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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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mir um den da leidtun würde.« Beck warf einen finsteren Blick zu Calder, der hoch im Sattel alle anderen überragte und sich noch immer durch die Leute drängte. Der Kerl erschien wie das absolute Gegenteil von allem Ehrlichen und Aufrechten. »Wie ein Kämpfer sieht er nicht gerade aus.«
    »So?« Refts Grinsen glitt hinunter zum Saum von Becks Mantel, unter dem sich die stumpfe Spitze der Schwertscheide zeigte. »Du siehst aus wie ein Kämpfer. Was aber nicht heißt, dass du auch einer bist.«
    Das wollte Beck nicht auf sich sitzen lassen. Er zog den Mantel über seiner Schulter zurück, um etwas mehr Bewegungsfreiheit zu haben, und ballte die Fäuste. »Nennst du mich etwa einen Feigling?« Stodder machte ihm vorsichtig Platz. Colving heftete seinen ängstlichen Blick auf den Boden. Brait lächelte auf seine hilflose Art.
    Reft zuckte die Achseln, als wolle er sich zwar nicht um jeden Preis provozieren lassen, aber auch keinen Fußbreit Boden verloren geben. »Ich kenne dich nicht gut genug, um zu wissen, was du für einer bist. Hast du schon mal in einer Schlacht gefochten?«
    »Nicht in einer Schlacht«, gab Beck kurz zurück und hoffte, die anderen würden denken, dass er zumindest bei einigen Scharmützeln dabei gewesen war. In Wirklichkeit hatte er nie gegen etwas anderes gekämpft als gegen Bäume, von ein paar Rangeleien mit Jungen aus dem Dorf einmal abgesehen.
    »Dann weißt du es selbst wohl auch noch nicht, oder? Man kann nie vorhersagen, wie ein Mann sich verhalten wird, wenn er mit gezogener Klinge Schulter an Schulter zwischen den anderen steht und auf den Angriff wartet. Vielleicht wirst du standhaft bleiben und kämpfen wie Skarling höchstpersönlich. Vielleicht läufst du auch davon. Vielleicht ist dein Mund größer als dein Mut.«
    »Ich werde dir zeigen, wie groß mein Mut ist, du Wichser!« Beck trat vor und hob eine Faust. Colving stieß ein leises Wimmern aus und hielt sich die Hand vors Gesicht, als fürchte er, selbst etwas abzubekommen. Reft trat einen Schritt zurück und zog seinen Mantel mit einer Hand auseinander. Beck sah den Griff eines langen Messers, und dann wurde ihm klar, dass er mit dem Zurückschlagen seines Mantels das Schwert seines Vaters enthüllt hatte, dessen Heft sich gleich neben seiner Hand befand. Erst jetzt merkte er, wie hoch der Einsatz plötzlich geworden war. Wie ein Blitz durchfuhr ihn die Erkenntnis, dass dieser Streit nicht als Rangelei zwischen Dorfjungen enden mochte. Er sah die Angst in Refts Augen, aber auch seine Bereitschaft zur Gegenwehr, ihm wurde schlecht, und er hielt einen Augenblick verunsichert inne, nicht wissend, wie er in diese Lage gekommen war oder was er nun tun soll…
    »Hey!« Flut tauchte aus der Menge auf; das kranke Bein zog er leicht hinter sich her. »Das reicht jetzt!« Beck ließ langsam die Faust sinken und war mächtig erleichtert über diese Unterbrechung, wenn er ehrlich war. »Schön zu sehen, dass ihr ein bisschen Feuer habt, aber das werdet ihr noch oft genug gegen die Südländer unter Beweis stellen können, keine Sorge. Morgen müssen wir marschieren, und ihr lauft besser, wenn ihr euch heute nicht die Köpfe blutig schlagt.« Flut streckte seine große Faust zwischen Beck und Reft, mit grauen Härchen auf dem Handrücken, die Knöchel abgestoßen und narbig von hundert alten Schrammen. »Und die hier werdet ihr zu spüren bekommen, wenn ihr euch nicht benehmt, verstanden?«
    »Joh, Häuptling«, knurrte Beck und warf Reft einen finsteren Blick zu, obwohl sein Herz so laut in seinen Ohren pochte, als würden sie gleich abfallen.
    »Joh, klar«, sagte Reft und schob den Mantel wieder zusammen.
    »Das Erste, was ein Kämpfer lernen muss, ist, wann er die Waffe besser stecken lässt. Und schert euch dort hinüber, ihr zwei.«
    Beck stellte fest, dass sich die Schlange von Jungen vor ihm aufgelöst hatte und ihn nur noch ein schlammiges Stück voller Fußabdrücke von einem Tisch trennte, den man mit einer tropfenden Leinwand überspannt hatte, um den Regen abzuhalten. Ein alter Graubart saß dort und wartete griesgrämigen Blickes auf ihn. Er hatte einen Arm verloren; der Ärmel seines Mantels war eingeklappt und über der Brust festgenäht. In der verbliebenen Hand hielt er eine Feder. Offenbar wurden die Namen aller Männer in einem großen Buch aufgeschrieben. Eine neumodische Idee, diese Schreiberei. Beck vermutete, dass sein Vater nicht allzu viel davon gehalten hätte, und er dachte genauso. Warum sollte man die

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