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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gezogen und den Mann erstochen hatte, aber dann wurde ihm bewusst, dass sich die Waffe nutzlos in seinem Mantel verheddert hatte. Selbst wenn er genug Kraft gehabt hätte, um seinen Arm zu bewegen – und davon konnte keine Rede sein – , hätte er sie nicht frei bekommen.
    »Was?« Seine Zunge erschien doppelt so dick wie sonst.
    Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Schatten auf. Calder kreischte auf und riss in dem sinnlosen Versuch, das Gesicht zu schützen, die Arme hoch. Etwas glitt an ihm vorüber, er spürte den Luftzug, und es krachte gegen den zweiten Mörder, der auf den Rücken stürzte. Der Erste versuchte sich stöhnend die Böschung hinaufzuziehen. Der Umriss eines Mannes kam auf ihn zu, schob sich einen Bogen über die Schulter und zog ein Schwert, um dann wie im Vorbeigehen auf den am Boden Liegenden einzustechen. Dann kam er näher und blieb stehen, eine schwarze Gestalt in der Dunkelheit. Calder starrte ihn durch die gespreizten Finger an, mit denen er sein Gesicht bedeckte, das kalte Wasser strömte derweil um seine Knie. Er dachte an Seff. Und wartete auf den Tod.
    »Wenn das mal nicht Prinz Calder ist. In so einer Umgebung hätte ich dich jetzt nicht erwartet.«
    Calder löste langsam die zitternden Hände vom Gesicht. Er kannte die Stimme. »Foss Gründig?«
    »Ja.«
    Erleichterung wallte in Calder auf wie eine Quelle. Er hätte am liebsten laut gelacht. Gelacht oder gekotzt. »Hat mein Bruder dich geschickt?«
    »Nein.«
    »Scale ist beschäftigt … beschäftigt … beschäftigt in diesen Tagen«, brummte Hohl, der noch immer auf den zweiten Mörder einstach.
    »Sehr beschäftigt.« Gründig betrachtete seinen Bruder, als sei der gerade dabei, einen Graben auszuheben. »Kämpfen und so. Krieg. Das alte Spiel, fechten und marschieren. Der steht ja auch auf Krieg, der kriegt nie genug davon. – Also, wenn das da jetzt noch nicht tot ist, dann stirbt es nie.«
    »Da haste Recht.« Hohl versetzte seinem Opfer noch einen letzten Stoß mit der Klinge, dann ging er leicht wippend in die Hocke. Seine Klinge, seine Hand, sein Arm bis hinauf zum Ellenbogen schimmerten im Mondlicht schwarzfeucht vor Blut.
    Calder versuchte nicht hinzusehen und an etwas anderes zu denken. »Was hat euch hierher verschlagen, ihr Höllenhunde?«
    Gründig streckte die Hand aus, und Calder schüttelte sie. »Wir haben erfahren, dass du aus dem Exil zurückgekehrt bist, und weil wir ja wissen, wie wahnsinnig beliebt du bist, haben wir gedacht, wir passen lieber mal ein bisschen auf dich auf. Falls ein paar Leute irgendwelchen Schweinkram versuchen würden. Und wie man ja sieht …«
    Calder hielt sich noch einen Augenblick an Gründigs Unterarm fest, während die Welt um ihn herum allmählich wieder in feste Bahnen zu geraten schien. »Gut, dass ihr gekommen seid. Nur einen Augenblick später, und ich hätte diese Dreckschweine selbst umbringen müssen.« Er stand da, das Blut pochte in seinem Kopf, und dann knickte er zusammen und kotzte auf seine styrischen Stiefel.
    »Ja, die Lage wurde gerade ein bisschen hässlich«, erklärte Gründig feierlich.
    »Wenn sich dein Schwert nicht in deinem überkandidelten Mantel verfangen hätte, dann hättest du es diesen Dreckschweinen ganz schön gegeben.« Hohl kam den Abhang herunter und zog etwas hinter sich her. »Den hier haben wir erwischt. Er bewachte ihre Pferde.« Damit schubste er eine Gestalt vor Calder in den Dreck. Ein junger Bursche, dessen blasses, dreckbespritztes Gesicht im Halbdunkel nicht besonders gut zu erkennen war.
    »Gute Arbeit.« Calder wischte sich den bitteren Mund mit dem Ärmel ab. »Mein Vater war immer der Meinung, dass ihr zu seinen besten Leuten gehörtet.«
    »Komisch.« Er konnte Hohls Zähne sehen, als der Mann grinste. »Uns hat er immer gesagt, wir seien die Schlimmsten.«
    »Ist doch auch egal. Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll.«
    »Gold«, schlug Hohl vor.
    »Joh.« Gründig nickte. »Gold wäre ein Schritt in die richtige Richtung.«
    »Ihr sollt es haben.«
    »Wir werden es bekommen. Deswegen lieben wir dich, Calder.«
    »Und natürlich auch wegen deines großartigen Sinns für Humor«, fügte Hohl hinzu.
    »Und wegen deines hübschen Gesichts und den schönen Kleidern und diesem überheblichen Grinsen, das man am liebsten mit einem kräftigen Schlag wegwischen würde.«
    »Und wegen des grenzenlosen Respekts, den wir deinem Vater entgegenbrachten.« Hohl deutete eine kleine Verbeugung an. »Aber in erster Linie ist es wegen des

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