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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Goldes, keine Frage.«
    »Welche Weihen für die Toten?«, fragte Gründig, der eine der Leichen mit der Stiefelspitze anstupste.
    Nun, da Calder allmählich ruhiger wurde, da das Blut nicht mehr so in seinen Ohren rauschte und das Pochen in seinen Wangen allmählich leiser wurde, begann er zu überlegen. Begann darüber nachzudenken, was aus dieser Lage herauszuholen war. Er konnte diese Kerle zu Reichel schleppen und versuchen, ihm damit einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Wenn der Ehemann der Tochter im eigenen Lager abgestochen wurde, war das eine Beleidigung. Vor allem für einen Ehrenmann wie Reichel. Er konnte sie aber auch vor den Schwarzen Dow bringen, sie ihm zu Füßen schleudern und Gerechtigkeit verlangen. Aber beide Möglichkeiten bargen Gefahren, vor allem, solange er nicht sicher wusste, wer wirklich dahintersteckte. Wenn man darüber nachdenkt, was zu tun ist, dann tut man zunächst am besten gar nichts und sitzt die Sache aus. Es war besser, diese Drecksäcke einfach zu vergessen; so zu tun, als sei nichts geschehen, und seine Feinde verunsichert im Unklaren darüber zu lassen, was sich wirklich ereignet hatte.
    »In den Fluss«, sagte er.
    »Und der hier?« Hohl deutete mit seinem Messer auf den Jungen.
    Calder baute sich vor ihm auf und spitzte die Lippen. »Wer hat euch geschickt?«
    »Ich sollte nur auf die Pferde aufpassen«, flüsterte der Junge.
    »Jetzt komm schon«, sagte Gründig, »wir wollen doch nicht, dass wir dich in Streifen schneiden müssen.«
    »Mir würde das nichts ausmachen«, sagte Hohl.
    »Nein?«
    »Nicht im Geringsten.« Er packte den Jungen an der Kehle und schob ihm das Messer in die Nase.
    »Nein! Nein!«, kreischte der Junge. »Zehnweg, haben sie gesagt! Brodd Zehnweg!« Hohl ließ ihn wieder in den Dreck fallen, und Calder seufzte.
    »Dieser schuppige alte Sack.« Wie unglaublich wenig überraschend. Vielleicht hatte Dow ihm diese Aufgabe übertragen, vielleicht hatte er auch auf eigene Rechnung gehandelt. Der Junge wusste jedenfalls nicht genug, um ihnen von Nutzen zu sein.
    Hohl ließ das Messer zwischen den Fingern kreisen, und die Klinge blitzte im Mondlicht. »Und was machen wir mit dem jungen Herrn, der nur auf die Pferde aufgepasst hat?«
    Ihn umbringen, lautete Calders spontane Regung, und dann ist die Sache erledigt. Schnell, einfach, sicher. Aber in letzter Zeit dachte er immer öfter über Großmütigkeit nach. Vor langer Zeit, als er noch ein junger Narr – oder vielleicht auch nur ein jüngerer Narr – gewesen war, da hatte er Menschen aus einer Laune heraus umbringen lassen. Weil er glaubte, dass er dann stark wirken würde. Weil er glaubte, dass sein Vater dann stolz auf ihn sein würde. Es hatte nicht funktioniert. »Bevor du einen Mann wieder zu Schlamm werden lässt«, hatte ihm sein Vater anschließend mit enttäuschter Stimme erklärt, »überlege immer ganz genau, ob er dir lebendig nicht noch nützlich sein kann. Manche Menschen zerstören die Dinge einfach, weil es in ihrer Macht steht. Sie sind zu dumm, um zu erkennen, dass nichts so sehr von Macht zeugt wie Großmut.«
    Der Junge schluckte und sah zu ihm auf, die Augen groß und hoffnungslos. Sie schimmerten in der Dunkelheit feucht von bedauernden Tränen. Calder verlangte es nach nichts so sehr wie nach Macht. Deswegen zog er nun auch Großmut in Betracht. Dachte darüber nach. Dann drückte er die Zunge gegen die aufgeplatzte Lippe, und das tat ziemlich weh.
    »Tötet ihn«, erklärte er und wandte sich ab. Er hörte den Jungen überrascht aufschreien, aber nur sehr kurz. Die Menschen sind immer überrascht von ihrem Tod, auch wenn sie ihn eigentlich hätten kommen sehen müssen. Sie meinen immer, sie seien etwas Besonderes, und erwarten, dass der Kelch in letzter Sekunde doch an ihnen vorübergeht. Aber niemand ist etwas Besonderes. Er hörte das Aufklatschen, als Hohl den toten Jungen ins Wasser rollte, und das war’s. Dann kämpfte er sich die Böschung hinauf, fluchte über den durchweichten Mantel, der ihn behinderte, über seine dreckbespritzten Stiefel und seinen aufgeschlagenen Mund. Calder fragte sich, ob er selber auch überrascht sein würde, wenn seine Zeit gekommen war. Vermutlich.

DIE RECHTE ART
    I st das wahr?«, fragte Drofd.
    »Hä?«
    »Ist das wahr?« Der Junge nickte zu Skarlings Finger hinüber, der sich stolz auf seinem eigenen flachen Hügel erhob und jetzt, da es fast Mittag war, nur einen kurzen Schatten warf. »Dass Skarling Ohnekapp da drunter begraben

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