Heldenklingen
Schicksal weist.« Whirrun schob seine Kapuze zurück und fuhr sich mit der Hand durch das plattgedrückte Haar. »So wie du es Schoglig zufolge eines Tages tun wirst.«
Kropf seufzte. »Ich kann es kaum erwarten. Irgendwelche Fragen?« Es kam kein Laut, abgesehen vom Wind, der über das Gras schrammte, dem Aufeinandertreffen jener Hände, die sich noch nicht abgeklatscht hatten, dem Schnaufen und Klimpern, mit dem Brack endlich Yons Rüstung festzurrte. »In Ordnung. Falls ich nicht noch einmal die Möglichkeit bekommen sollte, es euch zu sagen – es war eine Ehre, mit euch zu kämpfen. Oder vielmehr eine Ehre, sich mit euch bei jedem Dreckswetter durch den Norden zu prügeln. Denkt immer daran, was Rudd Dreibaum mir einmal gesagt hat. Sorgt dafür, dass wir die anderen umbringen und nicht etwa umgekehrt.«
Herrlich grinste. »Der beste Ratschlag zur Kriegsführung, den ich je gehört habe.«
Jetzt rückte der Rest von Hartbrots Jungs an, der größte Teil der Truppe. Sie nahmen sich Zeit, näherten sich langsam, aber unaufhaltsam dem Hügel der Kinder. Längst waren sie mehr als nur Punkte. Viel mehr. Männer mit einem Ziel vor Augen, begleitet von einem gelegentlichen Aufblitzen geschärften Metalls. Eine schwere Hand fiel Kropf auf die Schulter, und er fuhr zusammen, aber es war nur Yon, der hinter ihm stand.
»Kann ich dich kurz sprechen, Häuptling?«
»Worum geht es denn?« Das wusste er natürlich längst.
»Das Übliche. Wenn ich getötet werde …«
Kropf nickte und bemühte sich, dieses Gespräch kurz zu halten. »Dann gehe ich zu deinen Söhnen und gebe ihnen deinen Anteil.«
»Und?«
»Ich sage ihnen, was du für ein Mann warst.«
»Ohne etwas auszulassen.«
»Ohne etwas auszulassen.«
»Gut. Und dass du mir dabei ja nichts aufpolierst, du alter Sack.«
Kropf deutete mit der Hand auf seinen fleckigen Mantel. »Wann habe ich denn wohl zum letzten Mal was aufpoliert?«
Der Hauch eines Lächelns streifte Yons Lippen, als sich die beiden Männer an den Händen packten. »In letzter Zeit nicht, Häuptling, das steht mal fest.« Kropf kam der Gedanke, wer benachrichtigt werden musste, wenn er wieder zu Schlamm geworden war. Seine ganze Familie war hier.
»Zeit fürs Palaver«, brummte Herrlich.
Hartbrot hatte seine Männer bei den Kindern zurückgelassen und stieg nun mit leeren Händen und offenem, ihnen zugewandtem Gesicht die Anhöhe der Helden herauf. Kropf zog sein Schwert und spürte das furchteinflößende, Sicherheit vermittelnde Gewicht in seiner Hand. Er wusste um seine Schärfe, schließlich hatte er es seit vielen Jahren jeden Tag mit dem Wetzstein bearbeitet. Leben und Tod in einem Stück Metall.
»Man fühlt sich groß damit, nicht wahr?« Espe ließ die Axt in seiner Faust kreisen. Es war eine brutal wirkende Waffe, mit einem nietenbeschlagenen Schaft und einem zerfurchten, schimmernden Blatt. »Ein Mann sollte stets bewaffnet sein. Und wenn auch nur um dieses Gefühls willen.«
»Ein unbewaffneter Mann ist wie ein Haus ohne Dach«, brummte Yon.
»Am Ende fangen beide an zu lecken«, beendete Brack den Satz für ihn.
Hartbrot blieb weit außer Schussweite stehen, und das lange Gras umspielte seine Waden. »Hey, hey, Kropf! Bist du also noch da oben?«
»Leider ja.«
»Gut geschlafen?«
»Ich hätte ein schönes Federkissen gebrauchen können. Hast du mir eins mitgebracht?«
»Wenn ich doch bloß eins übrig hätte. Ist das da Caul Espe bei dir?«
»Joh. Und er hat zwei Dutzend Carls mitgebracht.« Es war den Versuch wert, aber Hartbrot grinste nur.
»Man kann’s ja mal probieren, was? Hat er nicht. Hab dich schon eine Weile nicht mehr gesehen, Caul. Wie läuft’s denn so?«
Espe zuckte andeutungsweise die Achseln. Sonst nichts.
Hartbrot hob die Augenbrauen. »So steht’s also, was?«
Wieder ein leises Zucken. Als würde es ihm auch nichts ausmachen, wenn der Himmel einstürzte.
»Ganz, wie du willst. Wie sieht’s denn aus, Kropf? Kann ich meinen Hügel wiederhaben?«
Kropf bewegte die Hand am Schwertgriff hin und her, und die entzündete Haut an den Rändern seiner abgekauten Fingernägel brannte. »Ich wollte hier eigentlich noch ein bisschen sitzen bleiben.«
Hartbrot runzelte die Stirn. Das war ganz offensichtlich nicht die Antwort, auf die er gehofft hatte. »Hör mal, Kropf, du hast mir neulich eine faire Chance gegeben, also gebe ich sie dir auch. Es gibt eine rechte Art, die Dinge zu erledigen, und fair muss fair bleiben. Aber dir ist vielleicht
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