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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gab. Es wurde allmählich hell genug, dass man über das Tal blicken konnte. Hell genug, um eine Vorstellung davon zu bekommen, in welch großer Zahl die Unionisten heranrückten. Zu Anfang hatte Beck nicht glauben wollen, dass es sich bei diesen schwach erkennbaren Blöcken auf der anderen Seite der Furt um eine Masse aus Menschen handeln konnte. Dann hatte er versucht, sich diese Zweifel um jeden Preis zu bewahren. Aber jetzt war es nicht mehr zu verkennen.
    »Das sind ja Tausende«, hauchte er.
    »Ich weiß!« Whirrun sprang vor Freude beinahe von einem Bein aufs andere. »Und je mehr es sind, desto größer wird unser Ruhm sein, nicht wahr, Kropf?«
    Kropf hörte kurz damit auf, an seinen Nägeln zu kauen. »Oh, na klar. Ich wünschte, es wären doppelt so viele.«
    »Bei den Toten, ich auch!« Whirrun holte tief Luft und stieß sie mit einem strahlenden Lächeln wieder aus. »Aber man weiß ja nie, vielleicht warten ja außer Sichtweite noch ein paar mehr!«
    »Das können wir ja zumindest hoffen«, knurrte Yon aus dem Mundwinkel.
    »Verdammt noch eins, ich liebe den Krieg!«, kreischte Whirrun. »Verdammt, ich liebe ihn, ihr nicht auch?«
    Beck sagte nichts.
    »Der Geruch. Das Gefühl.« Whirrun rieb mit der Hand über die fleckige Scheide seines Schwerts und machte ein leicht zischendes Geräusch. »Der Krieg ist ehrlich. Da ist keine Lüge darin. Du musst dich nicht entschuldigen. Und dich nicht verstecken. Das kannst du gar nicht. Und wenn du stirbst? Na und? Du stirbst unter Freunden. Unter ehrenwerten Feinden. Du stirbst Aug in Aug mit dem Großen Gleichmacher. Und wenn du überlebst? Tja, mein Junge, das ist das echte Leben, nicht wahr? Ein Mann ist nicht wahrhaft lebendig, bevor er nicht dem Tod ins Auge gesehen hat.« Whirrun stampfte mit dem Fuß auf den weichen Boden. »Ich liebe den Krieg! Es ist eine verdammte Schande, dass Eisenkopf da unten bei den Kindern hockt. Glaubst du, sie werden überhaupt bis hier heraufkommen, Kropf?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich denke schon. Ich hoffe es! Hoffentlich kommen sie, bevor es anfängt zu regnen. Der Himmel sieht nach Hexenwerk aus, nicht wahr?« Es stimmte, der erste Schimmer der Morgenröte hatte eine ganz eigenwillige Farbe mitgebracht, große Türme finster wirkender Wolken marschierten über die Berge im Norden heran. Whirrun wippte auf den Zehenspitzen auf und ab. »Oh, verdammt noch mal, ich kann es nicht erwarten!«
    »Aber sind das nicht auch Menschen?«, raunte Beck, der an das Gesicht des Unionisten denken musste, der gestern tot in der Hütte gelegen hatte. »Genau wie wir?«
    Whirrun schielte zu ihm hinüber. »Wahrscheinlich sind sie das. Aber wenn du anfängst, so zu denken, tja … dann bringst du am Ende gar keinen mehr um.«
    Beck öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Darauf konnte er nicht viel erwidern. Darin lag vermutlich eben so viel Sinn wie in allem anderen, was in den letzten Tagen geschehen war.
    »Für dich ist das ja auch alles einfach«, knurrte Kropf. »Wo doch Schoglig dir die Zeit und den Ort deines Todes genannt hat, und es ist nicht jetzt und nicht hier.«
    Whirruns Grinsen wurde noch breiter. »Tja, das stimmt, und ich gebe zu, dass es meinen Mut ziemlich befeuert, aber wenn sie mir gesagt hätte, es sei jetzt und es sei hier, meinst du, das würde für mich wirklich einen Unterschied machen?«
    Herrlich schnaubte. »Vielleicht würdest du hier dann nicht ganz so laut herumgrölen.«
    »Oh!« Whirrun hörte ihr nicht einmal zu. »Sie sind schon auf dem Weg, seht doch nur! Das ist aber früh!« Er zeigte, den Vater der Schwerter auf Armeslänge erhoben, nach Westen zur Alten Brücke und schlang seinen anderen Arm um Becks Schultern. Die Kraft, die darin lag, war schrecklich, er hob Beck beinahe unabsichtlich hoch. »Seht doch nur, die hübschen Pferde!« Beck konnte dort kaum mehr erkennen als dunkles Land, das Schimmern des Flusses und ein paar blinzelnde Lichter. »Das ist doch ein bisschen heftig, oder nicht? Das ist unverschämt! Da fangen die schon an, und es ist noch nicht mal richtig Morgen!«
    »Viel zu dunkel zum Reiten«, sagte Kropf und schüttelte den Kopf.
    »Die müssen ja mindestens so scharf aufs Kämpfen sein wie ich. Die meinen es heute wohl so richtig ernst, was, Kropf? – Oh, bei den Toten!« Whirrun strahlte und deutete mit dem Schwert zum Tal, wobei er Beck jetzt wirklich von den Füßen hob und ihn hin und her schwenkte. »Ich denke mal, es werden einige Lieder über den heutigen Tag gemacht

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