Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
oder?«
    Sie blinzelte. »Ich …«
    »Sie werden mir niemals gehören.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Ich werde – was ?«
    »Sie werden mir niemals gehören, und ich werde auch nie jemanden haben, der so ist wie Sie.« Ihre sommersprossigen Wangen färbten sich vor Röte dunkel. »Dann lassen Sie mich ehrlich sein. Der Krieg ist schrecklich, sagen Sie?« Er zischte ihr in das entsetzte Gesicht. » Scheiße , sage ich! Ich liebe den Krieg.« Die ungesagten Worte brachen nun aus ihm heraus. Er konnte sie nicht aufhalten, und er wollte das auch gar nicht. »In den verträumten Höfen, in den Salons und in den hübschen Parks von Adua bin ich ein piepsender, verdammter Witz. Eine Peinlichkeit in Falsett. Ein lächerlicher Hanswurst.« Er beugte sich noch näher zu ihr und genoss es, dass sie zurückwich. Nur so wird sie bemerken, dass ich überhaupt existiere. Dann soll es so sein. »Aber auf dem Schlachtfeld? Auf dem Schlachtfeld bin ich ein Gott . Ich liebe den Krieg. Den Stahl, den Geruch, die Leichen. Ich wünschte, es gäbe mehr davon. Am ersten Tag habe ich die Nordmänner an den Untiefen ganz allein zurückgetrieben. Am zweiten habe ich die Brücke erobert! Ich! Gestern erklomm ich die Helden! Ich liebe den Krieg! Ich … ich wünschte, er wäre nicht vorbei. Ich wünschte … ich wünschte …«
    Aber schneller, als er erwartet hatte, war der Quell versiegt. Plötzlich stand er da, atmete schwer und sah auf sie hinab. Wie ein Mann, der seine Frau erwürgt hat und plötzlich wieder zur Besinnung kommt, wusste er nun nicht, was er als Nächstes tun sollte. Er wandte sich um und wollte hastig gehen, aber Finrees Hand lag immer noch auf seinem Arm, und ihre Finger hielten ihn nun mit aller Macht fest.
    Die erschreckte Röte wich wieder von ihren Wangen, und ihr Gesicht verhärtete sich vor Zorn. Sie schob das Kinn entschlossen vor. »Was ist in Sipani geschehen?«
    Nun waren es seine Wangen, die plötzlich brannten. Als sei der Ortsname eine Ohrfeige. »Ich wurde verraten.« Er versuchte das Wort so herauszuschleudern, dass es sie genauso durchbohrte wie ihn, aber seine Stimme hatte alle Kraft verloren. »Ich wurde zum Sündenbock gemacht.« Tatsächlich, das wehleidige Blöken eines Bocks, mehr war es nicht. »Nach all meiner Treue, meiner Wachsamkeit …« Weiter suchte er nach Worten, aber seine Stimme war es nicht gewohnt, sie auszusprechen, und sie verloren sich in einem hohen Wimmern, als sie die Zähne bleckte.
    »Ich habe gehört, dass Sie betrunken bei einer Hure lagen, als der König überfallen wurde.« Gorst schluckte. Aber er konnte das kaum leugnen. Er war aus dem Zimmer gestolpert und hatte im Laufen versucht, sich gleichzeitig den Gürtel zuzumachen und seinen Säbel zu ziehen. »Und ich habe auch gehört, dass es nicht das erste Mal war, dass Sie versagten, und der König Ihnen schon einige Male verziehen hatte, doch dieses Mal vom Geschlossenen Rat daran gehindert wurde.« Sie sah ihn von Kopf bis Fuß an und verzog den Mund. »Ein Gott auf dem Schlachtfeld, ja? Götter und Teufel sehen sich für uns kleine Leute erschreckend ähnlich. Sie haben eine Furt, eine Brücke und einen Berg genommen, und was haben Sie da getan, außer Menschen zu töten? Was haben Sie geschaffen? Wem haben Sie geholfen?«
    Er stand da und merkte, wie ihn all sein Mut verließ. Sie hat Recht. Und niemand weiß das besser als ich. »Nichts und niemandem«, flüsterte er.
    »Sie lieben also den Krieg. Ich hielt Sie zuvor für einen anständigen Mann. Aber ich sehe jetzt, dass ich mich geirrt habe.« Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Sie sind ein Held .«
    Mit einem letzten verächtlichen Blick ließ sie ihn zwischen all den Verwundeten stehen. Sie erschienen ihm nun nicht mehr so glücklich wie noch kurz zuvor. Im Gegenteil, es sah vielmehr so aus, als hätten sie große Schmerzen. Das Vogelzwitschern hatte sich in ein müdes Krähen verwandelt. Sein Hochgefühl war eine hübsche Sandburg, hinweggewaschen von den gnadenlosen Gezeiten der Realität. Er fühlte sich, als sei sein Körper aus Blei gegossen.
    Bin ich dazu verdammt, mich immer so zu fühlen? Ein höchst unangenehmer Gedanke drängte sich ihm auf. Habe ich mich auch früher schon so gefühlt … vor Sipani? Er sah Finree nach, die in dem Lararettzelt verschwand. Zurück zu ihrem hübschen, jungen, dämlichen Lord Statthalter. Erst viel zu spät begriff er, dass er darauf hätte hinweisen sollen, wer ihren Mann gerettet hatte. Man sagt nie die

Weitere Kostenlose Bücher