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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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eigenen Schwiegervater allenfalls das Zugeständnis entlocken konnte, nicht selbst am Mord mitzuwirken, sondern nur tatenlos dabeizustehen, dann musste man nicht besonders schlau sein, um zu erkennen, dass man bis zum Hals in der Scheiße steckte.
    Von irgendwo her erklang Musik, alte Lieder, schlecht gesungen, über Männer, die lange schon tot waren, und über jene, die sie getötet hatten. Betrunkenes Gelächter folgte, Gestalten standen um die Feuergruben und tranken auf nichts. Ein Schmiedehammer klang durch die Dunkelheit, und Calder konnte seinen Umriss sehen, wie eingefroren vor den Funken seiner Esse. Sie arbeiteten die ganze Nacht, um Reichels neue Rekruten mit Waffen zu versorgen. Klingen, Äxte, Pfeilspitzen. Ein zerstörerisches Geschäft. Das Kreischen eines Wetzsteins ließ ihn zusammenfahren. Irgendetwas an diesem Geräusch machte ihn stets nervös. Er hatte nie begriffen, was Männer an Waffen fanden. Vermutlich war eine Heerschau von daher nicht unbedingt der beste Ort für ihn, wenn man es recht überlegte. Er blieb stehen und spähte in die Dunkelheit. Hier irgendwo hatte er sein Pferd angebun…
    Ein Stiefel schmatzte im Dreck, und er sah beunruhigt über seine Schulter. Die Umrisse zweier Männer, undeutlich im Dunkeln, die Andeutung eines unrasierten Gesichts. Und irgendwie wusste er sofort Bescheid. Und begann zu laufen.
    »Scheiße!«
    »Halt ihn auf!«
    Er rannte ins Nichts, dachte nicht nach, und das war kurz ein seltsam erleichterndes Gefühl, aber dann, als die erste Erregung nachließ, begriff er, dass sie ihn töten würden … oder vielleicht auch nicht.
    »Hilfe!«, schrie er in die Nacht. »Helft mir!«
    Drei Männer, die um ein Feuer geschart dasaßen, sahen zu ihm herüber, halb neugierig, halb verärgert über die Störung. Keiner von ihnen rührte auch nur einen Finger. Es war ihnen scheißegal. So war das meistens. Die Leute wussten nicht, wer er war, und selbst, wenn sie das gewusst hätten – er war ein viel gehasster Mann. Und wenn er auch ein viel geliebter gewesen wäre, wäre es ihnen wahrscheinlich trotzdem scheißegal gewesen.
    Er ließ sie hinter sich, sein angsterfüllter Atem brannte in seiner Kehle, dann rutschte er eine Böschung hinunter und kletterte auf der anderen Seite wieder hinauf, preschte durch ein paar Büsche, während ihm die Zweige ins Gesicht schnellten, und achtete nun, da ihm die Angst im Nacken saß, nicht mehr auf seine styrischen Stiefel. Eine Gestalt löste sich aus den Schatten, ein blasses, überraschtes Gesicht.
    »Hilfe!«, kreischte er, »Hilfe!«
    Der Jemand vor ihm hatte sich hingehockt und seilte einen ab. »Was?«
    Aber schon war Calder an ihm vorüber, stampfte durch den Dreck, ließ die Feuer von Reichels Lager hinter sich zurück. Er warf einen hastigen Blick über die Schulter, konnte aber außer den tanzenden Umrissen des Geländes nichts erkennen. Aber er hörte sie noch immer, viel zu nahe hinter sich. Viel zu nahe. Dann sah er am Fuße eines Abhangs Wasser aufblitzen, einer seiner schönen styrischen Stiefel verfing sich an irgendwas, und er wirbelte durch die Luft.
    Mit dem Kinn voran prallte er auf den Boden und rollte zusammengestaucht weiter, im Kopf sein eigenes verzweifeltes Wimmern, während der Boden ihm weiter Prügel versetzte. Schließlich blieb er liegen, aber das Gefühl, schmerzhaft weiterzurollen, hielt noch einen Augenblick an. Hände griffen nach ihm, als er sich endlich aufrichten konnte.
    »Lasst mich los, ihr Ärsche!« Doch es war nur sein eigener Mantel, schwer vor Dreck und Nässe. Calder tat einen halben Schritt, doch dann erkannte er, dass er im Begriff stand, die Böschung hinaufzuklettern, die seine Verfolger vermutlich gerade herunterkamen. Bei dem Versuch, sich umzudrehen, strauchelte er und fiel der Länge nach in den Bach, holte prustend Luft und spürte das kalte Wasser durch seine Kleidung dringen.
    »Der kann laufen, was?« Die Stimme dröhnte durch das pochende Blut in Calders Kopf, begleitet von einem hässlichen Kichern. Solche Leute lachten immer.
    »Na klar. Komm her.« Dieses vertraute Klirren, mit dem eine Klinge aus der Scheide fuhr. Calder fiel plötzlich ein, dass auch er ein Schwert besaß. Mit tauben Händen griff er danach und versuchte, im eiskalten Wasser aufzustehen. Er schaffte es bis auf die Knie. Der Verfolger, der ihm am nächsten war, machte einen Satz auf ihn zu, dann kippte er zur Seite.
    »Was machst du da?«, rief der andere. Calder fragte sich, ob er sein Schwert

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