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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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denke aber, es war lange genug.«
    »Was ist passiert?«
    »Können wir … können wir vielleicht über was anderes reden?«
    »Dein Vater wollte nie über etwas anderes reden.«
    Er sah zu ihr hoch. »Eins habe ich jetzt gelernt. Ich bin nicht mein Vater.«
    »Gut. Das ist gut.« Sie tätschelte ihm sanft die Wange, und in ihren Augen schimmerte es feucht. »Ich bin froh, dass du wieder da bist. Kann dir gar nicht sagen, wie sehr. Hast du Hunger?«
    Er stand wieder auf, und es war beinahe mühevoll, die Beine zu strecken. Er wischte sich ein paar Tränen mit dem Handrücken weg. Dann wurde ihm klar, dass er nichts mehr gegessen hatte, seit er am Morgen des vorigen Tages bei den Helden aufgebrochen war. »Ich könnte etwas essen.«
    »Ich zünde das Feuer an!« Festen machte sich auf den Weg zum Haus.
    »Kommst du auch?«, fragte Becks Mutter.
    Beck blinzelte zum Tal hinüber. »Ich glaube, ich bleibe noch kurz hier draußen. Mache noch ein bisschen Holz.«
    »In Ordnung.«
    »Oh.« Er zog das Schwert seines Vaters aus dem Gürtel, hielt es kurz in der Hand und streckte es ihr dann hin. »Kannst du das weglegen?«
    »Wohin?«
    »Irgendwohin, wo ich es nicht mehr sehen muss.«
    Sie nahm ihm die Waffe ab, und es fühlte sich an, als sei ihm ein großes Gewicht von den Schultern genommen worden. »Manchmal bringt der Krieg wohl auch etwas Gutes«, sagte sie.
    »Für mich war es das einzig Gute, wieder nach Hause zurückzukehren.« Er beugte sich hinunter und stellte ein klobiges Stück Holz auf den Hauklotz, spuckte in die Hände und nahm die Spaltaxt. Der Griff fühlte sich gut an. Vertraut. Er passte besser in seine Hände, als das Schwert es je getan hatte, so viel war sicher. Er schlug zu, und zwei ordentlich gespaltene Scheite fielen zur Seite. Er war kein Held. Er würde nie einer sein.
    Er war zum Holzhacken geboren, nicht zum Kämpfen.
    Und deswegen hatte er Glück gehabt. Mehr Glück als Reft oder Stodder oder Brait. Mehr Glück als Drofd oder Whirrun von Blei. Sogar mehr Glück als der Schwarze Dow. Er zog die Axt mit einem Ruck wieder aus dem Hauklotz und trat einen Schritt zurück. Mochte sein, dass nicht allzu viele Lieder über Holzhacker gesungen wurden, aber auf den Berghängen hinter dem Hügel blökten die Lämmer, und das klang in seinen Ohren wie Musik. Und für ihn war es eine schönere Weise als alle großen Heldenlieder, die er kannte.
    Er schloss die Augen und atmete den Geruch von Gras und Holzrauch ein. Dann öffnete er sie wieder und sah ins Tal hinunter. Seine Haut kribbelte, so friedlich war dieser Augenblick. Er konnte gar nicht glauben, dass er diesen Ort einmal so sehr verabscheut hatte.
    Jetzt erschien er ihm gar nicht so schlecht. Im Gegenteil.

JEDER MANN DIENT EINEM ANDEREN
    A lso stehst du zu mir?«, fragte Calder so fröhlich wie ein Frühlingsmorgen.
    »Wenn bei dir noch Platz ist.«
    »So treu wie Rudd Dreibaum, was?«
    Eisenkopf zuckte die Achseln. »Ich will dich nicht für dumm verkaufen, indem ich jetzt Ja sage. Aber ich weiß, dass es mir am meisten nützt, wenn ich mich dir anschließe. Und ich würde zudem betonen, dass Treue ein trügerisches Fundament ist, das bei einem Sturm leicht einmal unterspült werden kann. Aber Eigennutz, der hält jedem Wetter stand.«
    Dazu konnte Calder nur nicken. »Ein solider Grundsatz.« Er sah zu Foss Gründig empor, der vor kurzem, nach Beilegung der Feindseligkeiten, in seine Dienste zurückgekehrt war und damit ein perfektes Beispiel für die Verlässlichkeit von Eigennutz darstellte. Trotz seiner oft geäußerten Abneigung gegen Schlachten war ihm ein großartiger Unionisten-Brustpanzer zugelaufen, auf dem eine goldene Sonne eingraviert war, die nun unter seinem schäbigen Mantel hervorfunkelte. »Ein Mann sollte ein paar haben, oder, Gründig?«
    »Ein paar was?«
    »Grundsätze.«
    »Oh, ich halte sehr, sehr viel davon. Mein Bruder auch.«
    Hohl hörte kurz damit auf, sich die Fingernägel mit einem Messer zu säubern. »Ich mag sie am liebsten mit Milch.«
    Es folgte eine etwas ungemütliche Pause. Dann wandte Calder sich wieder an Eisenkopf. »Als wir das letzte Mal sprachen, hast du gesagt, du würdest zu Dow halten. Und dann hast du mir auf die Stiefel gepisst.« Er hob einen Fuß und zeigte sein Schuhwerk, das von den Ereignissen der letzten Tage noch abgewetzter, ausgebeulter und mitgenommener war als sein Träger. »Vor einer Woche waren das die verdammt besten Stiefel im ganzen Norden. Styrisches Leder. Und jetzt sieh sie

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