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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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war es hell genug, dass die Wolken zu sehen waren, die sich dort jagten. Er seufzte. »Es ist an mir, den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Über den Fluss, durch den Obsthain und geradewegs den Hang hinauf. Einfach immer nach Norden. Das sollte selbst meine Fähigkeiten nicht übersteigen, denke ich doch.« Sie saßen kurz schweigend da. »Ich wollte unbedingt immer das Rechte tun, aber ich habe mich leider als … nicht gerade der größte Taktiker im Heer Seiner Majestät erwiesen.« Er seufzte wieder. »Immerhin kann ich die Truppen direkt von vorderster Front anführen.«
    »Mit dem allergrößten Respekt, Herr General, aber dürfte ich vorschlagen, dass Sie hinter den Linien bleiben?«
    Jalenhorm wandte erstaunt den Kopf. Erstaunt über das Gesagte, oder darüber, dass ich mehr als drei zusammenhängende Worte aneinanderreihen kann? Die Leute reden immer mit mir, als sprächen sie zu einer Mauer, und sie erwarten dann wohl auch, dass ich mich so verhalte. »Es rührt mich, dass Sie um meine Sicherheit besorgt sind, Oberst Gorst, aber …«
    »Bremer.« Wenn ich sterbe, dann kennt wenigstens ein Mensch auf der Welt meinen Vornamen.
    Jalenhorms Augen wurden noch größer, dann verzog sich sein Mund zu einem leichten Lächeln. »Wirklich sehr rührend, Bremer, aber ich fürchte, dass das nicht in Frage kommt. Seine Majestät erwartet …«
    Scheiß auf Seine Majestät. »Sie sind ein guter Mann.« Ein völlig ahnungsloser, unfähiger Mann, aber trotzdem. »Der Krieg ist kein Ort für gute Männer.«
    »Da muss ich Ihnen in beiden Punkten widersprechen. Im Krieg bieten sich wunderbare Gelegenheiten zur Wiedergutmachung.« Jalenhorm spähte zu den Helden drüben am anderen Ufer, die jetzt so nahe erschienen. »Wer im Angesicht der Gefahr lächelt, sich gut hält, standhaft bleibt, der bekommt eine neue Chance, ob er überlebt oder stirbt. Die Schlacht kann einen Mann … reinigen, nicht wahr?« Nein. Wer sich mit Blut wäscht, bleibt blutig. »Sehen Sie sich doch nur selbst an. Ich mag ein guter Mann sein oder vielleicht auch nicht, aber Sie sind ein Held.«
    »Ich?«
    »Wer denn sonst? Vor zwei Tagen haben Sie sich genau hier an dieser Furt ganz allein dem Feind entgegengestellt und meine Division gerettet. Das ist bewiesene Tatsache, schließlich war ich zum Teil selbst Zeuge. Und gestern waren Sie doch an der Alten Brücke?« Gorst zog eine Grimasse, die alles Mögliche bedeuten konnte. »Sie haben die Überquerung des Flusses erzwungen, als Mittericks Leute noch feststeckten, und dieser Flussübergang mag uns heute sogar den Sieg bringen. Sie sind eine Inspiration für andere, Bremer. Sie sind der Beweis, dass es in … all diesem Durcheinander doch eben immer noch auf den Einzelnen ankommt. Sie bräuchten heute nicht hier zu kämpfen, und dennoch sind Sie bereit, für König und Vaterland Ihr Leben zu geben.« Es für einen König wegzuwerfen, dem mein Opfer völlig egal ist, und für ein Land, das ohnehin nichts empfinden kann. »Helden sind wesentlich seltener als gute Männer.«
    »Helden werden aus sehr einfachem Material geformt. Schnell aufzubauen und schnell zu ersetzen. Wenn ich ein Held bin, dann sind Helden insgesamt nicht viel wert.«
    »Das sehe ich anders.«
    »Gern, wenn Sie mögen, aber bitte … bleiben Sie hinter den Linien.«
    Jalenhorm lächelte traurig, dann streckte er die Hand aus und berührte Gorsts zerbeulten Schulterpanzer mit der Faust. »Ihre Sorge um meine Sicherheit rührt mich, Bremer. Aber dennoch fürchte ich, ich kann Ihrem Wunsch nicht entsprechen, ebenso wenig, wie Sie selbst der Schlacht fernbleiben können.«
    »Nein.« Gorst sah grimmig zum Hügel hinüber, der sich als schwarze Masse vor dem fleckigen Himmel abhob. »Eine Schande.«
    Calder spähte durch das Fernrohr seines Vaters. Hinter den Lichterkreisen der vielen Lampen erstreckten sich die Felder in Dunkelheit. Dort, wo die Alte Brücke lag, konnte er hellere Flecken ausmachen, vielleicht auch einmal Metall blitzen sehen, aber nicht viel mehr. »Meinst du, sie sind bereit?«
    »Ich sehe Pferde«, sagte Schneebleich. »Viele Pferde.«
    »Tatsächlich? Ich sehe überhaupt nichts.«
    »Sie sind da.«
    »Glaubst du, sie beobachten uns?«
    »Wahrscheinlich, ja.«
    »Mitterick beobachtet uns?«
    »Ich an seiner Stelle würde das jedenfalls tun.«
    Calder sah mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel empor, der sich hinter den schnell vorüberziehenden Wolken allmählich grau färbte. Nur ein Mann von ausgesprochen

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