Decke um die Schultern.
    Beck antwortete mit dem kürzesten Brummen, zu dem er fähig war. Reden war das Letzte, was er wollte.
    Drofd hielt ihm ein Stück Fleisch vom Vortag hin, das vor Fett glänzte. »Haste Hunger?«
    Beck schüttelte den Kopf. Wann er zuletzt etwas gegessen hatte, konnte er nicht sagen. Vermutlich, bevor er zum letzten Mal geschlafen hatte, aber schon allein von dem Geruch wurde ihm übel.
    »Dann heb ich’s für später auf.« Drofd schob das Fleisch in eine der Taschen vorn an seinem Wams, so dass der Knochen herausguckte, rieb seine Hände aneinander und hielt sie dem kleinen Feuerchen entgegen; sie waren so dreckig, dass sich die Linien in seinen Handflächen schwarz abzeichneten. Seinem Aussehen nach war er vielleicht im gleichen Alter wie Beck, nur kleiner und dunkler; ein erster Anflug von Bartstoppeln zierte seine Wangen. Jetzt, im Dunkeln, sah er ein bisschen aus wie Reft. Beck schluckte und wandte das Gesicht ab. »Also haste dir heute ’nen Namen gemacht, was?«
    Ein kleines Nicken.
    »Der Rote Beck.« Drofd lachte glucksend. »Das ist ein guter Name. Klingt hart. Da freust du dich sicher.«
    »Ob ich mich freue?« Beck fühlte ein drängendes Verlangen, laut zu sagen: »Ich habe mich in einem Schrank versteckt und dann einen von unseren Leuten umgebracht«, aber stattdessen brummte er: »Wahrscheinlich.«
    »Ich wünschte, ich hätte auch einen Namen. Aber der kommt schon noch irgendwann.«
    Beck starrte weiter ins Feuer und hoffte damit deutlich zu machen, dass er keinen Wert auf eine Fortsetzung ihrer Unterhaltung legte. Aber offenbar war Drofd einer von denen, die gerne redeten.
    »Hast du Familie?«
    Die ganzen öden, vorhersehbaren, lahmen Fragen, die einem Jungen in solchen Augenblicken eben einfallen. Schon allein die Worte zu formen fühlte, fühlte sich schmerzhaft an. »Eine Mutter. Zwei kleine Brüder. Einer ist beim Dorfschmied in der Lehre.« Das war vielleicht auch lahm, aber kaum dass er mit dem Erzählen begonnen hatte, wanderten seine Gedanken nach Zuhause, und plötzlich konnte er gar nicht mehr aufhören. »Wahrscheinlich bereitet sich Mutter langsam darauf vor, die Ernte einzubringen. Das Korn reifte schon, als ich weg bin. Sie wird die Sense schärfen und so. Und Festen wird dann

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