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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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lange Schwert parierte. Metall kreischte, die graue Schneide biss in sein von Calvez geschmiedetes Eisen, und mit unglaublicher Schärfe schabte sie tatsächlich eine dünne Schicht von seiner Klinge.
    Gorst wurde von dem Aufprall leicht zurückgeworfen, konnte das riesige Schwert nur eine Handbreit vor seinem Gesicht aufhalten und starrte schielend auf die regenbenetzte Schneide. Mit den Hacken stieß er unversehens gegen einen Toten, und die beiden Kämpfer kamen zum Stehen. Nun versuchte Gorst, den Nordmann mit einem Tritt von den Beinen zu holen, aber der blockierte ihn mit seinem Knie und beugte sich weiter vor. Jetzt waren sie einander noch näher. Sie keuchten und spuckten einander ins Gesicht, untrennbar miteinander verbunden, die Klingen kreischten, wenn sie den Druck veränderten oder ihre Muskeln anders anspannten, während sie gleichermaßen nach dem winzigsten Vorteil suchten und ihn doch beide nicht fanden.
    Der perfekte Augenblick. Gorst wusste nichts über diesen Mann, noch nicht einmal seinen Namen. Aber wir sind einander enger verbunden als Liebende, denn wir teilen diesen einen kleinen Splitter Zeit. Einander zugewandt. Und dem Tod ins Auge sehend, dem stets anwesenden Dritten unserer kleinen Gesellschaft. In dem sicheren Bewusstsein, dass alles in einem blutigen Wimpernschlag vorüber sein könnte. Sieg und Niederlage, Ruhm und Vergessenheit in absolutem Gleichgewicht.
    Der perfekte Augenblick. Und obwohl er jede Sehne anspannte, um ihn zu beenden, wünschte Gorst sich gleichzeitig, er würde ewig dauern. Auf dass wir wie diese Steine werden, zwei weitere Helden, die in diesen Kreis gehören, im Widerstreit erstarrt, und das Gras wird um uns herum wachsen, ein Denkmal zum Ruhm des Krieges, der Herrlichkeit des Zweikampfs, ein ewiges Treffen der Kämpen auf dem ehrbaren Feld der …
    »Oh«, sagte der Nordmann. Der Druck ließ nach. Die Klingen trennten sich. Sein Gegner stolperte zurück durch den Regen, sah blinzelnd zu Gorst und dann an sich hinunter, während sein Mund dümmlich aufklappte. Noch immer hielt er das große Schwert in seiner Hand, die Spitze schleifte über den Boden und hinterließ eine Rinne, die sich schnell mit Wasser füllte. Mit der anderen Hand berührte er sanft den Speer, der in seine Brust gedrungen war, und über dessen Schaft bereits Blut rann.
    »Das hatte ich nicht erwartet«, sagte er. Dann kippte er um wie ein Stein.
    Gorst stand da und blickte grimmig auf ihn hinab – eine ganze Weile, zumindest fühlte es sich so an, aber wahrscheinlich war es nur ein kurzer Augenblick. Es war nicht zu sagen, woher der Speer gekommen war. Es ist eine Schlacht. Da ist an Speeren kein Mangel. Er stieß einen nebelfeuchten Seufzer aus. Tja, so ist es dann wohl. Der Tanz geht weiter. Der alte Mann, der Jalenhorm getötet hatte, kroch nur einen Schritt und einen Schwertstreich entfernt durch den Dreck.
    Er tat den Schritt und hob die schartige Klinge.
    Dann explodierte sein Kopf in hellem Licht.
    Beck hatte alles mit angesehen, durch die wogende Masse der Leiber, die von allen Seiten schoben und stießen, und sein ganzer Körper war taub vor Angst. Er hatte gesehen, wie Kropf stürzte und in den Schlamm rollte. Wie Drofd dann zu ihm trat und erschlagen wurde. Wie Whirrun gegen diesen verrückten, bulligen Unionsoffizier antrat, in einem Kampf, der nur ein paar wütende Augenblicke zu dauern schien und bei dem alles viel zu schnell ging, als dass er ihm hätte folgen können. Und dann hatte er gesehen, wie Whirrun fiel.
    Er erinnerte sich, wie Kropf vor Dows Carls auf ihn gezeigt hatte, und wie er ihn als einen Mann gepriesen hatte, dessen Beispiel man folgen sollte. Ein Mann fiel schreiend vor ihm nieder, und eine Lücke tat sich auf. Tu einfach das Rechte. Halte zu deinem Häuptling. Bleib ruhig. Als der Unionist auf Kropf losging, trat Beck im toten Winkel zu ihm.
    Tu das Rechte.
    Im letzten Augenblick drehte er das Handgelenk, und mit der flachen Seite seines Schwerts schlug Beck dem Mann seitlich gegen den Kopf, dass er zu Boden stürzte. Und das war das Letzte, was Beck von ihm sah, bevor sich die trampelnden Stiefel, das Dickicht der Waffen und der verzerrten Gesichter wieder um ihn schlossen.
    Kropf blinzelte, schüttelte den Kopf und merkte, als er hinten im Hals Kotze schmeckte, dass das keine gute Idee war. Er rollte zur Seite und stöhnte wie die Toten in der Hölle.
    Sein Schild war ein zertrümmertes Wrack, das Holz war völlig zersplittert, der blutige Rand über seinem

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