Heldenklingen
betrachtet.« Damit schluckte Kropf seinen Drang zu kotzen hinunter und drängte sich durch die Menge. Vor ihm öffnete sich das Tal, und der Himmel darüber hatte eine seltsame Färbung angenommen, seit der Sturm abgeflaut war. »Greifen sie noch einmal an?« Er war sich nicht sicher, ob er eine zweite Runde würde aushalten können. Oder vielmehr doch. Er wusste, dass er es nicht konnte.
Dow hingegen grinste von einem Ohr zu der Stelle, wo das andere gewesen war. »Auf gewisse Weise schon.« Er deutete auf drei Gestalten, die den Berg zu den Helden heraufstiegen. Sie kamen genau denselben Weg, den Hartbrot vor ein paar Tagen genommen hatte, um zu fragen, ob er seinen Berg wiederhaben könnte. Zu dem Zeitpunkt hatte Kropf noch den größten Teil seines Dutzends gehabt, und sie alle hatten sich darauf verlassen, dass er für ihre Sicherheit sorgte. »Die wollen wohl reden.«
»Reden?«
»Gehen wir.« Dow warf Espe seine blutverkrustete Axt zu, rückte sich die Kette über den Schultern gerade und schritt durch die Lücke der moosüberwachsenen Mauer den Hang hinab.
»Nicht so schnell«, rief Kropf ihm nach, während er ihm hinterhereilte. »Das halten meine Knie sonst nicht aus!«
Die drei Gestalten kamen näher. Kropf fühlte sich ein ganz klein wenig erleichtert, als er sah, dass eine davon die Frau war, die er gestern über die Brücke eskortiert hatte und die jetzt einen Soldatenmantel trug. Das Gefühl schwand jedoch schnell, als er sah, um wen es sich bei dem dritten handelte. Der große Unionist, der ihn beinahe umgebracht hatte, und der jetzt einen Verband um den dicken Schädel trug.
Sie trafen sich auf halbem Weg zwischen den Helden und den Kindern. Dort, wo die ersten Pfeile den Boden gespickt hatten. Der alte Mann stand hoch aufgerichtet und hielt die Faust hinter dem Rücken mit der anderen Hand fest umfasst. Glatt rasiert, mit kurzem, grauem Haar und scharfem Blick, als ob ihm nichts entging. Er trug eine schwarze Jacke, auf dessen Kragen mit Silberfaden ein Muster aus Blattwerk gestickt war, hatte ein Schwert an seiner Seite, dessen Knauf aus einem Edelstein gemacht zu sein schien, aber aussah, als sei es noch niemals gezogen worden. Die Frau stand direkt neben ihm, der halslose Soldat weiter hinten, und er hatte den Blick auf Kropf gerichtet. In einem Auge war das Weiße blutrot gefärbt, unter dem anderen verlief ein schwarzer Schnitt. Offenbar hatte er sein Schwert irgendwo im Matsch auf dem Berg verloren, aber inzwischen ein anderes gefunden. Eine Klinge war hier ja schließlich überall schnell zur Hand. So waren nun einmal die Zeiten.
Dow blieb ein paar Schritte weiter oben am Hang stehen. Kropf hielt noch etwas mehr Abstand und kreuzte die Hände vor dem Körper, um schnell an sein Schwert zu kommen, obwohl er bezweifelte, dass er überhaupt genug Kraft haben würde, um es zu ziehen. Aufrecht zu stehen, das war bereits Herausforderung genug. Dow war wesentlich aufgeräumter.
»Na, wer hätte das gedacht.« Er zeigte alle Zähne, als er die junge Frau angrinste, und breitete grüßend die Arme aus. »Hätte nie erwartet, dich so schnell wiederzusehen. Willst du mich umarmen?«
»Nein«, antwortete sie. »Das ist mein Vater, Lord Marschall Kroy, Befehlshaber des Heeres Seiner Majestät.«
»Hatte ich schon vermutet. Und du hast gelogen.«
Sie runzelte fragend die Stirn. »Gelogen?«
»Er ist nicht so groß wie ich.« Dow grinste noch breiter. »Oder jedenfalls sieht es von hier so aus. Das war ja ein ziemlich aufregender Tag für uns alle, was? Ein ziemlich roter Tag.« Er hob einen liegen gebliebenen Unionsspeer mit der Stiefelspitze an und schob ihn dann beiseite. »Was kann ich für euch tun?«
»Mein Vater würde die Kämpfe gern beenden.«
Kropf fühlte eine solche Welle der Erleichterung in sich aufsteigen, dass seine geschwollenen Knie beinahe unter ihm nachgaben. Dow war jedoch vorsichtiger. »Das hätten wir schon gestern haben können, als ich euch das anbot. Dann hätten wir hier oben nicht so viel buddeln müssen.«
»Er bietet es jetzt an.«
Dow sah zu Kropf, und Kropf zuckte nur leicht die Achseln. »Besser spät als nie.«
»Hm.« Dow kniff die Augen zusammen und betrachtete erst die Frau, dann den Soldaten und dann den Marschall, als ob er im Ernst erwog, nein zu sagen. Dann stemmte er die Hände in die Hüften und seufzte. »Na schön. Kann nicht sagen, dass ich diesen ganzen Scheiß je gewollt hätte. Ich hätte ein paar meiner eigenen Leute abmurksen können,
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