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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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das Meer nur Dreck angeschwemmt, seit sein Vater tot war.
    Reichel rutschte etwas zu ihm herüber und senkte die Stimme. »Der Schwarze Dow sitzt gar nicht so fest auf Skarlings Thron, auch wenn er ihn ständig überall mit sich herumschleppt. Für viele ist er immer noch der Beste, aber abgesehen von dem alten Dreckskerl Zehnweg sind ihm nur wenige wirklich treu ergeben. Viel weniger, als dein Vater hinter sich vereinen konnte. Und was sind das überhaupt für Männer, solche Kerle wie Eisenkopf und Golding? Pah!« Er schnaubte verächtlich. »Sie sind launisch wie der Wind. Die Leute fürchten den Schwarzen Dow, aber das funktioniert nur, solange man ein Schrecken bleibt, und wenn die Zeit vergeht und er nicht kämpft … Dann haben die Leute etwas Besseres zu tun, als hungrig herumzusitzen und in gegrabene Löcher zu kacken. Weil sie im letzten Monat die Ernte einbringen wollten, haben sich bei mir ebenso viele Männer verabschiedet, als ich bei dieser Heerschau habe gewinnen können. Dow muss kämpfen, und zwar bald, und wenn er das nicht tut, oder wenn er verliert, tja, dann könnte sich die ganze Lage in einem Wimpernschlag grundlegend ändern.« Und Reichel zog lange, selbstzufrieden an seiner Pfeife.
    »Und wenn er gegen die Union in die Schlacht zieht und gewinnt?«
    »Nun …« Der alte Mann sah mit zusammengekniffenen Augen zu den Sternen empor und stieß das letzte Rauchwölkchen aus. »Das ist natürlich die Gefahr. Wenn er gewinnt, ist er der große Held.«
    »Meiner nicht, das kann ich dir verraten.« Nun war es Calder, der näher rückte und flüsterte. »Und in der Zwischenzeit sitzen wir nicht am Strand. Was, wenn Dow versucht, mich zu ermorden, oder wenn er mir eine Aufgabe gibt, an der ich zwangsläufig scheitern muss, oder mich in der Schlacht an eine Stelle beordert, an der mein Tod gewiss ist? Werden mir dann Freunde den Rücken stärken?«
    »Du bist der Mann meiner Tochter, sei es, wie es sei. Ich und dein Vater haben das vereinbart, als du und Seff fast noch in den Windeln lagt. Ich war stolz, dich in meiner Familie zu wissen, als dir die Welt zu Füßen lag. Was wäre ich für ein Mann, wenn ich mich nun, da die Welt auf deinen Schultern lastet, von dir abwandte? Nein. Du gehörst zur Familie.« Wieder zeigte er seinen fehlenden Zahn und klopfte Calder mit schwerer Hand auf die Schulter. »Ich bleibe den alten Wegen treu.«
    »Aufrecht und ehrlich, wie?«
    »Genau.«
    »Also würdest du dein Schwert für mich ziehen?«
    »Scheiße, nein.« Damit drückte er Calder noch einmal die Schulter und zog die Hand dann weg. »Ich sage nur, ich würde es nicht gegen dich ziehen. Wenn ich brennen muss, dann tue ich das, aber selbst Feuer legen, das tue ich nicht.« Ungefähr das hatte Calder vermutet, aber trotzdem war es eine Enttäuschung. Und ganz gleich, wie viele man erlebt, jede Enttäuschung schmerzt aufs Neue. »Wohin wirst du gehen, mein Junge?«
    »Ich denke, ich werde Scale aufsuchen und ihn mit denen, die noch von Vaters Männern übrig sind, unterstützen.«
    »Gute Idee. Er ist stark wie ein Ochse, dein Bruder, und ebenso tapfer, aber … nun ja, es mag gut sein, dass er auch das Hirn eines Ochsen hat.«
    »Vielleicht.«
    »Dow hat eine Nachricht geschickt, er ruft das Heer zusammen. Wir alle marschieren morgen früh gen Osrung. Es geht zu den Helden.«
    »Dann werde ich Scale sicherlich dort treffen.«
    »Wird bestimmt ein inniges Wiedersehen.« Reichel winkte ihm mit seiner knorrigen Pfote zu. »Pass auf, dass dir niemand in den Rücken fällt, Calder.«
    »Das werde ich tun«, murmelte er unterdrückt.
    »Noch etwas, Calder.«
    Es schien in diesen Tagen jeder noch ein letztes Wort zu haben, und das war kaum je etwas Gutes. »Ja?«
    »Wenn du nicht auf dich selbst aufpasst, ist das eine Sache. Aber meine Tochter bürgt als Geisel mit ihrem Leben für dich. Willentlich. Ich möchte nicht, dass du irgendetwas tust, das sie oder ihr Kind in Gefahr bringt. Das werde ich nicht zulassen. Das habe ich schon dem Schwarzen Dow gesagt, und jetzt sage ich es dir. Das lasse ich nicht zu.«
    »Denkst du, ich?«, gab Calder kurz angebunden und so hitzig zurück, wie er es selbst nicht erwartet hatte. »So ein Dreckskerl, wie man von mir behauptet, bin ich dann doch nicht ganz.«
    »Das weiß ich.« Reichel warf ihm unter seinen struppigen Brauen einen scharfen Blick zu. »Nicht ganz.«
    Als Calder das Feuer verließ, lasteten die Sorgen auf seinen Schultern wie ein schweres Kettenhemd. Wenn man dem

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