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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zumindest auf die rechte Art. Genau, verdammt noch mal, auf die rechte Art. Er sah zu den Seiten und versuchte die zwei kleinen Grüppchen zu erspähen, die sich zuvor abgespalten hatten. Sie waren nicht zu sehen. Wahrscheinlich robbten sie durchs hohe Gras, oder sie ließen sich einfach Zeit.
    Agrick zog die Bogensehne bis an das finstere Gesicht. »Wann soll ich schießen?«
    »Sobald du treffen kannst.«
    »Irgendjemand Bestimmten?«
    Kropf fuhr sich mit der Zunge über die Vorderzähne. »Jeden, den du erledigen kannst.« Warum sprach er es nicht offen aus, er sollte doch den Mut dazu besitzen? »Jeden, den du töten kannst.«
    »Ich werde mein Bestes tun.«
    »Tu dein Schlimmstes, dann wäre ich noch glücklicher.«
    »Da hast du Recht.« Agrick ließ den Pfeil davonschnellen, nur um die Reichweite zu prüfen, und der Schaft surrte über die Köpfe von Hartbrots Truppe, die sich sofort duckte. Herrlichs erster Pfeil schlug summend in einen Schild, und der Mann dahinter fiel zurück und zog dadurch den ganzen Schildwall leicht auseinander. Die Formation löste sich ohnehin allmählich auf, da mochte Hartbrot noch so viel herumbrüllen. Manche Männer krochen eben schneller, die anderen eher langsamer diese verdammt steile Anhöhe hinauf.
    Drofd schoss ebenfalls, und der Pfeil stieg hoch in die Luft, bis er sich irgendwo nahe bei den Kindern verlor. »Scheiße!«, fluchte er und legte mit bebenden Fingern den nächsten auf.
    »Ganz ruhig, Drofd, ganz ruhig. Atmen.« Allerdings fand Kropf es selbst nicht ganz einfach, ruhig zu atmen. Er hatte nie viel für Pfeile übrig gehabt. Schon gar nicht, das verstand sich ja von selbst, wenn sie aus dem Himmel auf ihn herunterregneten. Sie sahen ja gar nicht so bedrohlich aus, und doch konnten sie am Ende den Tod bedeuten. Er erinnerte sich daran, wie damals bei Ineward ein richtiger Pfeilhagel auf sie niedergegangen war, wie ein Schwarm zorniger Vögel. Und keine Deckung, nichts. Es blieb nur Hoffnung.
    Einer surrte nun heran, und er trat zur Seite, hinter den nächsten Helden, und duckte sich hinter seinen Schild. Es war nicht besonders lustig, diesem Pfeil bei seinem Flug zuzusehen und sich zu fragen, ob der Wind ihn im letzten Augenblick packen und ihn in sein Fleisch bohren würde. Aber der Schaft traf gegen den Stein und trudelte harmlos beiseite. Zwischen dem Tod und einem Pfeil im Gras war manchmal kein großer Abstand.
    Der Mann, der ihn abgeschossen hatte, verharrte auf ein Knie gestützt und fummelte mit seinem Köcher herum, während die sichere Schildmauer weiterrückte und den Hügel hinaufzog. Athrocs Pfeil traf ihn in den Bauch. Kropf sah, wie der Bogenschütze den Mund aufriss und der eigene Pfeil noch von der Sehne schnellte; der Schrei kam einen Augenblick später als langgezogenes Heulen bei ihnen an. Dieser Klang mochte zwar durchaus bedeuteten, dass sich das Zahlenverhältnis geringfügig zu ihren Gunsten verschob, aber Kropf hörte ihn trotzdem nicht gern. Ihm missfiel vor allem der Gedanke, dass er selbst so ein Geräusch ausstoßen mochte, bevor die nächste Stunde vergangen war.
    Das Ende des Schildwalls franste allmählich etwas aus, während die Männer zu dem schreienden Bogenschützen hinübersahen und sich wohl fragten, ob sie ihm helfen oder weiterrücken sollten – oder ob es vielleicht als Nächstes sie selbst treffen würde. Hartbrot brüllte ein paar Befehle, und die Linie rückte wieder zusammen, aber Herrlichs nächste Pfeile schossen nahe über ihre Köpfe und lösten die Ordnung wieder auf. Kropfs Truppe hatte die Anhöhe auf ihrer Seite und konnte schnell und flach schießen. Hartbrots Männer mussten ihre Pfeile in die Höhe steigen lassen, wo sie der Wind zu fassen bekam. Trotzdem durfte man nichts dem Zufall überlassen. Und außerdem wurde diese Schlacht nicht mit Pfeilen gewonnen.
    Kropf ließ Drofd noch einmal schießen, dann packte er ihn am Arm. »Zurück zu den anderen.«
    Der Junge fuhr herum und sah aus, als wollte er schreien. Vielleicht war er vom Blutrausch der Schlacht gepackt: Man wusste nie, wen das erwischen würde. Wilde Angst und wilder Mut wachsen wie zwei Blätter am gleichen Nesselbusch und verbrennen einem beide die Hände. Kropf bohrte dem Junge die Finger in die Schulter und zog ihn zu sich heran. »Zurück zu den anderen, habe ich gesagt!«
    Drofd schluckte, und offenbar brachte ihn Kropfs harter Griff wieder zur Vernunft. »Häuptling.« Damit stolperte er vornübergebeugt wieder in den

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