Heldenklingen
Keiner von ihnen sagte etwas. »Nette Rüstung.«
Jalenhorm sah etwas unbehaglich auf seinen prachtvollen Brustpanzer herunter. »Ein Geschenk vom König. Zuvor gab es irgendwie nie den rechten Anlass, sie zu tragen …« Aber wenn jemand seinem Schicksal entgegengeht, dann sollte man sich schon feinmachen, nicht wahr?
»Also, wie lautet der Plan?«, fragte der Hundsmann.
Jalenhorm deutete mit einer weit ausholenden Armbewegung zu der wartenden Division. »Die Fußtruppen des Achten, des Dreizehnten und des Stariksa-Regiments werden die Führung übernehmen.« Bei ihm klingt das, als rede er über einen Hochzeitstanz. Allerdings vermute ich, dass es bei dieser Unternehmung weitaus mehr Opfer zu beklagen geben wird. »Das Zwölfte Regiment und die Adua-Freiwilligen werden dann als zweite Welle nachrücken.« Wellen brechen am Strand, versickern im Sand und sind vergessen. »Die Reste des Sechsten und des Rostod-Regiments werden als Reserve folgen.« Reste, Reste. Wir alle werden irgendwann Reste sein.
Der Hundsmann blies die Backen auf, als er die versammelten Einheiten betrachtete. »Tja, an Masse besteht jedenfalls kein Mangel.« O nein, und ich denke, wir haben auch genug Erde, um diese Massen im Zweifelsfall später zu begraben.
»Zunächst überqueren wir die Untiefen.« Jalenhorm deutete mit dem Säbel zu den verzweigten Flussbetten und den Sandbänken dazwischen. »Ich vermute, dass am anderen Ufer Scharfschützen postiert sein werden.«
»Zweifelsohne.« Der Hundsmann nickte.
Der Säbel zeigte nun auf die Obstbäume, die auf dem abfallenden Gelände zwischen dem schimmernden Wasser und dem Fuß des Hügels aus der Dämmerung stiegen. »Wir gehen davon aus, dass wir auf dem Weg durch den Obsthain auf etwas Widerstand stoßen werden.« Auf etwas mehr, würde ich vermuten.
»Wir wären vielleicht in der Lage, sie dort zwischen den Bäumen zu vertreiben.«
»Aber Sie haben hier doch nur ein paar Dutzend Männer.«
Der Hundsmann winkte ab. »Im Krieg geht es nicht nur um die Zahlen. Ein paar von meinen Jungs haben den Fluss bereits überquert und sich drüben versteckt. Sobald Sie drüben angekommen sind, lassen Sie es uns probieren. Wenn wir sie verjagen können, umso besser, wenn nicht, dann haben Sie auch nichts verloren.«
»Gut«, erklärte Jalenhorm. »Ich bin bereit, allem zuzustimmen, was Leben retten mag.« Und ignorieren meisterlich, dass es bei der ganzen Geschichte nur ums Abschlachten geht. »Sobald der Obsthain in unserer Hand ist …« Seine Säbelspitze wanderte nun unerbittlich den nackten Berghang hinauf, deutete zum kleineren Steinkreis auf dem südlichen Ausläufer und dann auf den großen auf dem Gipfel, der von den flackernden Feuern rötlich erhellt wurde. Jalenhorm zuckte die Achseln und ließ den Säbel sinken. »Stürmen wir den Hügel.«
»Stürmen Sie den Hügel?«, wiederholte der Hundsmann mit erhobenen Brauen.
»Ganz genau.«
»Verdammte Scheiße.« Dem konnte Gorst nur zustimmen. »Die sind jetzt seit zwei Tagen da oben. Der Schwarze Dow mag sein, wie er will, aber er ist nicht blöd, und er wird vorbereitet sein. Der hat Pfähle eingraben und Gräben ausheben lassen und Männer hinter den Trockensteinmauern postiert. Da wird es Pfeile hageln und …«
»Es wird nicht direkt unsere Absicht sein, sie zu vertreiben«, unterbrach ihn Jalenhorm und verzog dabei sein Gesicht, als stünde er bereits mitten im Pfeilhagel. »Wir wollen sie damit lediglich dort oben beschäftigen, während General Mitterick zur Linken und Oberst Brock zur Rechten versuchen werden, eine Bresche in ihre Flanken zu schlagen.«
»Joh«, sagte der Hundsmann wenig überzeugt.
»Aber wir hoffen natürlich, dass wir vielleicht auch mehr erreichen können.«
»Na klar, aber ich meine …« Der Hundsmann holte tief Luft und sah mit finsterer Miene zum Hang hinüber. »Scheiße.« Ich glaube nicht, dass ich das besser hätte ausdrücken können. »Sie sind sich da ganz sicher?«
»Meine Meinung spielt in dieser Sache keine Rolle. Der Plan stammt von Marschall Kroy, und der handelt nach den Befehlen des Geschlossenen Rats und den Wünschen des Königs. Mir obliegt nur die Verantwortung, den richtigen Zeitpunkt zu wählen.«
»Nun, wenn Sie es denn tun müssen, dann würde ich nicht zu lange warten.« Der Hundsmann nickte ihnen zu und trieb dann sein struppiges Pferd voran. »Später wird es regnen, und zwar heftig!«
Jalenhorm sah mit zusammengekniffenen Augen zum verhangenen Himmel empor. Inzwischen
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