Heldenklingen
niemals so nahe gewesen war. Aber so hatte er sich nun einmal entschieden, nicht wahr? Entscheidungen …
Wünschen allein genügt nicht immer, und egal, wie sehr Gorst es sich wünschte, er kam nicht dorthin, wo er hinwollte. Zu viele Leichen versperrten ihm den Weg. Bis er der letzten ein Bein abgetrennt und sie beiseitegeschleudert hatte, hatte der alte Nordmann Jalenhorm schon richtiggehend aufgespießt. Gorst konnte die blutige Schwertspitze unter dem vergoldeten Rand seiner tropfenbesetzten Rüstung herausragen sehen. Der General hatte einen äußerst seltsamen Gesichtsausdruck, als sein Mörder versuchte, die Klinge wieder aus seinem Körper zu ziehen. Er lächelte beinahe.
Die Ehre ist wiederhergestellt.
Der alte Nordmann fuhr herum, als er Gorsts Aufschrei hörte; seine Augen weiteten sich, und er riss hastig den Schild nach oben. Das lange Eisen biss tief hinein, ließ das Holz zersplittern, drehte den Schild, trieb ihm den Metallrand in den Kopf und schleuderte ihn zur Seite.
Gorst rückte nach, um die Sache zu Ende zu bringen, aber schon wieder stand ihm jemand im Weg. Wie immer . Sein neuer Gegner war fast noch ein Junge, der eine Axt schwang und brüllte . Das Übliche wahrscheinlich, stirb, stirb, bla bla bla. Gorst war gern bereit zu sterben. Aber nicht, um diesem Idioten einen Gefallen zu tun. Er riss den Kopf zur Seite, ließ das Beil harmlos von seinem Schulterpanzer abgleiten, drehte sich und schwang das lange Eisen hinter sich durch die nasse Luft. Der Junge versuchte den Schlag verzweifelt abzuwehren, aber die schwere Klinge fegte das Beil aus seiner Hand und zerteilte ihm das Gesicht, bis das Hirn herausspritzte.
Eine Schwertspitze zischte auf ihn zu, und Gorst federte in der Hüfte zurück, fühlte den Luftzug auf der Wange und ein leicht unangenehmes Gefühl unter dem einen Auge. Eine Lücke hatte sich in der brüllenden Menge aufgetan, und die Schlacht entwickelte sich von dichtem Gedränge zu wilden, nassen Zweikämpfen inmitten der Helden. Alle Gedanken an Linien, Taktik, Richtung und Befehle, ja sogar an die verschiedenen Seiten lösten sich auf, als hätte es sie nie gegeben. Und wer wird sie schon vermissen, sie machen das Leben ohnehin nur unnötig kompliziert.
Aus irgendeinem Grund stand plötzlich ein halbnackter Nordmann vor ihm, und er hielt das größte Schwert in Händen, das Gorst je gesehen hatte. Und ich habe schon eine ganze Menge gesehen. Es war aberwitzig lang, als sei es für einen Riesen gemacht worden, das matte Metall schimmerte regennass, und nahe dem Heft war ein einzelner Buchstabe eingeritzt.
Der andere sah aus, als sei er geradewegs dem grellen Gemälde eines Künstlers entsprungen, der nie ein echtes Schlachtfeld zu Gesicht bekommen hatte, aber albern aussehende Menschen können genauso tödlich sein wie albern klingende, und alle Arroganz, die Gorst in dieser Hinsicht einmal besessen haben mochte, hatte sich im Rauch von Cardottis Haus der Sinnenfreunden aufgelöst. Ein Mann muss jeden Kampf so angehen, als könnte er sein letzter sein. Wird dies mein letzter sein? Das wäre zumindest zu hoffen.
Er federte zurück, ganz und gar auf der Hut, während der Ellenbogen des Mannes seitlich in die Höhe fuhr, hob den Schild, um den Schlag abzufangen, und das Eisen, um sofort zu kontern. Aber statt auszuholen machte Gorsts Gegner einen Satz und nutzte die lange Klinge wie einen Speer. Die Spitze fuhr am Rand von Gorsts Schild vorbei und schrammte kreischend an seinem Brustpanzer entlang, brachte ihn ins Trudeln. Eine Finte. Der Drang, ein Stück zurückzuweichen, war groß, aber er widerstand diesem Gefühl, hielt die Augen auf die Klinge gerichtet, verfolgte ihren Schwung durch den Regen und sah dem Bogen schillernder Tröpfchen zu, der hinter ihr herflog.
Hastig warf sich Gorst zur Seite, und das große Schwert fuhr an ihm vorüber, schlug gegen die Schiene über dem Ellenbogen und riss sie halb ab. Er stieß wieder zu, aber die Spitze seiner Klinge fand nur prasselnden Regen; sein halbnackter Gegner war schon wieder weggetaucht. Gorst holte zu einem harten Schlag auf Kopfhöhe aus, aber der Mann duckte sich, hob das große Schwert mit erschreckender Leichtigkeit, als Gorsts Eisen hinabfuhr, und die Klingen prallten mit einem Krachen aufeinander, dass die Finger taub wurden. Sie fuhren wieder auseinander, beide wachsam, und der Nordmann hielt seine Augen trotz des strömenden Regens gelassen auf Gorst gerichtet.
Die Waffe mochte ja aussehen wie ein Requisit
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