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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Männer eilte davon.
    »Wie sieht’s da vorn aus?« Der Hundsmann sprang über die gefällten Stämme und schlich sich zu den dichteren Bäumen hinüber, vorsichtig und geduckt. Er war immer vorsichtig, der Hundsmann, und er war stets darauf bedacht, nicht mehr Männer als nötig zu opfern. Auf beiden Seiten. Das war bei einem Anführer selten und sehr löblich, denn in den großen Liedern ging es meist mehr um aufgeschlitzte Bäuche und dergleichen. Sie hockten nebeneinander im Unterholz, im Schatten. Rotkapp fragte sich, wie lange sie das schon taten, der Hundsmann und er, im Dickicht hocken, im Schatten, mal in jenem feuchten Winkel des Nordens, mal in einem anderen. Schon seit Wochen wahrscheinlich. »Nicht besonders toll, oder?«
    »Nein, nicht besonders«, bestätigte Rotkapp mit einem Nicken.
    Der Hundsmann ging noch näher zu den Bäumen und duckte sich wieder. »Von hier auch nicht.«
    »Damit war auch nicht zu rechnen, oder?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber manchmal ist ein bisschen Hoffnung doch ganz schön.«
    Das Gelände bot ihnen wenige Vorteile. Noch ein paar Obstbäume, ein oder zwei niedrige Büsche, und dahinter stieg der nackte Berghang recht steil an. Ein paar Flüchtende mühten sich noch über das Gras, hinter ihnen erhellte die Sonne allmählich das Geschehen, und eine gezackte Linie zeichnete sich auf dem Boden ab. Darüber war die verfallene Mauer zu erkennen, die sich um die Kinder zog, dahinter der Steinkreis selbst.
    »Überall wimmelt es zweifelsohne vor Eisenkopfs Männern«, brummte der Hundsmann und sprach damit genau das aus, was Rotkapp dachte.
    »Joh, und Eisenkopf ist ein sturer Hund. Der lässt sich ungern vertreiben, wenn er sich mal irgendwo festgesetzt hat.«
    »Wie Schwanzfäule«, sagte der Hundsmann.
    »Und ungefähr genauso angenehm.«
    »Die Unionisten werden wohl ein paar weitere tote Helden brauchen, um hier hochzukommen.«
    »Ein paar lebende vermutlich auch.«
    »Joh.«
    »Joh.« Rotkapp beschattete seine Augen mit einer Hand und merkte zu spät, dass er sich dabei Blut über das halbe Gesicht schmierte. Er glaubte, einen kräftigen Mann bei den Gräben unterhalb der Kinder stehen zu sehen, der die Flüchtenden anbrüllte. Ganz leise war seine schneidende Stimme zu vernehmen. Auch wenn die Worte nicht zu verstehen waren – der Ton sprach für sich.
    Der Hundsmann grinste. »Der hört sich gar nicht glücklich an.«
    »Nee.« Rotkapp grinste ebenfalls. Wie seine alte Mutter immer zu sagen pflegte: Es gab keine süßere Musik als die schreiende Verzweiflung des Feindes.
    »Ihr verdammten, feigen Bastarde!«, schrie Irig und trat den letzten der Männer, der vornübergebeugt und keuchend an ihm vorüberkam, in den Arsch, sodass der mit dem Gesicht voran in den Dreck fiel. Und da hatte der Kerl noch Glück. Dass er nämlich nur Irigs Stiefel zu spüren bekam und nicht seine Axt.
    »Verdammte, dreckige Feiglinge!«, kreischte Zornreich in etwas höherer Stimmlage und trat den Feigling in den Hintern, als der sich gerade wieder aufrappeln wollte.
    »Eisenkopfs Jungs laufen nicht davon!«, schrie Irig und trat ihn in die Seite, dass er wieder auf den Bauch rollte.
    »Eisenkopfs Jungs laufen nicht davon!« Zornreich trat den Kerl kräftig in die Nüsse, als er davonkriechen wollte, und entlockte ihm einen lauten Schrei.
    »Aber der Blutige Neuner ist da unten!«, brüllte einer der anderen, in dessen milchweißem Gesicht die Augen so groß aufklafften wie Kackgruben, und der wie ein Kleinkind greinte. Unruhiges Murmeln folgte auf diesen Namen und breitete sich wie eine Welle unter den Jungs hinter dem Graben aus. »Der Blutige Neuner. Der Blutige Neuner? Der Blutige Neuner. Der …«
    » Scheiße «, fauchte Irig, »der Blutige Neuner!«
    »Joh«, zischte Zornreich. »Scheiß auf den Kerl. Scheiß auf ihn!«
    »Hast du ihn denn gesehen?«
    »Na ja … nicht direkt, ich meine, nicht mit eigenen Augen, aber …«
    »Falls er nicht tot wäre, was er aber ist, und falls er den Mumm hätte, den er nicht hat, dann kann er hier raufkommen.« Irig beugte sich zu dem Jungen hinunter und kitzelte ihn mit dem Dorn oben am Stiel seiner Axt unter dem Kinn. »Und dann kann er sich mit mir anlegen.«
    »Joh!« Zornreichs Stimme überschlug sich beinahe, und die Adern traten an seinem Kopf dick hervor. »Er kann hier hochkommen und sich mit … mit ihm da anlegen! Mit Irig! Genau! Eisenkopf wird euch hängen, ihr Ärsche, weil ihr geflohen seid! So wie er Schleich gehängt und ihm wegen

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