Heldenklingen
Whirrun auf die Schulter und lehnte sich gegen ihn, einen Fuß auf die Zehenspitzen aufgestellt. »Ihr kennt diesen Irren doch schon so viele Jahre, und da erwartet ihr noch immer, dass er vernünftig handelt? Er ist bekloppt!«
»Wir sind alle bekloppt, Weib!« Brack war rot im Gesicht, weil er so lange die Luft angehalten hatte, während Yon versuchte, die Schnallen am Rücken zu schließen. »Wieso würden wir wohl sonst für diesen Hügel und ein paar Felsblöcke kämpfen?«
»Krieg und Irrsinn haben eine Menge gemeinsam.« Das war Scorry, der mit einem Mund voller halb zerkauter Wurzelfasern wenig Hilfreiches von sich gab.
Yon hatte endlich die letzte Schnalle zubekommen und streckte die Arme aus, damit ihm nun Brack beim Anlegen seiner Rüstung helfen konnte. »Nur weil man bekloppt ist, muss man doch nicht ohne Rüstung in eine Schlacht, oder?«
Hartbrots Truppe hatte inzwischen die Obstgärten hinter sich gelassen, und nun spalteten sich zwei Dreiergrüppchen von den anderen ab – eine hielt nach Westen, auf den Fuß des Hügels zu, die andere nach Norden. Sie wollten sie in die Zange nehmen. Drofds Augen wurden groß, während er sie beobachtete, und dann sahen sie zu den anderen, die sich kampfbereit machten. »Wie können sie darüber Witze machen? Wie können sie verdammt noch mal jetzt Witze machen?«
»Weil jeder Mann seine eigene Art hat, seinen Mut zu finden.« Kropfs Art war es, gute Ratschläge zu geben, aber das gab er nicht zu. Wenn man selbst Angst hatte, dann gab es nichts Besseres, als neben einem Mann zu stehen, der sich noch mehr fürchtete. Er umschloss Drofds Hand und drückte sie. »Einfach normal atmen, mein Junge.«
Drofd holte zittrig Luft und atmete mühsam wieder aus. »Hast ja Recht, Häuptling. Atmen.«
Kropf wandte sich der übrigen Truppe zu. »Also dann, Leute! Es gibt zwei Dreiergrüppchen, die unsere Flanken angreifen sollen, und dann knapp zwanzig Mann, die uns von vorn nehmen werden.« Er ging schnell über die Zahlen hinweg, in der Hoffnung, dass niemand das Verhältnis ausrechnen würde. Vielleicht auch in der Hoffnung, es selbst nicht zu deutlich zu erkennen. »Athroc, Agrick und Herrlich bleiben im Hinterhalt, Drofd auch. Ihr nehmt sie mit Pfeilen unter Beschuss und sorgt dafür, dass sie sich auf der Bergflanke zerstreuen müssen. Sobald sie dann näher an die stehenden Steine kommen … greifen wir an.« Er sah, dass Drofd schluckte; offenbar erfüllte ihn der Gedanke an einen Angriff nicht gerade mit Begeisterung. Bei den Toten, er selbst konnte sich auch schönere Beschäftigungen für einen Nachmittag vorstellen. »Sie haben nicht genug Leute, um uns einzukreisen, und das Gelände ist auf unserer Seite. Wir können es uns aussuchen, wo wir sie angreifen wollen, und wir werden es ihnen richtig geben. Mit ein bisschen Glück können wir sie niederringen, bevor sie es sich zu gemütlich machen, und wenn dann die anderen sechs noch Lust zu kämpfen haben, wischen wir mit ihnen den Boden.«
»Wir werden sie richtig fertigmachen!«, grölte Yon und klatschte sich mit seinen Waffenbrüdern ab.
»Wartet auf meinen Befehl und greift zusammen an.«
»Zusammen.« Herrlich klatschte ihre Rechte gegen Scorrys und versetzte ihm mit der linken Faust einen Knuff gegen den Arm.
»Ich, Espe, Brack und Yon übernehmen die Mitte.«
»In Ordnung, Häuptling«, sagte Brack, der mit Yons Rüstung kämpfte.
»Verdammt noch mal, joh!« Yon vollführte einen Übungsstoß mit seiner Axt und riss Brack die Schnallen aus der Hand.
Espe grinste und streckte die Zunge heraus, was nicht besonders viel Zuversicht vermittelte.
»Athroc und Agrick lassen sich auf die Flügel zurückfallen.«
»Joh«, antworteten beide wie aus einem Mund.
»Scorry, wenn einer versucht, schon früh seitlich anzugreifen, dann hau ihm auf die Finger. Wenn wir nahe dran sind, bildest du die letzte Reihe.«
Scorry summte vor sich hin, aber er hatte zugehört.
»Whirrun. Du bist die Nuss in der Schale.«
»Nein.« Whirrun nahm den Vater der Schwerter, der gegen einen Stein lehnte, und hob ihn hoch, bis der Knauf in der Sonne schimmerte. »Das hier ist die Nuss. Und damit bin ich wohl … na ja … dieses komische, dünne Dingens zwischen der Nuss und der Schale.«
»Du bist echt ein komisches Dingens«, brummte Herrlich.
»Mir ist egal, was für’n Teil der Nuss du bist«, sagte Kropf, »solange du zur Stelle bist, wenn die Schale knackt.«
»Oh, ich werde nirgendwo sein, bevor du mir nicht mein
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