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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Verrats den Bauch aufgeschlitzt hat! Dasselbe macht er auch mit euch, das sag ich euch, und wir woll…«
    »Hältst du das für hilfreich?«, fuhr Irig ihn an.
    »Tut mir leid, Häuptling.«
    »Willst du ein paar Namen hören? Wir haben Cairm Eisenkopf da oben bei den Kindern. Und dahinter bei den Helden, da sind Knacknuss Whirrun und Caul Espe und der Schwarze Dow höchstpersönlich …«
    »Da oben«, brummte jemand.
    »Wer hat das gesagt?«, brüllte Zornreich. »Wer von euch verdammten Wichs…«
    »Jeder Mann, der jetzt standhält«, unterbrach ihn Irig, hob die Axt und schwenkte sie bei jedem Wort, denn er hatte des Öfteren schon festgestellt, dass eine geschwenkte Axt selbst dem leichtgewichtigsten Argument eine gewisse Schlagkraft verlieh, »jeder Mann, der jetzt seinen Teil beiträgt, wird seinen Platz am Feuer und seinen Platz in den Liedern bekommen. Jeder Mann, der von hier abhaut allerdings …« Irig spuckte auf den zusammengekrümmten Feigling, der zu seinen Füßen lag. »… bei dem würde ich Eisenkopf die Mühe ersparen, ihn zu richten, sondern ihn selbst mit der Axt erledigen, kurz und schmerzlos.«
    »Schmerzlos!«, kreischte Zornreich.
    »Häuptling.« Jemand zupfte an seinem Ärmel.
    »Siehst du nicht, dass ich versuche …«, zischte Irig und fuhr herum. »Ach du Scheiße.«
    Der Blutige Neuner spielte keine Rolle mehr. Die Union rückte an.
    »Herr Oberst, Sie müssen absteigen.«
    Vinkler lächelte. Selbst das fiel ihm schwer. »Das wäre mir schwerlich möglich.«
    »Herr Oberst, ich bitte Sie, das ist jetzt nicht der richtige Augenblick, um den Helden zu spielen.«
    »Wenn nicht jetzt …« Vinkler sah zu den zahllosen Reihen von Soldaten hinüber, die aus dem Obsthain hervorkamen. »Wann denn dann?«
    »Herr Oberst …«
    »Mit dem blutenden Bein geht es jetzt leider nicht anders.« Vinkler verzog das Gesicht, als er seinen Schenkel berührte. Selbst der leichte Druck seiner Hand ging ihm durch und durch.
    »Ist es sehr schlimm, Herr Oberst?«
    »Ja, Korporal, ich denke schon.« Er war kein Feldscher, aber er war seit zwanzig Jahren Soldat und wusste sehr wohl, was stinkende Verbände und blaurote Verfärbungen am Wundrand zu bedeuten hatten. Wenn er ehrlich war, dann hatte es ihn überrascht, dass er am Morgen überhaupt noch aufgewacht war.
    »Vielleicht sollten Sie sich zurückziehen und den Feldscher aufsuchen …«
    »Ich habe das Gefühl, die Herren werden heute anderweitig beschäftigt sein. Nein, Korporal, vielen Dank, aber ich werde weiterreiten.« Vinkler wandte sein Pferd mit einem Ruck der Zügel um; er fürchtete, dass es seinem Untergebenen mit seiner Besorgnis noch gelingen mochte, seinen Entschluss ins Wanken zu bringen, wenn er länger zuhörte. Und jetzt brauchte er seine ganze Entschlusskraft. »Männer des Dreizehnten Regiments Seiner Majestät!« Er zog sein Schwert und deutete mit dessen Spitze auf die Steinkreise am Hang über ihnen. »Vorwärts!« Mit seinem gesunden Bein trieb er sein Pferd den Berg hinan.
    Er war, soweit er das erkennen konnte, der letzte Berittene der ganzen Division. Die anderen Offiziere, auch General Jalenhorm und Oberst Gorst, hatten ihre Pferde beim Obsthain zurückgelassen und stießen zu Fuß weiter vor. Nur ein völliger Narr hätte auf den Gedanken kommen können, einen so steilen Hang zu Pferd erklimmen zu wollen. Ein Narr, der Held eines sehr unwahrscheinlichen Märchens oder ein toter Mann.
    Es war reine Ironie, dass die Wunde nicht einmal groß gewesen war. Schon vor vielen Jahren, bei Ulrioch, war er einmal durchbohrt worden, und damals hatte ihn Lord Marschall Varuz im Zeltlazarett besucht, ihm mit äußerst besorgtem Gesicht die schwitzige Hand gedrückt und einige Worte über Tapferkeit gesagt, von denen Vinkler sich später oft gewünscht hatte, er würde sich an sie erinnern. Aber zur allgemeinen Überraschung, und besonders zu seiner eigenen, hatte er überlebt. Vielleicht war das der Grund, weswegen er den kleinen Kratzer am Oberschenkel gar nicht weiter ernst genommen hatte. Aber nun machte er ganz den Anschein, als wollte er ihm den Tod bringen.
    »Verdammter Anschein«, presste er durch die zusammengebissenen Zähne hervor. Es gab nur eins, er musste versuchen, den Schmerz lächelnd zu ertragen. So, wie man es von einem Soldaten erwartete. Er hatte alle nötigen Briefe geschrieben, und das war vermutlich schon mal allerhand. Seine Frau hatte sich stets gesorgt, dass es keinen richtigen Abschied geben würde.
    Es begann

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