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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hören, dass wir unsere Reittiere zurückbekommen.«
    »Großartig«, knurrte Tunny. »Genau zur rechten Zeit, damit wir den Weg, den wir gekommen sind, mit ihnen wieder zurückreiten können.«
    »Es soll doch nicht heißen, dass Seine Erhabene Majestät seine treuen Soldaten nicht mit allem versorgt, was sie brauchen. Wir ziehen morgen früh ab. Oder spätestens übermorgen früh. Und zwar nach Uffrith. Dort geht es auf ein schönes, warmes Schiff.«
    Tunny lächelte nun selbst unwillkürlich. Er hatte vom Norden mehr als genug. »Nach Hause, was? Meine Lieblingsrichtung.«
    Forest übertraf Tunnys Grinsen, indem er nun auf jeder Seite seines Mundes einen Zahn mehr zeigte. »Da muss ich Sie leider enttäuschen. Wir segeln nach Styrien.«
    »Styrien?«, raunte Dotter, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Ins schöne Westport!« Forest legte Dotter einen Arm um die Schultern und holte mit dem anderen weit aus, als wollte er einen fantastischen Ausblick präsentieren, der allerdings in ihrem Fall lediglich aus einer Reihe verdorrter Bäume bestand. »Der Kreuzweg der Welt! Wir werden unseren tapferen Verbündeten in Sipani beistehen und gegen die berüchtigte Teufelin Monzcarro Murcatto, die Schlange von Talins, ins Feld ziehen. Sie ist, nach allem, was man hört, eine Dämonin in Menschengestalt, eine Feindin der Freiheit und die größte Bedrohung, der sich die Union je stellen musste!«
    »Seit dem Schwarzen Dow.« Tunny rieb sich die Nasenwurzel. Das Lächeln war schon längst vergessen. »Mit dem wir gestern Frieden geschlossen haben.«
    Forest klopfte Dotter auf die Schulter. »Das ist das Schöne am Soldatenleben, mein Junge. Es gibt immer wieder neue Schurken in der Welt. Und Marschall Mitterick ist genau der richtige Mann, sie das Fürchten zu lehren!«
    »Marschall … Mitterick?« Dotter sah verblüfft aus. »Was ist mit Kroy?«
    »Der ist erledigt«, brummte Tunny.
    »Wie viele haben Sie bisher miterlebt?«, fragte Forest.
    »Lassen Sie mich mal nachdenken … acht, übern Daumen gepeilt.« Tunny zählte sie an seinen Fingern ab. »Frengen, dann Altmoyer, dann den Kurzbeinigen …«
    »Krepsky.«
    »Genau, Krepsky. Dann den anderen Frengen.«
    »Der andere Frengen«, schnaubte Forest.
    »Ein kompletter Vollidiot, sogar für einen Oberkommandanten. Dann kam Varuz, dann Burr, dann West …«
    »Das war ein guter Mann.«
    »Ist leider zu früh draufgegangen, wie die meisten guten Männer. Dann hatten wir Kroy …«
    »Lord Marschälle sind meist nur von kurzer Dauer«, erklärte Forest und zeigte auf Tunny, »aber Korporäle? Korporäle sind für die Ewigkeit.«
    »Sipani, haben Sie gesagt?« Tunny ließ sich in seine Hängematte fallen, legte ein Bein hoch und stieß sich mit dem anderen sanft schaukelnd ab. »Da war ich noch nie.« Jetzt, da er darüber nachdachte, sah er bereits die ersten Vorteile ihres nächsten Ziels. Ein guter Soldat versucht stets, die Vorteile zu erkennen. »Da ist doch bestimmt schönes Wetter?«
    »Hervorragendes Wetter«, bestätigte Forest.
    »Und ich habe gehört, dass es dort die besten verdammten Huren der Welt geben soll.«
    »Die Damen der Stadt wurden bereits ein paar Mal erwähnt, seit der Befehl ausgegeben wurde.«
    »Das sind ja schon mal zwei Dinge, auf die man sich freuen kann.«
    »Und zwei mehr, als man im Norden erwarten kann.« Forest grinste breiter denn je. Breiter, als nötig schien. »Und in der Zwischenzeit, da Ihre Truppe ja bedauerlicherweise so sehr geschrumpft ist, sind hier noch ein paar Neuzugänge.«
    »O nein«, stöhnte Tunny, dem gerade die Vorfreude auf Sonnenschein und hübsche Huren verging.
    »O doch! Kommt mal ran hier, Jungs!«
    Und sie kamen. Vier insgesamt. Neue Rekruten, nach ihrem Aussehen zu urteilen direkt vom Schiff aus Midderland, wo sie am Kai von ihrer Mammi oder ihrer Liebsten oder vielleicht auch von beiden verabschiedet worden waren. Mit neuen, frisch gebügelten Uniformen, polierten Riemen, schimmernden Gürtelschnallen; sprich, bereit für das edle Soldatenhandwerk. Sie starrten mit offenen Mündern Dotter an, der kaum einen größeren Gegensatz zu ihnen hätte darstellen können, mit seinem ausgemergelten Rattengesicht, der ausgefransten Jacke und den Schlammspritzern vom Gräberschaufeln, mit einem gerissenen Riemen an seinem Rucksack, den er notdürftig mit einem Stück Schnur geflickt hatte. Forest deutete auf Tunny wie auf eine Jahrmarktsattraktion und spulte dieselbe kleine Ansprache ab, die er bei solchen Anlässen immer

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