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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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anstatt meinen Schweiß an euch Wichser zu verschwenden.«
    Die Frau sagte ein paar Worte zu ihrem Vater, und er antwortete etwas. »Mein Vater ist sehr erleichtert.«
    »Na, da bin ich aber hocherfreut. Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor wir uns über die Einzelheiten einig werden.« Er warf einen Blick über das Schlachtfeld rund um die Kinder. »Ihr ja wahrscheinlich auch. Wir reden morgen weiter. Sagen wir, nach dem Mittagessen. Mit leerem Bauch mache ich nicht gern Geschäfte.«
    Die Frau gab das ihrem Vater in der Unionssprache weiter, und währenddessen sah Kropf den Soldaten mit dem roten Auge an. Er erwiderte den Blick. Eine lange Blutspur lief über seinen Hals. Sein eigenes Blut, vielleicht auch Kropfs, oder das von einem von Kropfs toten Freunden? Vor nicht einmal einer Stunde waren sie sich mit aller Kraft an den Hals gegangen und hatten versucht, einander umzubringen. Nun bestand dazu keine Veranlassung mehr, und Kropf fragte sich, wieso es die je gegeben hatte.
    »Euer Mann da ist eine verdammte Mordmaschine«, sagte Dow und fasste damit Kropfs Gedanken ziemlich genau zusammen.
    Die Frau guckte über ihre Schulter. »Er ist …« Sie suchte nach dem richtigen Ausdruck. »Der Wächter des Königs.«
    Dow schnaubte. »Heute hat er ein bisschen mehr gemacht als nur zu wachen. Er hat einen Teufel in sich, und das meine ich als Kompliment. Ein Mann wie er würde auf unserer Seite der Weißflut gut zurechtkommen. Wäre er ein Nordmann, hätte er einen festen Platz in allen Liedern. Scheiße, da wäre er vielleicht sogar selbst König, anstatt einen zu bewachen.« Dow lächelte sein Mörderlächeln. »Frag ihn, ob er für mich arbeiten will.«
    Die Frau öffnete den Mund, aber der Halslose kam ihr zuvor und sagte mit dickem Akzent und der seltsamsten, piepsigsten Kleinmädchenstimme, die Kropf je bei einem Mann gehört hatte: »Ich bin zufrieden, wo ich bin.«
    Dow hob eine Braue. »Natürlich. Total zufrieden. Deswegen bist du ja so gut im Töten.«
    »Was ist mit meiner Freundin?«, fragte die Frau. »Die mit mir gefangen genommen wurde …«
    »Du gibst nicht so leicht auf, was?« Dow zeigte wieder die Zähne. »Glaubst du wirklich, dass die jetzt noch einer wiederhaben will?«
    Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ich will sie wiederhaben. Habe ich nicht dafür gesorgt, dass du bekommst, was du willst?«
    »Das kommt für manche zu spät.« Dow ließ einen achtlosen Blick über die Leichen auf dem Berg schweifen, holte tief Luft und atmete wieder aus. »Aber so ist das im Krieg, nicht wahr? Da gibt es immer Verlierer. Es wäre vielleicht eine Idee, Boten auszusenden und alle wissen zu lassen, dass sie mit den Kämpfen aufhören und sich gemütlich für ein paar Lieder ans Lagerfeuer setzen können. Wäre ja eine Schande, wenn sie sich wegen nichts weiter abschlachten würden, nicht wahr?«
    Die Frau blinzelte, und dann übersetzte sie wieder in die Unionssprache. »Mein Vater würde gern unsere Toten bergen lassen.«
    Aber der Bewahrer des Nordens hatte sich schon wieder abgewandt. »Morgen. Die laufen schon nicht weg.«
    Der Schwarze Dow stieg wieder den Berg hinauf, und der ältere Mann schenkte ihr ein ganz schwaches, entschuldigendes Lächeln, bevor er ihm folgte.
    Finree atmete tief ein, hielt die Luft an, dann atmete sie wieder aus. »Ich vermute, das war’s.«
    »Frieden ist immer eine gewisse Ernüchterung«, sagte ihr Vater, »aber deswegen nicht weniger erstrebenswert.« Er marschierte steifbeinig wieder zu den Kindern hinüber, und sie ging neben ihm her.
    Eine lockere Unterhaltung, ein paar blöde Witze, die vermutlich die Hälfte der fünf Anwesenden gar nicht verstanden hatte, und dann war alles vorbei. Die Schlacht war vorbei. Der Krieg war vorbei. Hätten sie diese Unterhaltung nicht schon ganz am Anfang führen können, damit all diese Männer – diese vielen Männer – gar nicht hätten sterben müssen? Oder nicht ihre Arme oder Beine eingebüßt hätten? Wie auch immer sie die Dinge drehte oder wendete, es wollte einfach nicht passen. Vielleicht hätte sie zornig sein sollen über diese ganze fantastische Verschwendung von Leben, aber sie war zu müde und zu genervt davon, dass ihr die feuchte Kleidung am Rücken scheuerte. Zumindest war es nun vorbei, nachdem …
    Donner grollte über dem Schlachtfeld. Schrecklich und furchteinflößend laut. Kurz glaubte sie, dass ein Blitz bei den Helden eingeschlagen hatte. Ein letztes, launisches Aufbäumen des Sturms. Dann sah sie den

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