Heldenklingen
dir bloß mal an.«
»Ich kaufe dir gern ein neues Paar, kein Problem.«
Calder verzog angesichts des Schmerzes, der beim Aufstehen durch seine Rippen zog, das Gesicht. »Sagen wir, zwei.«
»Wie du willst. Vielleicht besorge ich mir selbst auch ein Paar.«
»Meinst du nicht, dass etwas aus Eisen mehr dein Stil wäre?«
Eisenkopf zuckte die Achseln. »Für Eisenstiefel gibt es zu Friedenszeiten keine Verwendung. Sonst noch was?«
»Halte deine Männer in Bereitschaft, jedenfalls noch für den Augenblick. Wir müssen Macht und Stärke zeigen, bis die Union das Warten satt bekommt und sich verpisst. Sollte aber nicht allzu lange dauern.«
»Glaub ich auch.«
Calder ging ein paar Schritte und wandte sich dann noch einmal um. »Kauf auch ein Geschenk für meine Frau. Etwas Schönes, schließlich ist mein Kind bald da.«
»Klar, Häuptling.«
»Und nimm die Sache nicht so schwer. Jeder Mann dient einem anderen.«
»Das ist nur allzu wahr.« Eisenkopf verzog keine Miene. Ein wenig enttäuschend fast – Calder hatte gehofft, er würde zumindest ein wenig schwitzen. Aber vielleicht konnte er ihn später noch dazu bringen, wenn die Union nicht mehr da war. Dann war Zeit für alles Mögliche. Also begnügte er sich mit einem herrschaftlichen Nicken und ging zufrieden grinsend davon, und seine beiden Schatten folgten ihm.
Er hatte Reichel auf seiner Seite, und Schneebleich sowieso. Und er hatte sich mit Herrlich unterhalten, die dann wiederum mit Dows Carls geredet hatte, und deren Treue war daraufhin, wie zu erwarten gewesen war, mit dem letzten Regen weggewaschen worden. Zehnwegs Männer hatten sich größtenteils davongemacht, und Hansul Weißauge hatte den Verbliebenen auch eine kleine Rede über den Eigennutz gehalten und sie überzeugt. Eisenkopf und Golding hassten sich immer noch zu sehr, um eine Gefahr darzustellen, und Fremder-klopf-an behandelte ihn aus Gründen, die Calder schleierhaft waren, wie einen alten, hochgeehrten Freund.
Von der Lachnummer zum König der Welt mit nur einem Schwertstreich. Glück. Manche Männer haben Glück, andere nicht.
»Jetzt sollten wir mal die Tiefe von Glama Goldings Treue ausloten«, sagte Calder gut gelaunt. »Oder vielmehr die seines Eigennutzes.«
Sie gingen in der heraufziehenden Dunkelheit den Hang hinab. Die Sterne traten allmählich am tintenschwarzen Himmel hervor, und Calder grinste in sich hinein, während er sich ausmalte, wie er Golding in die Zange nehmen würde. Wie er dafür sorgen würde, dass der aufgeblasene Arsch bei dem Versuch, sich bei ihm einzukratzen, über seine eigene Zunge fiel. Und wie sehr er es genießen würde, die Daumenschrauben noch ein bisschen fester anzuziehen. Sie kamen an eine Weggabelung, und Gründig hielt sich nach links auf dem Weg, der um den Fuß des Heldenberges herumführte.
»Goldings Lager liegt zur Rechten«, brummte Calder.
»Das stimmt«, sagte Gründig und ging weiter. »Du hast eine ganz klare Vorstellung davon, was für dich links und rechts ist, und damit stehst du auf der Leiter des Lernens eine Stufe über meinem Bruder.«
»Für mich sieht nun mal beides gleich aus«, raunzte Hohl, und Calder fühlte etwas Spitzes in seinem Rücken. Etwas Kaltes und Überraschendes, nicht unbedingt schmerzhaft, aber doch unangenehm. Er brauchte einen Augenblick um zu begreifen, was es war, aber als er das dann tat, da war all seine Selbstzufriedenheit wie weggeblasen, als hätte diese scharfe Spitze bereits ein hübsches Loch in ihn hineingebohrt.
Wie vergänglich Hochmut ist. Ein kleines Stück scharfes Metall reicht aus, damit er sich komplett in Luft auflöst.
»Wir gehen nach links.« Hohl ließ noch einmal die kleine Spitze fühlen, und Calder gehorchte mit erhobenen Händen.
Es waren jede Menge Leute unterwegs. Rund um die Feuer waren halb erleuchtete Gesichter zu sehen. Ein paar würfelten, ein paar andere erfanden neue Prahlereien, was ihre großen Taten in der Schlacht betraf, einer trat die Funken aus, die vom Feuer auf den Mantel eines Kameraden gefallen waren. Eine Gruppe betrunkener Höriger torkelte vorüber, sah aber kaum auf. Niemand kam Calder zu Hilfe. Sie alle bemerkten nichts Ungewöhnliches, und falls doch, dann kümmerte es sie nicht. So ist das meistens mit den Leuten.
»Wo gehen wir hin?« Wobei die einzig wichtige Frage eigentlich lautete, ob sie ihm sein Grab bereits geschaufelt hatten oder sich lieber später darüber streiten wollten, wem die anstrengende Arbeit zukam.
»Das wirst du schon
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